Getötetes Mädchen in Bogenhausen:Polizei: 14-Jährige offenbar im Schlaf erstochen

Am Sonntag wurde das Mädchen tot in der Wohnung der Eltern gefunden. Bereits am Montagmorgen wurde der 17-jährige Tatverdächtige an einem Bahnhof gefasst. Nun äußerte sich die Polizei zum Stand der Ermittlungen.

Von Bernd Kramer und Joachim Mölter

Im Fall des am Sonntag in Bogenhausen getöteten Mädchens ist der Polizei ein schneller Fahndungserfolg gelungen: Bereits am Montagmorgen verhafteten Beamte der Bundespolizei den Tatverdächtigen am S-Bahnhof in Pasing. Der 17-Jährige, ein im Landkreis wohnender Münchner, wurde am Nachmittag dem Ermittlungsrichter vorgeführt, der den von der Staatsanwaltschaft beantragten Haftbefehl erließ. "Wir gehen von einem vorsätzlichen Tötungsdelikt aus", sagte Juliane Grotz, die Sprecherin der Staatsanwaltschaft am Mittag bei einer Pressekonferenz. Die Staatsanwaltschaft wirft dem 17-Jährigen Mord aus Heimtücke vor.

Der Hintergrund der Tat ist freilich weiterhin unklar. "Über das Motiv können wir aktuell noch keine Auskunft geben", sagte Stephan Beer, der neue Leiter der Mordkommission. Der Jugendliche ist bislang nicht vernommen worden. Er muss erst einen Anwalt benennen oder einen Pflichtverteidiger zur Seite gestellt bekommen, mit dem er dann beraten kann, ob er sich zur Sache äußert. Strafrechtlich ist der 17-Jährige bislang nicht in Erscheinung getreten, sagte Beer.

Wie Polizei und Staatsanwaltschaft bei ihrer gemeinsamen Pressekonferenz bekannt gaben, seien das 14 Jahre alte Mädchen und der 17 Jahre alte Junge seit einigen Monaten "in einer zumindest freundschaftlichen Beziehung" zueinander gewesen, wie es Beer formulierte. Der Junge habe jedenfalls immer wieder mal im Elternhaus des Mädchens übernachtet, so auch von Samstag auf Sonntag. Am Morgen fand die Mutter dann ihre leblose Tochter in ihrem Zimmer und verständigte die Polizei; intensive Reanimationsversuche des ebenfalls alarmierten Rettungsdienstes blieben erfolglos.

Als Todesursache wurde bei der noch am Sonntagnachmittag durchgeführten Obduktion ein Stich in die Brust festgestellt, die Tat lasse sich auf den Zeitraum zwischen vier und sechs Uhr am Morgen eingrenzen, sagte Beer. Staatsanwältin Grotz geht davon aus, dass das Opfer zur Tatzeit geschlafen habe. "Das Mädchen war arglos und wehrlos", erklärte sie; damit sei der Tatbestand der Heimtücke erfüllt. Weil die Ermittlungen aber noch am Anfang stünden, sei diese Einschätzung nur vorläufig, betonte sie.

Wie Kriminalrat Beer weiter mitteilte, müsse der 17-Jährige das Haus in dem zum Stadtbezirk Bogenhausen gehörenden Stadtteil Denning am Sonntagmorgen "vor sieben Uhr verlassen haben - da hat die Mutter das Zimmer betreten und den Notruf abgesetzt". Wo sich der Jugendliche in den mehr als 24 Stunden zwischen der Tat und seiner Verhaftung aufgehalten habe, ist bislang noch nicht bekannt.

Die Polizei hatte am Sonntag umgehend mit einigen Hundertschaften von Beamten, mit Spürhunden und einem Hubschrauber die nähere Umgebung abgesucht und nach dem Tatverdächtigen gefahndet. Auch wenn Stephan Beer bei seinem ersten Mordfall seit seinem Amtsantritt am 1. Oktober die "exzellente Zusammenarbeit" aller Dienststellen lobte, so war bei der Ergreifung des Tatverdächtigen letztlich wohl auch ein wenig Glück im Spiel.

Zwei Frauen, die mit dem 17-Jährigen und der 14-Jährigen bekannt waren und wegen der großen öffentlichen Anteilnahme auch von der Tat wussten, hatten den jungen Mann am Montagmorgen um kurz nach acht Uhr am Pasinger Bahnhof entdeckt, also am anderen Ende der Stadt. Die Zeuginnen verständigten umgehend den Sicherheitsdienst der Deutschen Bahn, und der wiederum rief die Bundespolizei. Die nahm den Tatverdächtigen wenige Minuten später am Gleis 6 fest. Dabei habe der 17-Jährige keinerlei Widerstand geleistet, teilte Stephan Beer mit. "Er war ohne Regung, etwas apathisch", beschrieb er den Zustand des Jugendlichen.

Die Beamten am Ort stellten zwei Messer bei ihm fest; inwieweit diese tatrelevant sind, muss allerdings erst noch ermittelt werden. Nähere Erkenntnisse zur Tatwaffe habe die Mordkommission bislang jedenfalls noch nicht, ergänzte Beer. Ob der 17-Jährige von Pasing aus habe fliehen wollen, ist eine der vielen Fragen in diesem Fall, die noch ungeklärt sind.

Medienberichte, wonach der mutmaßliche Täter unter einer psychischen Erkrankung leide, konnte die Staatsanwältin Juliane Grotz am Montag nicht bestätigen. "Es gibt Hinweise darauf, dass möglicherweise ein psychisches Problem vorliegt", räumte sie zwar vorsichtig ein, aber es sei "zum jetzigen Zeitpunkt zu früh, sich dazu zu äußern". Dazu bedürfe es erst eines psychiatrischen Gutachtens, das bei schweren Delikten freilich in jedem Fall in Auftrag gegeben werde, um die Frage der Schuldfähigkeit zu klären.

Für jugendliche Straftäter gebe es bei der Staatsanwaltschaft extra eine Jugend-Abteilung, erklärte Grotz weiter, bei Kapitalverbrechen befasse sich jedoch die dafür zuständige Abteilung mit dem Fall. Allerdings werde bei einem 17-Jährigen auch bei einer Mordanklage das Jugendstrafrecht angewandt, fügte sie hinzu. Das Verfahren sei in solchen Fällen nicht öffentlich, dem Täter drohen bei einer Verurteilung als Höchststrafe zehn Jahre Haft.

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