Stadtsanierung:Moosach bekommt mehr Grünflächen – selbst auf den Dächern

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Bei der Stadtsanierung in Moosach sollen bestehende Gebäude erhalten und aufgewertet werden. (Foto: Catherina Hess)

Im Zuge der Stadtsanierung sollen 700 neue Wohnungen im Stadtteil entstehen – doch auch die vorhandenen Wohnanlagen sollen als „Siedlung mit Vorbildcharakter“ entwickelt werden.

Von Ellen Draxel

Moosach hat viele Facetten. Der Stadtteil im Nordwesten Münchens ist dörflich und großstädtisch zugleich, wie ein Sammelsurium an Minibildchen beweist, das sich im U-Bahnhof Moosacher St.-Martins-Platz zu einer großen Wandfläche addiert. Ein Viertel mit historischem Ortskern, Einkaufszentren, großen Verkehrsachsen, aber auch einem sehr regen Vereinsleben. Allerdings sind Teile der Infrastruktur inzwischen in die Jahre gekommen. Und das soll sich jetzt ändern.

Moosach ist seit 2021 eines von derzeit sieben städtischen Stadtsanierungsgebieten – neben Aubing-Neuaubing-Westkreuz, dem Innsbrucker Ring, Neuperlach, dem Ramersdorfer Ortskern, Trudering und der Tegernseer Landstraße. Wie wichtig es für die Kommune ist, sich um den Bestand zu bemühen, betonte Münchens Stadtbaurätin bei einem Rundgang durch das Herz Moosachs. „Neubauten machen in München nur ein Prozent aus – der Rest der Gebäude ist schon da“, so Elisabeth Merk. „Wenn wir uns darum nicht kümmern, werden wir nie CO₂-neutral werden.“

In Moosach umfasst dieses sanierungsbedürftige Areal 192 Hektar. Ein Schwerpunkt: die GWG- und Sparkassensiedlung westlich der Dachauer Straße. 2000 Wohnungen befinden sich in den Zeilenbauten der 1940er- bis 1960er-Jahre rund um die Nanga-Parbat-Straße, die insbesondere energetisch saniert und um etwa 700 Wohnungen erweitert werden sollen. Bei der Sanierung sollen die graue Energie und die großzügigen Freiflächen mit dem alten Baumbestand erhalten werden, als Lärmschutz zum Wintrichring aber Neubauten errichtet werden. Stellplätze sollen in oberirdischen Quartiersgaragen gebündelt werden.

„Diese Wohnanlagen, die wir als Siedlung mit Vorbildcharakter entwickeln wollen, sind bioklimatisch nicht gerade begünstigt“, weiß Andreas Kacinari, Sachgebietsleiter bei der Stadtsanierung. Innerhalb der Zeilenbauten habe man im Sommer hohe Temperaturen gemessen – durchschnittlich sechs Grad höher als in den Grünflächen. „Im Fokus stehen deshalb neben dem Baum- und Grünerhalt auch eine Fassaden- und Dächerbegrünung.“ Die Planer können dabei an erste Erfahrungen anknüpfen: Die Bauten der Stadtsparkasse sind bereits saniert.

Und auch am Amphionpark ist ein erster Abschnitt schon abgeschlossen. „Der Park hatte nur zwei Spielzonen und einen überdimensionierten Bolzplatz aus Asphalt“, erklärt Laura Engel vom Baureferat. Mittlerweile wurde er für 1,4 Millionen Euro aufgewertet, er verfügt nun über eine große Spiellandschaft aus Holz, eine Hangrutsche, Ballspielplätze, ein Trampolin und Tischtennisplatten. In einem zweiten Bauabschnitt sollen die Flächen noch beleuchtet werden.

Generell gilt Moosach als unterversorgt mit Grünflächen. Schon jetzt verbindet eine Brücke den Amphionpark mit dem Westfriedhof, über eine barrierefreie Neuerrichtung wird nachgedacht. Letzterer soll als Naherholungsort einen neuen Stellenwert bekommen, etwa durch optimierte Wege und das Schaffen weiterer schattiger Plätze. Der Friedhof verfügt über große Bäume. Manchmal sind es nur kleine Maßnahmen, die Verbesserungen bringen – so wie die schon aufgestellten 15 Sitzbänke, die noch durch weitere Ruhegelegenheiten ergänzt werden sollen. Und als zentrales Element eines verbesserten grünen Netzes ist der zweitgrößte Friedhof Münchens mit seinen 50 Hektar ohnehin nicht wegzudenken.

„Der große Mehrwert der Städtebauförderung ist, dass sie direkt den Menschen zugutekommt“

Die Kehrseite der Medaille zeigt sich an der Kreuzung der Hugo-Troendle- mit der Karlingerstraße. Die ist nach Ansicht der Planer völlig überdimensioniert – eine viel zu große, versiegelte Fläche, die neu gefasst und umgestaltet werden könnte. An dieser Idee manifestiert sich der große Nutzen der für viele Münchner nicht so recht fassbaren Stadtsanierungsprogramme: „Der große Mehrwert der Städtebauförderung ist, dass sie direkt den Menschen zugutekommt“, sagt Kacinari.

Schließlich sollen die Moosacher weiter gern in ihrem Viertel wohnen. Und dazu gehört neben einem guten Wohnraum mit ausreichend Grün auch ein vielfältiges soziales wie kulturelles Angebot. Die evangelische Heilig-Geist-Kirche etwa, die auf ihrem Grundstück bereits die Diakonie, die Arbeiterwohlfahrt (Awo) und die Flüchtlingshilfe beheimatet, könnte noch ein Bildungslokal und einen Familientreff bekommen.

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Nicht zuletzt aber steht im Mittelpunkt der städtischen Bemühungen einer der zentralen Moosacher Begegnungsflächen. Der Moosacher St.-Martins-Platz, arrondiert vom Kultur- und Bürgerhaus „Pelkovenschlössl und Hacklhaus“ und von der ältesten Kirche Münchens, der Alten Filialkirche St. Martin, wird schon jetzt vielfach genutzt, unter anderem für Stadtteilfeste, den Weihnachtsmarkt, Boule-Spiele, das Maifest. Doch ein Dreivierteljahr steht er leer, haben die Experten festgestellt. Dort könnte ein Kultursaal entstehen, wie ihn sich die Moosacher seit Langem wünschen.

Das Quartier steht allerdings unter Denkmalschutz. Deshalb lasse sich auf dem Areal nicht einfach ein Fremdkörper hinstellen, sagt die für das Gebiet im städtischen Planungsreferat verantwortliche Franziska Lomb. Im September soll daher ein Wettbewerb mit zwölf Planungsbüros starten, Ergebnisse werden für den kommenden Februar erwartet. Bis dahin sind die Moosacher eingeladen, ihre Wünsche in einer Online-Befragung unter stadtsanierung-moosach.de mitzuteilen. Das letztlich angestrebte Projekt geht von einem großen Saal für 200 bis 250 Personen sowie vom Erhalt und der Sanierung des von den Vereinen genutzten Hacklhauses mit den zugehörigen Freiflächen aus. Zudem will man auf dem städtischen Grundstück Wohnraum für städtische Auszubildende schaffen.

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