Müll:Fünf Stadtviertel bekommen den gelben Sack oder die gelbe Tonne

Müll: Manche Viertel bekommen eine gelbe Tonne, manche eine schwarz-gelbe. Wieder andere dürfen ihren Müll in Wertstofftonnen entsorgen. Im Zentrum kommt auch noch der gelbe Sack zum Einsatz.

Manche Viertel bekommen eine gelbe Tonne, manche eine schwarz-gelbe. Wieder andere dürfen ihren Müll in Wertstofftonnen entsorgen. Im Zentrum kommt auch noch der gelbe Sack zum Einsatz.

(Foto: Robert Haas)

Die Stadt lässt 60 000 Münchnerinnen und Münchner das System testen - in unterschiedlichen Varianten. Ein großes Ärgernis an den Wertstoffcontainern lässt sich damit aber nicht abstellen.

Von Ellen Draxel

Münchnerinnen und Münchner, die in Teilen von Schwabing, Allach, dem Westend, im Lehel oder in Solln wohnen, müssen von Anfang 2024 an ihren Verpackungsmüll nicht mehr zu Wertstoffinseln tragen. In diesen fünf Gebieten will die Stadt drei Jahre lang das gelbe System testen. "Momentan produzieren wir in München in nur einer Stunde so viel Plastikmüll, dass man damit die komplette Bavaria füllen könnte", weiß Bürgermeisterin Verena Dietl (SPD). "Und nach einem Tag wäre das Siegestor voll." Ziel müsse daher sein, den Verpackungsmüll zu reduzieren - und gleichzeitig so zu sammeln, dass er im Anschluss bestmöglich recycelt werden könne.

Dafür startet ein Pilotversuch in Stadtteilen, in denen es wenige Container-Sammelstellen gibt, ein neues Hol- statt des bisherigen Bringsystems. Um eine möglichst große Bandbreite abzudecken, wurden zwei Quartiere mit vorwiegend Einfamilienhäusern ausgesucht, zwei mit Geschosswohnungsbau und ein zentrales Viertel mit dichter Bebauung. Alle fünf Gebiete haben rund 12 000 Einwohner - so lassen sie sich am besten vergleichen.

Getestet werden drei Systeme. Teile von Schwabing und Allach erhalten eine gelbe Tonne, wobei sich das Münchner Modell durch einen schwarzen Korpus mit gelbem Deckel auszeichnet. Hinein dürfen nur Kunststoffverpackungen und Konservendosen, also Müll, für dessen Entsorgung vom Dualen System beauftragte Firmen zuständig sind. In München sind das derzeit die Unternehmen Remondis und Wittmann.

Anders dagegen im Westend und in Solln. Dort wird eine Wertstofftonne ausprobiert. In diesen Behälter können Verbraucher neben Verpackungen auch sogenannte "stoffgleiche Nichtverpackungen" werfen. Eine alte Zahnbürste etwa, die Quietsche-Ente oder eine kaputte Pfanne. Dinge, die ebenfalls aus Plastik oder Metall sind, bisher aber in den Hausmüll gehörten. Und weil für den Normalmüll der Abfallwirtschaftsbetrieb (AWM) verantwortlich zeichnet, teilen sich AWM und Duales System in Solln die Leerung der Wertstofftonnen. Wer welche Straßen betreut, ist anhand der Tonnenfarbe sichtbar: Die AWM-Tonnen sind komplett gelb, die des Dualen Systems schwarz-gelb.

Die Test-Haushalte bekommen alle Tonnen und Säcke kostenlos

Abgefahren werden die großen 1100-Liter-Container alle zwei Wochen, ebenso die kleinen 120- oder 240-Liter-Wertstoffbehälter. Die kleinen gelben Tonnen sollen nur einmal im Monat geleert werden. Stolz ist Kommunalreferentin Kristina Frank (CSU) besonders auf den "Vollservice": Die großen Tonnen und die vom AWM betreuten Behälter in Solln holen die Müllmänner direkt vom Standplatz und bringen sie auch wieder dahin zurück. Kostenlos. "Das", sagt Frank, "ist bundesweit einmalig." Gegen ein noch zu klärendes Entgelt ist dieser Service auch für die vom Dualen System zu leerenden kleinen Tonnen nutzbar.

Und was passiert im Lehel? Münchens teuerstes Viertel bekommt versuchsweise den gelben Sack. Alle zwei Wochen müssen die Bewohner die gefüllten Säcke zum Abholen vor die Haustür stellen. "Wir wollen sehen: Halten die Säcke Wind und Tieren stand? Und wie reagieren die Münchner, wenn die Säcke auf dem Gehweg stehen?", erklärt die Kommunalreferentin, zu deren Haus der AWM gehört.

Dass viele Münchner und Münchnerinnen es als "Wermutstropfen" empfinden werden, eine vierte gelbe Tonne zu den bereits vorhandenen schwarzen, braunen und blauen in ihren ohnehin schon engen Müllhäuschen unterbringen zu müssen, ist Frank bewusst. Aber dafür tragen die Haushalte in den Testgebieten keinerlei Kosten für das zusätzliche Angebot. Denn die Tonnen werden gestellt. Offen ist, wie sich die Müllgebühren langfristig entwickeln, bis 2025 will man in München generell 30 Prozent weniger Müll haben. "Da funktioniert dann das bisherige System ohnehin nicht mehr."

Unklar ist zudem die Ökobilanz. Der AWM will den Plastikmüll regional verwerten, aber das Duale System entsorgt bis in die Türkei. "Dagegen", sagt Frank, "können wir als Kommune aber nichts tun, das ist Sache des Bundesgesetzgebers."

Sie persönlich glaubt, dass die Wertstofftonne von allen Modellen am besten funktionieren werde. Ob letztlich aber das Depotsystem oder die Tonne effizienter funktioniert, dazu wagt sie keine Prognose. "Denn es kann schon sein, dass alles Mögliche in die Tonne geworfen wird, um bei den Gebühren für den Restmüll zu sparen." Die häufig kritisierte Situation an den Wertstoffinseln jedenfalls werde sich durch das gelbe System vermutlich kaum ändern. Denn ihr Glas müssen die Münchner auch weiterhin in dafür vorgesehene Container werfen.

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