Süddeutsche Zeitung

München:Mobilität vernetzen

S-Bahn-Nordring, mehr Buslinien, Autobahnausfahrten und Radschnellwege: Es gibt einige Ideen, den Verkehr in der Region zu bewältigen.

Von Viktoria Großmann

Um die Verkehrsströme in der wachsenden Region München zu bewältigen, haben sich die Landräte und Bürgermeister der nördlichen Landkreise und aus der Landeshauptstadt München zu einer zweiten Verkehrskonferenz in Dachau zusammengefunden. Ergebnis der zweieinhalbstündigen Debatte: Es werden zwei Gutachten in Auftrag gegeben, Ergebnisse werden 2018 erwartet.

Direktverbindungen zwischen den Städten im Großraum, die nicht den Umweg über München nehmen. Mehr Buslinien, mehr Autobahnausfahrten, bessere Radwege: Über das, was die Menschen im Großraum München brauchen können, sind sich die Landräte von Dachau, Freising und München, sowie Bürgermeister von Kommunen aller drei Landkreise und Vertreter von sechs Münchner Stadtbezirken soweit einig.

Bis all die Ideen und Pläne, die man im Grunde schon jetzt brauchen könnte, in die Tat umgesetzt werden, wird aber noch viel geredet und sehr viel Papier beschrieben werden. Immerhin: Es gibt ein Bekenntnis zu den Problemen der Region. Landrat Christoph Göbel (CSU) bringt es so auf den Punkt: "Wir sind eine unglaublich erfolgreiche Region, doch wenn wir die Infrastruktur nicht verbessern, drohen wir an diesem Erfolg zu ersticken." Göbel rechnet nicht damit, dass genügend Wohnraum für alle, die im Großraum München arbeiten, geschaffen werden kann; umso wichtiger sei ein belastbares Verkehrsnetz. Er spricht von vernetzter Mobilität - also etwa von Rad- und S-Bahn-Verkehr und neuen Mobilitätssystemen, zunächst einmal Elektrobussen. Der Landkreis hat das Schweizer Institut Ernst Basler und Partner mit einer Verkehrsstudie beauftragt, zu der auch die Bevölkerung befragt wurde. Ziel ist, herauszufinden, welche Verkehrsverbindungen wie stark genutzt und welche noch benötigt werden. Man habe mit 100 Rückmeldungen gerechnet, sagt Göbel, eingegangen seien mehr als 2000 qualifizierte Anregungen. Im Herbst rechnet er mit den Ergebnissen der Studie.

Eine eigene Verkehrsstudie wird derzeit auch für die Landkreise Erding und Freising unter Beteiligung der Flughafengesellschaft gemacht. Im Landkreis Dachau wird hingegen ein Verkehrsentwicklungskonzept in Zusammenarbeit mit allen Gemeinden erstellt. Hinzu kommen soll nun also ein weiteres überwölbendes Riesengutachten, das der Planungsverband äußerer Wirtschaftsraum vorbereiten und in diesem Jahr in Auftrag geben soll. Zudem soll ein Gutachten über die Möglichkeiten eines S-Bahn-Nordrings erstellt werden.

Jede Menge Papier, aber die Landräte beeilen sich, auch konkrete Projekte vorzustellen. Da alles, was die Bahn betrifft, immer lange dauert, konzentriert man sich auf Busse und Radwege. Zum Beispiel eine Busverbindung zwischen Fürstenfeldbruck und Dachau, über eine Verbindung zwischen Röhrmoos und Oberschleißheim solle zumindest nachgedacht werden. Als Pilotprojekt bezeichnet der Dachauer Landrat Stefan Löwl (CSU) eine geplante Verbindung zwischen Dachau und dem Münchner Viertel Am Hart; zudem wird ein Radschnellweg Richtung München geplant. Wie solch ein Radschnellweg aussehen kann, werden sich die Dachauer in absehbarer Zeit zwischen Freising und Garching anschauen können. Zwischen den beiden Außenposten der Technischen Universität München (TU) sollen Radler bald besser pendeln können. Freisings Landrat Josef Hauner (CSU) setzt wie Stefan Löwl große Hoffnungen in den öffentlichen Nahverkehr. Zum Flughafen sagte Hauner: "Wir müssen erst einmal die bestehenden Verkehrsprobleme lösen, bevor wir an eine dritte Startbahn denken können."

Im Herbst soll die Konferenz ein drittes Mal tagen. Verlieh diesmal der Innenminister Joachim Herrmann (CSU) der Veranstaltung Bedeutung, soll es dann Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) sein. Gastgeber Löwl und die Teilnehmer sind entschlossen, für die Interessen der Region laut zu trommeln. Auch in Berlin.

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SZ vom 21.04.2016
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