Süddeutsche Zeitung

München heute:Report zu Islamfeindlichkeit / Sport im Winter

Nachrichten und Lesenswertes aus der Stadt.

Von Jakob Wetzel

Die Zahlen sind schon etwas älter, aber das macht sie nicht weniger traurig. Der Bundesregierung zufolge gab es 2019 in Deutschland 184 islamfeindlich motivierte Angriffe auf Moscheen, muslimische Einrichtungen oder islamische Repräsentanten. Im Schnitt wurden also jeden zweiten Tag irgendwo ein Imam, eine Moschee oder zum Beispiel ein islamischer Friedhof oder Kulturverein attackiert. Sechs Mal ging es dabei um Körperverletzung, davon drei Mal gar um schwere, ansonsten meist um Volksverhetzung, aber auch um Sachbeschädigung und Beleidigungen. Und es sind damit bei Weitem nicht alle antimuslimischen Vorfälle erfasst. Angriffe auf gewöhnliche muslimische Bürgerinnen und Bürger etwa sind in dieser Liste generell nicht enthalten - sofern sie überhaupt aktenkundig geworden sind. Denn in den meisten Fällen melden sich Betroffene nicht bei der Polizei.

Es gibt diese Vorfälle auch in München. Wie viele, ist unklar; die städtische Fachstelle für Demokratie hat zwar erst im vergangenen Jahr eine neue Studie zu Hasskriminalität in Auftrag gegeben, Ergebnisse aber gibt es noch keine. Genaue Zahlen kennt auch der Münchner Muslimrat nicht. Doch er hat nun erstmals einen Report vorgelegt, um Fälle von antimuslimischem Rassismus in München öffentlich zu machen. 180 Vorfälle sind hier zusammengekommen, allerdings nicht in einem ganzen Jahr, sondern in lediglich einem halben.

Besonders häufig sind Münchnerinnen und Münchner betroffen, die eine religiöse Kopfbedeckung wie das Kopftuch tragen. Und diese berichteten in 15 Prozent der Fälle nicht einfach nur von Beleidigungen und Belästigungen, sondern von handfester Gewalt. Davon, dass sie zum Beispiel auf den Rücken geschlagen oder bespuckt wurden, oder dass jemand versucht habe, ihnen das Tuch vom Kopf zu reißen - und zwar in jedem dieser Fälle in aller Öffentlichkeit, in der Fußgängerzone oder in öffentlichen Verkehrsmitteln.

Dass wir ein Problem mit antimuslimischem Rassismus haben, wird immer wieder schlaglichtartig klar, wenn Rechtsextremisten morden wie 2020 in Hanau. Es wäre an der Zeit, das Problem auch im Alltag ernstzunehmen.

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