Nahverkehr in München:Nehmt den Autos den Platz weg

Nahverkehr in München: Warten in der Blechlawine: Der Dienstagmorgen für Autofahrer in München.

Warten in der Blechlawine: Der Dienstagmorgen für Autofahrer in München.

(Foto: Stephan Rumpf)

Der MVG-Streik zeigt beispielhaft, wie sehr die Stadt München bei der Bewältigung des Verkehrs an ihre Grenzen stößt.

Kommentar von Nina Bovensiepen

Stehen, fluchen, hupen - aus diesem Dreiklang dürfte für viele Münchner am Dienstagmorgen der Weg ins Büro bestanden haben, zumindest wenn sie mit dem Auto unterwegs waren. Den MVG-Streik sahen vermutlich am gelassensten die Radler, die an den Blechlawinen vorbeirollten. Doch auch auf Radlwegen, auf denen nun auch noch der ein oder andere E-Scooter unterwegs ist, ballt es sich an solchen Tagen und wird teils gefährlich eng. Und so führt ein Streik im Teil des öffentlichen Nahverkehrs beispielhaft vor Augen, wie sehr die Stadt München an Grenzen kommt bei der Bewältigung des Verkehrs.

Für den radelnden Teil der Bevölkerung mag dabei tröstlich sein, dass Oberbürgermeister Dieter Reiter nun die Ziele der zwei laufenden Radl-Bürgerbegehren übernehmen will. Das ist gut. Es ist aber viel zu wenig. Um den immer noch wachsenden Verkehrsstrom in München in den Griff zu bekommen, braucht es enorme Kraftanstrengungen und Mut zu Entscheidungen, die einigen Menschen - vor allem Autofahrern - weh tun werden.

München, die umliegenden Landkreise sowie der Freistaat müssen in Zukunft viel energischer und gemeinsam eine Verkehrsplanung betreiben, die vor allem den öffentlichen Nahverkehr stärkt. Das hat in der Vergangenheit oft nicht funktioniert - nur ein Beleg ist die viel zu lange Debatte über eine zweite Stammstrecke, deren Fertigstellung jüngst noch einmal um mindestens zwei Jahre verschoben wurde. Auf das Jahr 2028. Zur Erinnerung: im Jahr 2001 fiel der Grundsatzbeschluss für diese zweite Strecke. Eine absurd lange Zeit.

Bei solchen Projekten, wie auch beim Ausbau von Radwegen, darf der Wegfall von Flächen für Autos kein Tabu mehr sein. Und es muss noch mehr getan werden, um den Individualverkehr im Auto einzudämmen aufs nötige Maß. München braucht eine zeitgemäße Stellplatzordnung, die bei Neubauten weniger Flächen für Autos vorsieht. Andere Städte machen es vor. Zudem sollten die Parkgebühren, vor allem in der Innenstadt, deutlich steigen, sodass Bus und Bahn mit Abstand die günstigere Alternative sind, um in die City zu kommen.

Gefragt sind beim Thema Auto auch Unternehmen. In vielen Firmen ist der Dienstwagen immer noch die klassische Zugabe für Besserverdiener, es ist im Straßenbild unübersehbar. Alternativen, dass Firmen stattdessen eine Jahreskarte für den Nahverkehr, eine Bahncard, ein Fahrrad oder E-Bike anbieten, haben sich bisher zu wenig durchgesetzt. Es wäre an der Zeit. Denn das Stehen, Fluchen und Hupen findet auf zu vielen Strecken aus der und in die Stadt längst an zu vielen Tagen statt.

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