Für Pop aus München sind wir regelmäßig unterwegs: Wir schauen bei den Konzertbühnen dieser Stadt vorbei, wir besuchen Proberäume und durchkämmen das Internet. Von daher wissen wir meist, welche Bands in München auffallen und von welchen Bands man in Zukunft hören wird - nachzulesen jeden Dienstag in unserer Rubrik "Band der Woche". Ende des Jahres gehen wir einen Schritt weiter. Wir haben zehn Bands ausgesucht für die Wahl zur "Band des Jahres".
Matteo Germeno
Seit jeher stand für Matteo Germeno fest: Musik, das ist kein Hobby, sondern der einzige Beruf, den er sich vorstellen kann. Der 22-Jährige hatte fast seine gesamte Jugend damit verbracht, in Kellern zu proben. Drei- bis viermal pro Woche, immer mit verschiedenen Bands. Vergangenes Jahr beschloss er dann schweren Herzens, eine Solokarriere zu starten. Doch es hat sich ausgezahlt: Er bekam einen Plattenvertrag bei Sony. Zwei Singles hat er bereits veröffentlicht, die sich stilistisch irgendwo zwischen Pop, Indie und New Wave einordnen lassen. Matteo bezeichnet das Genre als "Dream Pop". Traumhaft ist auch die Kulisse des Musikvideos zu "Fever Dream". Gedreht wurde es an der Amalfiküste, der Heimat seines Vaters.
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Inlier
Zunächst schafften es Inlier Ende 2021 bis ins Finale des Sprungbrett-Wettbewerbs. Dann spielten sie diesen Sommer auf dem "Sound Of Munich Now"-Festival. Und schließlich veröffentlichten sie noch ihre erste EP, "Merry and Motionless". Man könnte also sagen, dass die vierköpfige Band im vergangenen Jahr richtig durchgestartet ist. Dabei machen Leo Zinsler, Ben Dages, Mario Heitmayr und Kilian Schülen eigentlich schon viel länger zusammen Musik. 2019 fingen sie an, in einem Keller Metal-Songs zu covern. Diese Vertrautheit bemerkt man auch, wenn man ihnen beim Spielen zusieht. Nur dass es jetzt ihre eigenen Songs sind, die sie performen. Songs wie "Home Sweet Home" - eine Synthese aus Punkrock, Metal und Elektro.
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Plume
Mit Kajal umrandete Augen, dunkle Kleidung, geheimnisvoller Blick in die Kamera. Betrachtet man den stilvollen Internetauftritt der Band Plume, ist es kaum verwunderlich, woher sie ihre Inspiration nehmen: Linkin Park, Bring Me the Horizon und The Cure. Ihre Songs handeln vom Ende der Welt oder von Friedhöfen und tragen Titel wie "Everyone Is Getting Wasted in the Graveyard" oder "Tiredness Breaks Over me". Zusammen mit den schweren Post-Rock-Sounds ergibt das ein Gesamtpaket, das gut ankommt: Pascal Pashaee, David Riederer, Luka Lorch, Richard Kilian und Dennis Nienaber gewannen erst kürzlich den Sprungbrett-Wettbewerb des Feierwerks.
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Kinga
Für Kinga Noemi Balla, kurz Kinga, ist die Musik ein Weg, ihre Herkunft zu würdigen. Das heißt: Gesang, der mühelos zwischen Deutsch, Englisch und Ungarisch oszilliert. Als früherer "Tanzalarm"-Kinderstar und Voice-of-Germany-Kandidatin hat Kinga einiges an Bühnenerfahrung. Beim diesjährigen "Sound of Munich Now" erzählte sie, dass Auftritte mit ihrer eigenen Musik trotzdem noch ungewohnt seien. Ihr Sound bewegt sich zwischen Pop und Soul, drei Songs sind 2022 von ihr erschienen. Sie machen gespannt auf das, was von dieser sich stetig weiterentwickelnden Künstlerin noch kommt.
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Daisy Dreams
Daisy Dreams erster Traum war eine Frontsängerin. Die fanden die ehemaligen Apian-Mitglieder Gregor Jaroschka, Sascha Moecker, Daniel Mirbeth, und Simon Heinz schließlich durch eine zufällige Begegnung in einer Bar mit der Sängerin Verena Lederer. Es harmonierte sofort. Verenas melancholischer Stil, bekannt aus ihrem vorherigen Projekt Klimt, trifft auf poppige, verspielte und psychedelische Elemente. "Doesn't waste time" - verliert keine Zeit, steht im Spotifyprofil der Band, die es erst seit 2022 gibt und die trotzdem schon auf einige Konzerte und zwei veröffentlichte Singles zurückblicken kann. Die dritte - "Molecules" - wird am 30. Dezember erscheinen und dieses erste gemeinsame Jahr abrunden.
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Zoëla
Wie gemacht für ruhige Barabende - das ist die Musik von Zoëla. Bei Jamsessions in einer Bar hat sich die seit 2020 aktive Band auch kennengelernt. Der unaufdringliche Mix aus Soul und Jazz mit einzelnen Hip-Hop-Elementen spiegelt die Persönlichkeit der Frontsängerin Hannah Zoe Götschl wider, die ungern im Mittelpunkt steht. Stattdessen reiht sie sich bei Auftritten neben Clemens von Finckenstein (an Piano und Drums) und Mateo Navarro (an der Gitarre) ein. Beide Singles von Zoëla sind 2022 erschienen.
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Wonuola
Maria Omowonuola Ferreira alias Wonuola weiß seit ihrem ersten Auftritt 2021: "Die Bühne ist mein Zuhause." Die 20-Jährige bewegt sich zwischen R'n'B und Afrobeat, möchte sich aber noch nicht auf eine Musikrichtung festlegen. Es geht ihr primär um Spaß beim Zuhören. Auch ihre Songtexte sind thematisch vielfältig, mal geht es um Liebe, um Lust, mal um Angeberei. Ihr Künstlername leitet sich aus dem Nigerianischen ab: "Kind, das Glück ins Leben bringt." Doch Wonuola singt auch über düstere Emotionen: Im Juli 2022 veröffentlichte sie die Single "Desaparece", in der es um Lügen, Wut und Herzschmerz geht.
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Fragments
"Es geht darum, Bilder zu erzeugen und Gefühle zu konservieren", sagt Kilian Sladek zur Musik seiner Band Fragments. Mit dem Ambient Sound verschwimmen Instrumentalisches und Gesang, der völlig ohne Lyrics auskommt, sondern sich in den Klang der Musik, das Bild, das erzeugt wird, einfügt. Eigentlich kommt Kilian aus dem Jazz und hat von dort die Improvisation zu Fragments mitgenommen - in das Studio wie auf die Bühne. Dort weicht der Sound gerne mal von dem ab, was die Band vorher im Studio aufgenommen hat.
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Tayfun089
Straße mit Herz nennt Tayfun089 seinen Stil. Mit klassischem Rap möchte Rafael Diehl, wie er mit bürgerlichem Namen heißt, jungen Menschen zeigen, nie aufzugeben. "Man kann immer rauskommen. Auch die Leute, die nicht so viel Geld oder keinen Background haben, bei denen man später mal studiert und Arzt wird", sagt der in Neuperlach aufgewachsene Rapper. Dabei kommt sein Straßenrap ganz ohne Ferrari und Rolex aus, wie Rafael sagt. Ohne das Proll-Gehabe, für das das Genre sonst eigentlich bekannt ist.
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Franzine
Franziska Auer musste erst von Tirol nach London und von dort nach München ziehen, um zu ihrer Musik zu finden. In ihrer damaligen Heimat wurde sie als Künstlerin nie richtig anerkannt. Ihre Identität wurde von außen eingeengt. "Ich hatte nie von meinem Umfeld gespiegelt bekommen, dass ich dem, was da ist, auch wirklich nachgehen kann", erzählt Franziska. In London konnte sie sich davon lösen und hat dann in ihrer neuen Heimat München unter dem Künstlernamen Franzine ihre Debütsingle "Sculpted Marble" veröffentlicht, die sich mit dieser Identitätsfrage beschäftigt. Das Echo ihrer Stimme verschwimmt immer wieder mit der Melodie des Pop Songs mit breakigem Beat und Synth-Wave-Einflüssen. Mit ihrer Musik verbindet sie dabei Elektronisches und Pop.
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Abstimmung
Die Abstimmung zur Band des Jahres der Junge-Leute-Seite erfolgt in zwei Schritten. In unserem Instagramfeed (@szjungeleute) findet sich zu allen Künstlern und Künstlerinnen ein Post. Hier kann man seinem Favoriten bis zum 10. Januar 2023 ein Like geben. Die Band mit den meisten Likes bekommt zehn Punkte, die Bands mit den wenigsten Likes einen Punkt. Alle Künstlerinnen werden aber auch von einer Fachjury, bestehend aus Autoren und Autorinnen der Junge-Leute-Seite sowie Musikerinnen, Musikern und Fachleuten aus der Münchner Musikszene bewertet, auch hier werden Punkte vergeben. Das Voting der Leserinnen und Leser sowie der Jury wird gleich gewichtet. Bekanntgegeben, wer unsere Band des Jahres ist, wird dann am 31. Januar.
Junge Leute
München lebt. Viele junge Menschen in der Stadt verfolgen aufregende Projekte, haben interessante Ideen und können spannende Geschichten erzählen. Hier werden diese Menschen vorgestellt - von jungen Autoren.
Lust mitzuarbeiten? Einfach eine E-Mail an die Adresse jungeleute@sz.de schicken.
Weitere Texte findet man im Internet unter jungeleute.sueddeutsche.de, www.instagram.com/szjungeleute oder www.facebook.com/SZJungeLeute