Museen in Bayern:Für diese Ausstellungen lohnt sich ein Weihnachtsausflug

Museen in Bayern: Im Werdenfels-Museum in Garmisch-Partenkirchen bietet sich die seltene Gelegenheit, nicht nur die heimische Kunst, sondern dank der Sammlung Mei-Lin auch chinesische Hinterglasmalerei zu studieren.

Im Werdenfels-Museum in Garmisch-Partenkirchen bietet sich die seltene Gelegenheit, nicht nur die heimische Kunst, sondern dank der Sammlung Mei-Lin auch chinesische Hinterglasmalerei zu studieren.

(Foto: Werdenfels Museum)

Blechspielzeug, Hinterglasmalerei oder Inselträume - die Museen in Oberbayern bieten in ihren Ausstellungen ein vielfältiges Spektrum. Sechs Tipps.

Von Sabine Reithmaier

Die Auswahl ist groß, die Entscheidung fällt schwer. Doch die Entscheidung, ob man sich vor Gemälden der Insel Capri nach dem Sommer sehnt, angesichts nostalgischen Blechspielzeugs in Kindheitserinnerungen abtaucht, chinesische Hinterglasmalerei mit oberbayerischer vergleicht oder die Gemälde der expressiven Realisten kennenlernt, bleibt jedem selbst überlassen. Lohnend sind die Ausflüge in die Museen im Umland auf jeden Fall.

Dachau: Zauberhaftes Capri

Museen in Bayern: Die Farben Capris faszinierten Künstler wie Paul von Spaun (1876-1932), hier sein Gemälde "Die Faraglioni mit Kakteen".

Die Farben Capris faszinierten Künstler wie Paul von Spaun (1876-1932), hier sein Gemälde "Die Faraglioni mit Kakteen".

(Foto: privat)

"Über mir der boshaft lachende Himmel, unter mir das grausliche Meer, in mir der würgende Magen" - Ludwig Dills Erinnerungen an seinen Capri-Besuch im Sommer 1874 sind nicht die allerbesten. Aber nicht jeder Künstler wurde seekrank, während er, in einem Boot sitzend, die berühmte Blaue Grotte oder ihre Umgebung malte. Die Insel faszinierte Kunstschaffende aus ganz Europa, ein Sehnsuchtsort, der all jene anzog, die abseits der Norm lebten und auf Gleichgesinnte treffen wollten. Das ging schon in der Antike los. Kaiser Augustus tauschte die Insel im Golf von Neapel gegen Ischia ein. Sein Nachfolger Kaiser Tiberius beschloss 27 nach Christus, von hier aus zu regieren, was die Römer sehr verdross. Es dauerte eine Weile, bis die Künstler im 19. Jahrhundert die Insel wiederentdeckten - dann aber kamen sie in Scharen.

Die Ausstellung in der Gemäldegalerie Dachau stellt den Werken deutschsprachiger Maler die Bilder italienischer Künstler gegenüber. In den Motiven unterscheiden sie sich nicht, immer geht es um die Schönheit der Natur oder die kleinen weißen Häuser und ihre Bewohner. Manche Künstler freilich mussten das Paradies auch ganz unerwartet wieder verlassen, nicht alle unter so dramatischen Umständen wie das Künstlerpaar Ewers im Jahr 1904. Hanns Ewers biss in einer Wirtshausschlägerei seinem Gegner einen Teil der Nase ab. Da blieb nur noch die Flucht nach Deutschland, um der Strafe zu entkommen.

Zauberhaftes Capri. Ein Paradies für Künstler, bis 23. März, Gemäldegalerie, Dachau, Konrad-Adenauer-Str. 3, dachauer-galerien-museen.de

Garmisch-Partenkirchen: Hinterglasmalerei im Dialog

Museen in Bayern: Königin Karoline von Bayern, (1776-1841), gemalt in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts von Joseph Mangold, Oberammergau, zu sehen im Werdenfels-Museum Garmisch-Partenkirchen.

Königin Karoline von Bayern, (1776-1841), gemalt in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts von Joseph Mangold, Oberammergau, zu sehen im Werdenfels-Museum Garmisch-Partenkirchen.

(Foto: Oberammergau Museum)

Berglandschaften, Fabeltiere, die den ersehnten Sohn - nie eine Tochter - auf ihrem Rücken herbeitragen, Phönixe inmitten von Pfingstrosen, Stillleben mit Früchten - die Welt der chinesischen Hinterglasbilder spiegelt die Glücksvorstellungen und Sehnsüchte der Menschen wider. Die historische, oberbayerische Hinterglaskunst dagegen konzentriert sich größtenteils auf die Darstellung von Heiligen oder auf Szenen aus dem Leben Christi. Doch bei allen Unterschieden gibt es auch Gemeinsamkeiten. Zwischen der heiligen Anna, die Maria das Lesen beibringt, und der chinesischen Mutter, die das Lernen des Sohns überwacht, ist inhaltlich kein so großer Unterschied.

Im Werdenfels-Museum in Garmisch-Partenkirchen bietet sich die seltene Gelegenheit, nicht nur die heimische Kunst, sondern dank der Sammlung Mei-Lin auch chinesische Hinterglasmalerei zu studieren. Zwar sind die tatsächlichen Anfänge der chinesischen Hinterglasmalerei nicht exakt datierbar, bekannt ist aber, dass europäische Hinterglasbilder als Geschenke von Handelsdelegationen bereits Mitte des 17. Jahrhunderts den Kaiserhof in Peking erreichten.

Fast vergessen ist, dass sich Ende des 18. Jahrhunderts in Kanton (Guangzhou) ein Produktionszentrum für chinesische Hinterglasbilder entwickelte und dort nicht nur Bilder für den eigenen Markt, sondern auch für den Export nach Europa hergestellt wurden. Doch seit der "Kulturrevolution" ist die chinesische Hinterglaskunst völlig aus dem Bewusstsein geschwunden. Anders in Bayern, wo der Murnauer Braumeister Johann Krötz (1858 - 1919) bereits Ende des 19. Jahrhunderts weit über tausend Hinterglasbilder, überwiegend aus dem Staffelseeraum und Oberammergau, zusammengetragen hatte. Seine Kollektion war es, die die Künstler des Blauen Reiters so begeisterte, dass sie sich selbst in der Technik erprobten und in ihrem Almanach zehn Hinterglasbilder der Sammlung Krötz veröffentlichten.

Silber, Glanz und Farbenrausch. Zwei Welten begegnen sich — Hinterglasbilder aus China und Oberbayern, bis 31. März, Museum Werdenfels, Garmisch-Partenkirchen, museum-werdenfels.de

Murnau: Der Maler Cuno Fischer

Museen in Bayern: Auch Cuno Fischer schätzte als Technik die Hinterglasmalerei, hier sein "Paar mit weißem Hahn" (1972).

Auch Cuno Fischer schätzte als Technik die Hinterglasmalerei, hier sein "Paar mit weißem Hahn" (1972).

(Foto: Schlossmuseum Murnau)

Vielschichtig sein Werk, faszinierend die wechselnden Techniken, abwechslungsreich das Leben des Künstlers Cuno Fischer, den das Schlossmuseum Murnau anlässlich seines 50. Todestages am 14. Januar 2023 mit einer Sonderausstellung würdigt. Fischer, 1914 in Wuppertal geboren, finanzierte sein Studium - Grafik, Bühnenbild und Malerei - als Clown und Barpianist. Eine angebliche Beleidigung Goebbels brachten ihm erst Haft, dann Polizeiaufsicht und ein Berufsverbot ein. Nicht nur diese Erlebnisse, sondern auch seine traumatischen Kriegserfahrungen - er wurde in Russland verschüttet - fanden Eingang in sein Werk.

Nach dem Krieg arbeitete er als Bühnenbildner, aber auch als Journalist, zog 1963 mit seiner Familie nach Murnau. Glanzstücke der Ausstellung sind nicht nur Fischers Kriegsbilder und Collagen, sondern auch farbenkräftige Hinterglasbilder oder die Entwürfe für Porzellanobjekte von Hutschenreuther, Rosenthal sowie Villeroy & Boch.

Cuno Fischer. Maler Designer Nomade, bis 1. Mai, Schlossmuseum Murnau, schlossmuseum-murnau.de

Museum Aschenbrenner: Spielzeug

Museen in Bayern: Den Motorroller 292 und das Motorrad 258 stellte die Firma Einfalt im Jahr 1955 vor.

Den Motorroller 292 und das Motorrad 258 stellte die Firma Einfalt im Jahr 1955 vor.

(Foto: Museum Aschenbrenner)

Skifahrer, Spaziergänger, Autos, Flugzeuge und Eisenbahnen. Alles aus Blech, alles beweglich, alles marschiert, hupt, quietscht, fährt. Die Ausstellung über Blechspielzeug aus der Zeit zwischen 1870 bis 1950 im Garmischer Museum Aschenbrenner passt ideal in die Weihnachtsferien. Der Leihgeber der Schau, der Münchner Sammler Karl Bürger, dürfte europaweit wohl die exklusivste Sammlung an Blechspielzeug besitzen. Fast alle Mechaniken der Spielzeuge funktionieren noch.

Um Plagiate zu verhindern, ließen sich die Firmen dieselben frühzeitig patentieren. Deutsche Hersteller wie Issmayer, Lehmann, Eberl, Günthermann, Distler, Stock, Schuco und Gama, Märklin, Kellermann, Einfalt und Köhler waren damals Spitzenreiter in der weltweiten Spielzeugproduktion. Nach 1960 wurde das Blech von Spielzeug aus Plastik verdrängt. Wer Lust hat, kann am 22.1., 19.2 und 19.3., jeweils um 15 Uhr, sogar mit dem Sammler durch die Ausstellung gehen. Und das eigene Blechspielzeug mitbringen und begutachten lassen.

Blechspielzeug - Let's move" , bis 6. April, Museum Aschenbrenner, Loisachstraße 44, Garmisch Partenkirchen, museum-aschenbrenner.de

Bernried: Frauen und Blumen

Museen in Bayern: Otto Herbig, hier sein Pastell "Frau mit Blumen" (1957), zählt zu den Malern des Expressiven Realismus.

Otto Herbig, hier sein Pastell "Frau mit Blumen" (1957), zählt zu den Malern des Expressiven Realismus.

(Foto: Sammlung Hierling, VG Bild-Kunst Bonn 2022)

Der Titel "flores y mujeres" umreißt das Thema: Mit Blumen und Frauen respektive dem Wandel des Frauenbildes in der Kunst des Expressiven Realismus beschäftigt sich die sehenswerte Ausstellung im Buchheim Museum. Auch wenn die Inspiration zur Schau ausgelöst wurde durch die Kontroverse zum Avenidas-Gedicht des Schriftstellers Eugen Gomringer im Jahr 2018, stammen die Gemälde allesamt aus der Sammlung "Expressiver Realismus" des Tutzinger Kunstsammlers Joseph Hierling. Der langjährige Leiter der BR-Fernseh- und Filmproduktion hat seine Kollektion vor gut einem Jahr dem Haus am Starnberger See übereignet, hat mit den 1280 Bildern und einigen Skulpturen dessen Bestand erheblich erweitert.

Flores y mujeres. Aus der Sammlung Joseph Hierling, bis 26. Feb., Buchheim Museum der Phantasie, Bernried, buchheimmuseum.de

Kochel: Boot aus Stein

Museen in Bayern: Nur mit dem Boot konnte Hansjörg Voth seine Pyramide im holländischen Ijsselmer erreichen.

Nur mit dem Boot konnte Hansjörg Voth seine Pyramide im holländischen Ijsselmer erreichen.

(Foto: Ingrid Amslinger/VG Bild-Kunst Bonn 2022, Reproduktion Walter Bayer, München)

Was passiert mit einem Menschen, wenn er sich der Natur für lange Zeit aussetzt? So wie die Künstler Hannsjörg Voth und Ingrid Amslinger, die 1981 wochenlang in einer Pyramide im holländischen Ijsselmer lebten und arbeiteten. Die zwölf Meter hohe Pyramide aus Holz und Glas stand auf einer Plattform, getragen von neun in den Meeresgrund gerammten Baumstämmen. Im Innern ein Steinblock, den Voth in mühevoller Arbeit in ein Boot verwandelte, aber auch ein großer Tisch, an dem das Paar einmal im Monat mit Gästen tafelte.

Dank der großartigen Fotografien Amslingers und der tagebuchartigen Notizen und Zeichnungen Voths erfährt man viel über das Lebensgefühl in dieser Einsamkeit und den "Rhythmus der Natur". So lautet der Titel der großen Ausstellung im Haus, in der unter anderem Werke von Feininger, Heckel, Kandinsky, Kiefer, Kirchner, Klee, Macke, Marc, Münter, Nolde und Pierre Soulages zu sehen sind. Die Pyramide wurde übrigens später von Sturm und Wasser zerstört, das Boot sank auf den Grund.

Boot aus Stein. Werke von Hannsjörg Voth und Ingrid Amslinger, bis 3. März, Franz Marc Museum, Kochel am See, franz-marc-museum.de

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