Kleidung:Wo man in München nachhaltige Mode findet

Kleidung: Die Textilkunst der Maya-Frauen bringt das Mode-Label Nata Y Limón nach München.

Die Textilkunst der Maya-Frauen bringt das Mode-Label Nata Y Limón nach München.

(Foto: Jaqueline Maria Mejia Garcia)

Fast-Fashion hat hier nichts zu suchen: In diesen Läden und Online-Shops kommt es auf Qualität, hochwertige Materialien und die Menschen an, die sie herstellen.

Von Sandra Langmann

Vive la B(i)ohème!

Kleidung: Das verrutschte "i" ist das Markenzeichen der von Hand bedruckten "Lebe und Liebe"-Kollektion von Iki M.

Das verrutschte "i" ist das Markenzeichen der von Hand bedruckten "Lebe und Liebe"-Kollektion von Iki M.

(Foto: Benjamin Antony Monn)

Im "Iki M." setzt die Modedesignerin und Stylistin Bätty Ilknur Fieger-Mete auf ökologische und fair produzierte Fashion. In ihrem Laden hängen ausgewählte Vintage-Stücke neben neuen Jacken aus recyceltem Meeresplastik und Sweatshirts aus dem eigenen iki M.-Label. Seit 2008 hat sich in dem kleinen modischen Store in der Adalbertstraße einiges getan. 2012 entdeckte die Gründerin den Siebdruck für sich. "Das erste Motiv habe ich für meinen Mann Alex illustriert, das Motiv drucke ich heute noch." Das Verrutschte "i" in Liebe aus der "Lebe und Liebe"-Kollektion wurde zu ihrem Markenzeichen. Bedruckt werden die Sweatshirts und Shirts von Bätty persönlich - in Haidhausen bei "der lieben Sarah in der Silberfabrik". Das nehme viel Zeit in Anspruch, aber: "Das ist es Wert. Mir ist wichtig, dass es handmade in München ist. Ein Unikat."

Iki M. in Schwabing, Adalbertstraße 45, 80799 München und www.iki-m.de

Muster aus Malawi

Kleidung: Im Atelierpark des Bahnwärter Thiel verkauft Melanie Rödel Taschen und Jacken von Schneiderinnen aus Malawi.

Im Atelierpark des Bahnwärter Thiel verkauft Melanie Rödel Taschen und Jacken von Schneiderinnen aus Malawi.

(Foto: Khala)

Ein paar Stufen führen hinunter zum Eingang des kleinen Containers, trotzdem schaffen es die Sonnenstrahlen bis zu den großen Glastüren. Daneben ziert die erste Jacke im Khala-Design die Schneiderpuppe. Jeder und jede, der und die schon mal im Atelierpark des Bahnwärter Thiel war, kennt die Umhängetaschen mit bunten Blättern und knalligen Wendejacken aus den festen Chitenge-Stoffen.

Im Ladeninneren setzen sich nachhaltige Materialien bei der Deko fort, ein Holzstock fungiert als Kleiderstange. Melanie Rödel hat das Social Business 2017 mit Scheiderinnen aus Malawi gegründet. Das Konzept: stilsicheres Auftreten und liebevolle fair bezahlte Handarbeit. Allerdings ist unklar, wie es mit der Produktion weitergehen wird: "Die einst hauseigene Manufaktur in Lilongwe musste aufgrund der Pandemie 2022 geschlossen werden", sagt Melanie. Der Laden im Atelierpark und der Online-Shop sind weiterhin geöffnet.

Khala, Tumblingerstraße 29, 80337 München und www.khaladesign.com

Die Kunst der Maya-Frauen

Kleidung: Marlene Walter und Anne Schneider schätzen die Webkunst und unterstützen indigene Weberinnen und Schneiderinnen mit einem geregeltem Einkommen.

Marlene Walter und Anne Schneider schätzen die Webkunst und unterstützen indigene Weberinnen und Schneiderinnen mit einem geregeltem Einkommen.

(Foto: Jaqueline Maria Mejia Garcia)

Dass Remote-Arbeit ganz gut funktioniert, war den Gründerinnen bereits vor der Pandemie klar. Seit 2016 verkaufen Marlene Walter und Anne Schneider Mode online von München und Berlin aus. Die Distanz zwischen den beiden Städten ist genauso wenig ein Problem wie die Entfernung zu Guatemala, wo Taschen und Interior im Maya-Design gefertigt werden. Marlene und Anne wertschätzen die Webkunst und unterstützen indigene Weberinnen und Schneiderinnen mit geregeltem Einkommen. Kennengelernt haben sich die beiden Frauen während ihres Tourismusstudiums. Als beide Jahre später ihre Jobs aufgaben, für NGOs in Costa Rica und Guatemala arbeiteten und sich dann in Nicaragua trafen, war das mehr als Zufall. Sie seien zur selben Zeit an einem Wendepunkt in ihrem Leben gestanden und waren "ready to go", sagt Anne. Mit ihrem Projekt verbinden sie unternehmerisches Denken mit sozialem Mehrwert und der Textilkunst der Maya-Frauen.

Nata Y Limón gibt es im Münchner Sisko Stor in der Müllerstraße 50, im Concept Store & Design Studio von Frijda Juni in der Schubertstraße 2 in Gröbenzell und unter www.nataylimon.de

Besser ausbessern

Kleidung: Quilt-Design: Gesammelte Jeans-Stoffe fügt Judith Hettlage zu neuen Stücken zusammen.

Quilt-Design: Gesammelte Jeans-Stoffe fügt Judith Hettlage zu neuen Stücken zusammen.

(Foto: Judith Hettlage)

Jeans, deren Löcher auffällig ausgebessert wurden. Taschen, die aus Jeansresten zu neuen Stücken werden. Mode ist für Judith Hettlage erst dann wirklich nachhaltig, wenn Textilien wiederverwendet werden. Zuletzt arbeitete Judith als freie Kommunikationsdesignerin, durch das Nähen von Corona-Schutzmasken fand sie zu ihrer Nähmaschine zurück. Die analoge Arbeit und der Nachhaltigkeitsgedanke brachte sie zum Visible Mending. Dabei werden kaputte Stellen nicht fein säuberlich ausgebessert, sondern aufwendig bestickt. Aus den dafür gesammelten Jeans-Stoffen wurden Taschen und Decken, und so entstand eine kleine Upcycling-Denim-Kollektion. Aber: "Ich sehe damit keinen Weg, zu einem sinnvollen Preis lokal zu produzieren." Daher bietet sie die Produkte auf Bestellung an und legt nun den Fokus auf Quilt-Design. Dabei werden reine Leinenstoffe, im besten Fall Reststoffe, miteinander verbunden (gequiltet) und mit Schurwolle zu weichen Decken gefüllt.

Frau Hettlage, Ausstellung im Künstlerkollektiv (Super+Ateliers@Kustlabor2, Atelier im ehem. Gesundheitshaus) und unter www.frauhettlage.com

Siebdruck per Radlkurier

Kleidung: Fair und umweltschonend hergestellte T-Shirts, Hoodies und Beutel bedruckt das Label Sabralex mit wasserbasierten Farben.

Fair und umweltschonend hergestellte T-Shirts, Hoodies und Beutel bedruckt das Label Sabralex mit wasserbasierten Farben.

(Foto: Sabralex)

Noch herrscht etwas Chaos und Baustellenatmosphäre, aber bald dürfte in einem ehemaligen Stall im Landkreis Biberach die zweite Siebdruck-Werkstatt entstehen. Die soll etwas größer werden als die erste in Sendling-Westpark, wo Alexander Grunert und Sabrina Zoller die ersten Versuche für Sabralex anstellten. Alexander ist hauptberuflich Sozialpädagoge, jedoch hat er seit einem Siebdruck-Workshop einen Nebenjob. 2020 (knapp vor Pandemiebeginn) gründet er mit seiner Freundin den Onlineshop Sabralex. Sabrina zeichnet die meisten Motive mit der Hand, dann werden sie von Alexander digital für den Druck vorbereitet. "Dafür verwenden wir fair und umweltschonend hergestellte T-Shirts, Hoodies und Beutel", sagt Alexander. Dabei achten sie auf die Herstellung, ein umweltschonendes Produktionsverfahren und eine faire Bezahlung der Mitarbeitenden. "Dann bedrucken wir die Stoffe mit wasserbasierten Farben." Die Drucke entstehen auf Nachfrage, wodurch die Produkte individuell sind und kein Überschuss entsteht. Umweltschonend ist auch die Lieferung per Fahrrad.

Sabralex Online-Shop: www.sabralex.de

Alpaka für Flachländler

Kleidung: Schals und Handschuhe des Tinku-Shops werden von indigenen Frauen in den Anden gefertigt.

Schals und Handschuhe des Tinku-Shops werden von indigenen Frauen in den Anden gefertigt.

(Foto: Alexandra Yepes ZType I)

Dass die Wolle von Alpakas extrem flauschig ist, wissen die meisten. Aber dass man in diese Wolle gehüllt auch Temperaturen von Minus 20 bis Plus 30 Grad aushält? In Bolivien ist man sich des Nutzens seit Jahrhunderten bewusst. Eine Generation nach der andern lernt Alpakawolle kunstvoll zu Kleidung zu verarbeiten. Die Geschwister Eliana und Gonzalo Garrón Liendo sind in Bolivien aufgewachsen und tragen die Kultur und Produkte mit Tinku nach Europa. Eliana arbeitet von München aus, Gonzalo blieb in Bolivien, gemeinsam vertreiben sie seit 2021 fair produzierte Mode aus 100 Prozent reiner Alpakawolle. "Dabei geht es uns nicht nur um Nachhaltigkeit, sondern um die Verpflichtung, Handwerker, Genossenschaften und lokale Designer zu unterstützen." Senfgelbe Schals, dunkelgraue Handschuhe und knallblaue Stirnbänder werden von indigenen Frauen aus den Anden gefertigt. Zu einem fairen Lohn und fairen Arbeitsbedingungen, sagen die Geschwister.

Bolivianischer Tinku-Shop online: www.tinku.world

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