Geschichte der Zwangsarbeiter:"Eine Schande für unser Land"

Geschichte der Zwangsarbeiter: Die Gedenkstele soll an Dirk Koedoot erinnern, er war Zwangsarbeiter in München.

Die Gedenkstele soll an Dirk Koedoot erinnern, er war Zwangsarbeiter in München.

(Foto: Catherina Hess)

"Heute vor genau 77 Jahren ist Dirk nach München gekommen." Dirk Koedoot hält mehrmals inne, wischt sich Tränen aus den Augen, als er die Lebensgeschichte seines Onkels erzählt, der denselben Namen trägt wie er. Am Donnerstag hat er gemeinsam mit Oberbürgermeister Reiter in der Bingener Straße in Moosach, unweit des einstigen Arbeitserziehungslagers, das erste Münchner Erinnerungszeichen für einen Zwangsarbeiter übergeben. Eine Stele soll künftig an sein Schicksal erinnern.

Koedoots Onkel hat die Niederlande nicht freiwillig verlassen. 18 Jahre war er alt, als deutsche Besatzer ihn 1943 zur Zwangsarbeit nach Deutschland verschleppten, wo er als Bäcker arbeiten musste. Koedoot hatte Heimweh. Er wollte zurück nach Ijsselmonde, dort, wo seine Familie und seine Freunde auf ihn warteten - vergeblich. Eine deutsche Patrouille fing Koedoot bei seiner Flucht kurz vor der niederländischen Grenze ab, nahm ihn fest und brachte ihn in das Lager für widerstandleistende Arbeiter in Moosach. Ein Mithäftling erzählte seinen Eltern später, dass er zur Strafe fast einen ganzen Tag in kaltem Wasser stehen musste. Im Oktober 1943 starb Koedoot als einer von etwa 2000 ausländischen Zwangsarbeitern in München.

"Eine Schande für unser Land", nennt Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) es, dass die Zwangsarbeit in Deutschland so lange verdrängt wurde. Auch Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums und der Artur-Kutscher-Realschule in Moosach waren anwesend. "Ich empfinde Freude, dass so viele an Dirks Geschichte teilhaben wollen", sagt sein Neffe.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: