Süddeutsche Zeitung

Museum Mensch und Natur:Pilze, Vögel und der berühmte Problembär

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Seriöse Wissenschaft oder Showbiz: Das Museum galt stets als kreativ und konnte den Andrang kaum bewältigen - die Pläne zur Erweiterung gibt es schon lange

Von Martina Scherf

Vor 30 Jahren wurde das Museum Mensch und Natur im Nordflügel von Schloss Nymphenburg eröffnet. Und schon damals war es viel zu klein. Mit den großen Naturkunde-Museen in Berlin oder Frankfurt konnte es sich daher nie vergleichen - dennoch ist es bis heute eines der erfolgreichsten Museen in Bayern und eines der meistbesuchten Naturkunde-Museen in Deutschland.

Schon im ersten Jahr waren mehr als 300 000 Besucher gekommen, mehr als sechs Millionen fanden seither den Weg in die Ausstellungen. Mit seinem pädagogischen Ansatz setzte es damals neue Maßstäbe: Weil es weniger ausgestopfte Tiere oder Saurier-Skelette zeigte, keine langen Texte, sondern Filme, Experimente, Wissenstests, etwa über nachtaktive Tiere, Pilze oder Vögel. Die Mitmachstationen haben bis heute einen Lerneffekt.

Gründungsdirektor Hans-Albert Treff ließ die Experimente vorher in Schulen testen, ein probates Mittel, damit ein Museum funktioniert. Doch schon damals, erinnerte sich Treff später, tat sich eine Kluft auf "zwischen den Sammlungswissenschaftlern dort und dem Showbiz bei uns". Die Dauerausstellungen reichen vom Urknall über "Die Mahlzeiten der Tiere" und Welternährung bis zu Medizin und Genetik. 2006 trat Michael Apel als Direktor an - mit dem Auftrag, die Erweiterung des Hauses zu planen. Es dauerte dann noch ein paar Jahre, bis die Räume nebenan frei wurden und Pläne für ein großes neues Museum Gestalt annahmen. Zu Beginn von Apels Amtszeit beherrschte Bruno wochenlang die Schlagzeilen. Als der "Problembär" dann in den Alpen erschossen wurde, bemühte sich Apel, ihn präparieren zu lassen und ins Museum zu holen. Zur Pressekonferenz, erinnert sich Apel, waren Kamerateams aus aller Welt angereist. Seither steht Bruno mit seiner Geschichte als Symbol des Konflikts zwischen Mensch und Natur im ersten Stock. Mehr als 100 Sonderausstellungen hat die kleine Museumsmannschaft daneben realisiert. Zu Erdbeben, Klimawandel, Artensterben, oft in Kooperation mit anderen Disziplinen. "Paradiesvögel" war die aufwendigste Schau. Neben lebendigen Vögeln sah man, wie bunte Federkleider Kunst und Mode inspirierten, wie sie die Gier von Trophäenjägern reizten und lernte nebenbei, warum sie überhaupt so prächtig schillern. Die Ausstellung reiste anschließend durch mehrere Länder.

Ganz persönlich, sagt Apel, habe ihn auch die Ausstellung in Zusammenarbeit mit Plan International berührt: Sie dokumentierte die Benachteiligung von Mädchen weltweit und führte zu einer nachhaltigen Kooperation mit dem Hilfswerk. Und schon in den Anfangsjahren des Museums vor 30 Jahren lief ein Film über Massentierhaltung. "Die Bauernlobby lief Sturm", sagte Treff amüsiert.

Eine kleine Jubiläumsausstellung erinnert ab 7. Juli an die vergangenen 30 Jahre. (Wegen Corona gelten geänderte Öffnungszeiten, Tickets sind möglichst online zu buchen; www.mmn-muenchen.de)

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Quelle:
SZ vom 04.07.2020
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