Unikat:Mit Stil durch die Endzeit

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Voluminöse Ganzkörperanzüge, bedeckt von Membranen, sollen vor der gefährlichen UV-Strahlung schützen. So sieht Pia-Maria Leberfinger Mode in 100 Jahren. (Foto: privat)

Modedesign-Absolventin Pia-Maria Leberfinger, 22, hat eine digitale Modekollektion kreiert, die über unsere Welt in 100 Jahren spekuliert

Von Lisa Miethke, München

Der Blick in die Zukunft ist meist von Angst geprägt. Dabei muss er das gar nicht sein, findet Pia-Maria Leberfinger, 22, Modedesign-Absolventin der AMD, Hochschule für Mode und Design München. In ihrer Abschlussarbeit entwarf sie die digitale Kollektion "Exo-2120", das Abbild einer Utopie in genau 100 Jahren. Wie also sieht unsere Zukunft aus?

"Ich gehe davon aus, dass sich das Klima extrem verändern wird", sagt Pia-Maria. Grundlage ihrer Arbeit seien plötzlich auftretende Kipp-Punkte im Klimasystem, dabei könne es zu Extremtemperaturen von plus 70 Grad bis zu minus 93 Grad kommen. "Aus diesen Gründen verändert sich der Mensch, die Gesellschaft und letztlich auch die Mode", sagt sie. Das Ergebnis zeigt sich in den Bildern ihrer Kollektion: Voluminöse Ganzkörperanzüge, bedeckt von Membranen, sollen vor der gefährlichen UV-Strahlung schützen. Zusätzliche, witterungsbeständige Beschichtungen sollen Wind und Wasser abweisen, sagt Pia.

Aber nicht nur die Funktionalität spielt eine Rolle. Die Anzüge sollen zugleich Ausdruck der Individualität sein. "Es wäre mein Wunsch, dass man in 100 Jahren ohne Wenn und Aber das tragen kann, was man möchte", sagt Pia-Maria. "Das Gender-Denken fällt weg, wer die Anzüge letztlich trägt, ist egal." In der Kollektion setzt die Studentin auf weiche, schwingende Silhouetten, ein Ausdruck des "träumerischen Freiheitsgedanken" in der Zukunft. Dieser Gedanke soll sich auch in der Farbauswahl der Modekollektion widerspiegeln, inspiriert hätten sie dazu die Filme von Regisseur Wes Anderson.

Dass Pia-Maria sich für eine - eher unübliche - digitale Kollektion entschied, hat einen Grund. "Vordenker gehen davon aus, dass wir irgendwann unserer digitalen Identität mehr Wert zurechnen als unserer realen", erklärt sie. Digitale Mode sei ein Teil dieser Identität, ein möglicher Zukunftstrend. Auch die Umweltentlastung spiele dabei eine wichtige Rolle. Weil in der Modebranche Prototypen oft weggeworfen werden, spart man mit einem digitalen Ansatz Müll und Zeit, sagt Pia-Maria.

"Ich finde, man sollte sich auch noch trauen dürfen zu träumen", sagt Pia-Maria Leberfinger. (Foto: Alexander Borger)

So entwarf sie mit 3-D-Design-Softwareprogrammen sechs digitale Avatare, die nun ihre futuristischen Kollektionsteile tragen. Die Avatare sollen zugleich ein potenzielles Gesamtbild der Zukunftsgesellschaft darstellen. So ordnete Pia-Maria jedem von ihnen ein eigenes Berufsfeld zu. Mit dabei: eine KI-Psychologin, ein Nanomediziner und eine Drohnenkünstlerin.

Trotz extremer Klima- und Umweltbedingungen - die Zukunft muss nicht unbedingt beängstigend sein, sagt Pia-Maria. Man habe sich schließlich schon immer anpassen müssen. "Die Menschen haben die Zukunft in den Fünfziger- und Sechzigerjahren noch viel optimistischer gesehen", sagt Pia-Maria. Das wünscht sie sich auch für die heutige Generation: "Ich finde, man sollte sich auch noch trauen dürfen zu träumen."

  • In der Reihe "Unikate" stellen wir in loser Folge Studentinnen und Studenten vor, die spannende Abschlussarbeiten geschrieben haben.
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