Wenn es nur so einfach wäre. "Weg mit Einweg!" steht auf den neuen Plakaten des Abfallwirtschaftsbetriebs München (AWM), und dazu verpasst ein Mann mit Hut und Boxhandschuhen einer überdimensionierten Plastikflasche eine saftige Linke. Man wolle dem Einweg-Plastik den Kampf ansagen, erklärte Kommunalreferentin Kristina Frank (CSU) am Freitag vor der AWM-Zentrale am Georg-Brauchle-Ring, wo sie mit Bürgermeisterin Verena Dietl (SPD) die neue Werbekampagne des städtischen Betriebs vorstellte.
Sie selber sei ja Sport-Freak, so Frank, auch deshalb diese Motive. Die anderen Plakate zeigen einen Mann, der einem To-go-Kaffeebecher einen wuchtigen Tritt verpasst, und eine Frau, die freudestrahlend ein Tetra-Pak mit Milch durchtritt, dass es nur so spritzt.
An Kristina Frank würde es wohl nicht scheitern, könnte München sein Müllproblem so lösen wie einst Jürgen Klinsmann im Olympiastadion mit seinem Tritt in eine Werbetonne. Doch ganz so einfach geht es nicht. Anfang Juli 2020 hat der Stadtrat beschlossen, aus München eine "Zero Waste City" machen zu wollen, eine Stadt ohne Müll. Bis 2022 erarbeitet nun der AWM mit mehreren Partnern ein Konzept, wie die Stadt dieses Ziel erreichen kann. Zwischenergebnisse gebe es noch nicht, sagte Bürgermeisterin Dietl. Die Stadt müsse die Bürgerinnen und Bürger dabei unterstützen, im Alltag weniger Müll zu verbrauchen. Und klar ist: Auf dem Weg zur "Zero Waste City" werden noch viele kleine und große Schritte nötig sein.
Einen dieser Schritte hat zuletzt der Gesetzgeber getan: Ab 2023 müssen Gastronomiebetriebe und Einzelhändler Lebensmittel und Getränke auch in Mehrwegbehältern anbieten, das hat der Bundestag im Mai entschieden. Und bereits ab diesem Samstag ist es verboten, bestimmte Wegwerf-Plastikprodukte herzustellen, darunter Einweg-Messer und -Gabeln, To-go-Becher, Fast-Food-Schachteln, Trinkhalme und auch Wattestäbchen. Läden dürfen nur noch verkaufen, was sie schon eingelagert haben. In München gehe es dabei um fast 2000 Tonnen Müll pro Jahr, schätzt der AWM.
Gebannt sei das Problem mit dem Einweg-Geschirr durch das gesetzliche Verbot aber noch nicht, glaubt Frank
Das freilich ist ein sehr kleiner Teil des Münchner Müllbergs. Alleine der städtische AWM entsorgt jährlich 430 000 Tonnen Abfall, und was in Wertstoffcontainer oder in Abfalleimer an Straßen und Plätzen oder in Parks geworfen wird, kommt noch dazu. Ein Teil dieses Bergs aber besteht aus Papier, aus sortenreinem Kunststoff oder aus Biomüll, also aus Material, das sich gut recyceln oder kompostieren lässt. Einweg-Geschirr und To-go-Verpackungen aus Plastik dagegen lassen sich oft schwieriger aufbereiten - und landen noch dazu gerne in der Natur.
Gebannt sei das Problem mit dem Einweg-Geschirr durch das gesetzliche Verbot aber noch nicht, glaubt Frank. Manch einer werde nur das Material wechseln und etwa Trinkhalme aus Holz verwenden statt aus Kunststoff. Das sei zwar besser; am besten aber sei es, wenn Müll gar nicht erst entstehe. Deshalb solle die Kampagne des AWM die Münchnerinnen und Münchner nun motivieren, von Einweg ganz auf Mehrweg umzusteigen. Zu sehen sind die Motive unter anderem in U-Bahnstationen, an Litfaßsäulen, im Kino, in Magazinen sowie auf Müllfahrzeugen. Zusätzlich hat der Stadtrat im Mai entschieden, unter anderem Wirten bei der Umstellung auf Mehrwegbehälter zu helfen, mit Beratung und womöglich auch finanziellen Hilfen.
Zusätzlich hat der AWM auch noch seinen Internet-Auftritt überarbeitet. Die Homepage erklärt nun in zwölf Sprachen, wo welcher Müll hingehört, wie man nachhaltig einkaufen und Dinge reparieren kann - und wann die Wertstoffhöfe geöffnet sind.