Landgericht München:Mordprozess gegen zwei Jugendliche beginnt

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Trauer nach der Tat: der Tatort einer Messerstecherei am Rosenheimer Platz. (Foto: Leonhard Simon)

Bei einem Drogengeschäft am Rosenheimer Platz sollen die beiden einen 17-Jährigen getötet haben. Nun stehen sie vor Gericht - unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Ihnen drohen lange Haftstrafen.

Von Susi Wimmer

Unter Ausschluss der Öffentlichkeit hat am Montag vor dem Landgericht München I der Prozess gegen zwei Jugendliche begonnen, die vor fast einem Jahr am Rosenheimer Platz einen 17-Jährigen heimtückisch getötet haben sollen. Motiv für die Tat, so teilte die Polizei damals mit, seien Streitereien bei einem Drogendeal gewesen. Bei einer Verurteilung wegen Mordes drohen den jungen Männern Freiheitsstrafen von bis zu zehn Jahren.

"Sein Name war Alex", "In meinem Herzen wirst du für immer leben Bruder", "Wir werden dich niemals vergessen" - noch heute sind an der Hauswand Trauerbotschaften um den verlorenen Menschen zu lesen, von Freunden, Mitschülern, Fußball-Kumpanen. Gleich nach der Tat war die Passage am Bürogebäude des Wirtschaftsunternehmens Deloitte mit Blumen, Fotos, Plüschtieren und Grablichtern übersät gewesen. Hier, nur ein paar Schritte vom stark frequentierten Rosenheimer Platz entfernt, hatten sich am Abend des 10. Dezember 2021 die drei Jugendlichen getroffen.

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Wie die Polizei später bekannt gab, soll ein 16-Jähriger bereits ein paar Tage zuvor Marihuana bei dem 17 Jahre alten Alex gekauft haben. Am Freitagabend gegen 18 Uhr erschien der 16-Jährige erneut zum vereinbarten Treffpunkt am Rosenheimer Platz, um Drogen zu kaufen, mit einem 15 Jahre alten Kumpel im Schlepptau. Wie der Leiter der Mordkommission, Stephan Beer, nach der Tat erklärte, soll sich der 16-Jährige geweigert haben, die Drogen zu bezahlen. Aus dem Streit heraus habe dann einer der Käufer "mit einem spitzen Gegenstand" auf den Oberkörper von Alex eingestochen. Ein Stich traf das Herz. Der 17-Jährige erlag einen Tag nach dem Angriff seinen schweren Verletzungen. Am Tatort fand die Polizei 40 Gramm Marihuana, in der Wohnung des Opfers bei seinen Eltern noch weitere 100 Gramm.

Videoaufzeichnungen und wohl auch Handydaten haben bei der Aufklärung geholfen

Der 16 Jahre alte mutmaßliche Täter ist bereits 14 Mal polizeilich in Erscheinung getreten. Ein Umstand, der der Mordkommission bei ihren Ermittlungen nach den Tätern geholfen haben dürfte. Am Rosenheimer Platz wurden Videokameras ausgewertet - es ist anzunehmen, dass auch die Auswertung der Handydaten eine entscheidende Rolle gespielt haben könnte. Der 16-Jährige wurde knapp eine Woche nach der Tat in Perlach in der Wohnung seiner Eltern festgenommen. Die Mordkommission hatte daraufhin einen Aufruf an den zweiten Täter gestartet, er möge sich selbst stellen. Der 15-Jährige erschien schließlich in Begleitung seines Vaters auf der Polizeiinspektion in Neuperlach.

Die 1. Jugendkammer unter dem Vorsitz von Stephan Kirchinger hat zehn Verhandlungstage für den Prozess anberaumt. Nach Informationen der SZ hat der 16-Jährige bislang bei der Polizei geschwiegen, der 15-jährige Angeklagte soll sich geäußert haben. Außerdem gab es Augenzeugen der Tat. Den beiden Jugendlichen wird eine gemeinschaftliche Tat vorgeworfen, Mord in Mittäterschaft. Das Jugendstrafrecht sieht eine Höchststrafe von zehn Jahren vor. Erst vor wenigen Monaten war in München ein 17-Jähriger verurteilt worden, der seine 14-jährige Freundin im Schlaf erstochen hatte.

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