"Wie meinst Krise, Spatzl?" ist eines der berühmtesten Zitate des Monaco Franze. Es ist bald 40 Jahre alt - aber weil es so gut in die Zeit passt, gibt es den Spruch heute sogar auf T-Shirts und Rotweinetiketten gedruckt, er ist das Erkennungszeichen einer neuen Münchner Spezies: des Krisenleugners.
Während etwa der auch als Corona-Spinner bekannte Pandemieleugner auf der Straße marschierend wirres Zeug verbreitet und sich mutmaßlich von Klopapier ernährt, ist der gemeine Krisenleugner eine eher sympathische Art Genießer. Wenn er wohin marschiert, dann höchstens in ein Lokal, um sich sitzend Energiepreise, Inflation, die Existenz von Pandemieleugnern und die restlichen Schrecken dieser Welt schön zu saufen und zu fressen.
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Ein vermehrtes Vorkommen des Münchner Krisenleugners ist auch am Viktualienmarkt zu beobachten. Dort versucht er derzeit das viele Geld loszuwerden, das er während des Oktoberfests nicht ausgeben konnte, weil er einerseits kein Corona mag und es andererseits lieber warm hat, die Eis-Wiesn heuer war da eher nichts für ihn. Bevor die Kohle irgendwann gar nichts mehr wert ist, wird sie nun eben anderweitig auf den Kopf gehauen, sie muss ja weg.
Als Statussymbol reicht dem Krisenleugner eine direkt am Markt mit Salat und Suppengrün befüllte Plastiktüte, quasi die Birkin Bag unter den Einkaufstaschen. Damit steht er stolz in der Schlange vor der Max-und-Moritz-Weinbar oder dem Biergartenausschank und genießt die bewundernden Blicke der Touristengruppen. Die traditionsbewussteren Exemplare seiner Spezies zieht es eher ins Café Nymphenburg oder zum Kleinen Ochsenbrater. Für die sich inzwischen ausbreitende mallorquinische Unterart stehen im Lokal Brezenreiter inzwischen Zapfsäulen mit Aperol Spritz auf den Tischen. Das kennt man sonst hauptsächlich vom Ballermann. Die Kirchenstiftung, der die Räume des Lokals gehören, weiß aber offensichtlich, was gut ist fürs Seelenheil.
Am Viktualienmarkt zeigt sich: Für ein bisschen Weltflucht muss man nicht großartig verreisen, die Krisenleugner machen's vor. Man wäre so gerne einer von ihnen. Doch im großen Stil pleite zu gehen, muss man sich auch erst mal leisten können.