Süddeutsche Zeitung

MVG:Weitere Warnstreiks im Nahverkehr abgewendet

Die Gewerkschaft Verdi hat sich mit der MVG auf einen neuen Haustarif geeinigt. Die Fahrer hatten nicht nur mehr Geld, sondern auch Gleichbehandlung verlangt.

Von Kassian Stroh

Die Fahrer von Münchens Bussen, U- und Trambahnen bekommen mehr Geld - und gestreikt wird im Nahverkehr frühestens in einem Jahr wieder: Die Gewerkschaft Verdi hat sich mit der Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) auf einen neuen Haustarif geeinigt. Nach Angaben beider Seiten bekommen die Beschäftigten je nach Entgeltgruppe zwischen 130 und 150 Euro mehr im Monat. Verdi hatte 200 Euro mehr gefordert. Zudem wird die monatliche Schichtzulage um 24 Euro auf 185 Euro angehoben. Das ergibt laut MVG insgesamt ein Plus von etwa sechs Prozent.

Der neue Vertrag gilt für 14 Monate. Verdi hatte am Dienstag der vergangenen Woche die Fahrerinnen und Fahrer zu einem massiven Warnstreik aufgerufen: Elf Stunden lang fuhren in München keine U-Bahnen mehr, nur wenige Trams und nur ein Teil der Busse. Es ging um den MVG-Haustarifvertrag - er gilt für die etwa 1300 Beschäftigten der MVG, von denen die meisten als Fahrer im Einsatz sind. Sie verlangten aber nicht nur mehr Geld, sondern auch Gleichbehandlung. Denn für mehrere hundert Fahrer in München, die noch alte Arbeitsverträge mit den Stadtwerken, der MVG-Muttergesellschaft, haben, gilt der bessere bayernweite Tarifvertrag Nahverkehr (TV-N). An diesen will Verdi den Haustarif angleichen.

Ihr war daher wichtig, dass der neue Haustarifvertrag eine Laufzeit von 14 Monaten bekommt. Somit läuft er nämlich Ende August 2020 aus, genauso wie der TV-N - so dass dann über beide Verträge verhandelt wird, mit der Möglichkeit gleichzeitiger Streiks beider Mitarbeitergruppen. Dieses Szenario wollte die MVG verhindern, weshalb sie eine längere Laufzeit forderte. Letztlich ohne Erfolg. Laut MVG-Personalchef Werner Albrecht drohte Verdi in den Verhandlungen damit, in diesem Fall im Sommer 2020 auch die nach Haustarifvertrag Bezahlten zum Solidaritätsstreik aufzurufen. So habe man die "Kröte" der kurzen Laufzeit geschluckt, sagte Albrecht.

Der neue Vertrag wurde in mehreren Punkten dem TV-N angeglichen, etwa mit der Möglichkeit, bei Lohnverzicht mehr Urlaub zu bekommen. Das höchste Plus von 150 Euro im Monat gibt es bei den Einstiegsgehältern; sie lägen damit über dem Niveau des TV-N, sagte Albrecht. Die MVG, die um neues Personal wirbt, zahle künftig also landesweit die besten Einstiegsgehälter.

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SZ vom 20.07.2019/amm
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