Plötzlich geht nichts mehr, keine Telefonate, keine SMS, keine Chats. Wer gern auf Großveranstaltungen geht, etwa Fußballspiele oder Konzerte, hat das bestimmt schon erlebt: Sendepause wegen Netzüberlastung. Als etwa im Februar 2025 Hunderttausende Menschen auf der Theresienwiese zusammenkamen, um gegen Rechtsextremismus zu demonstrieren, brach das Mobilfunknetz teilweise zusammen. Es war schlicht überfordert mit dem Mitteilungsbedürfnis der Besucherinnen und Besucher.
O2 Telefónica will nun Abhilfe schaffen und sein 5G-Netz auf der Theresienwiese dauerhaft ausbauen. Dazu sollen sieben herkömmliche Straßenlaternen zu 5G-Mobilfunkstandorten umgerüstet werden. Drei sollen am Bavariaring stehen, je einer auf der Theresienhöhe, in der Hans-Fischer-Straße und an der Hackerbrücke. Mit 3,6 Gigahertz sollen die Laternen das leistungsfähigste 5G des Unternehmens haben - und bis zur Wiesn im Herbst auch installiert sein.
Die Maßnahme ist Teil einer deutschlandweiten Strategie. Um dem wachsenden Datenverkehr in Großstädten gerecht zu werden, will das Unternehmen in 25 Städten 5G-Straßenleuchten aufstellen. Diese Mini-Masten sind von den bisherigen Straßenlaternen kaum zu unterscheiden. Sie sind überall dort von Nutzen, wo Hausdächer als Standorte für zusätzliche Mobilfunkantennen knapp sind und der Datenbedarf der Kundinnen und Kunden hoch ist. Deutschlandweit sollen bis Ende 2025 rund 50 weitere Laternen funken, heißt es bei O2 Telefónica.
Das Unternehmen wird zur Wiesn aber weiterhin zusätzliche temporäre Standorte aufbauen, damit die insgesamt mehr als sechs Millionen Gäste problemlos Fotos verschicken, mobile Datendienste nutzen und natürlich telefonieren können. „Im letzten Jahr hatten wir 20 Standorte für das Oktoberfest aufgebaut, draußen auf Masten und drinnen in Zelten“, sagt ein Sprecher. „Das machen wir auch in diesem Jahr.“ Genauso halten es andere große Netzbetreiber wie Vodafone und Deutsche Telekom. Sie rüsten das gesamte Festgelände zur Wiesn vorübergehend mit extra Mobilfunk-Infrastruktur auf. So hat Vodafone die Theresienwiese 2024 für das Oktoberfest mit 75 zusätzlichen Antennen ausgestattet - darunter viele Mini-Antennen. Diese sorgten auf der Wiesn an 22 Standorten innerhalb und außerhalb der Festzelte für ein stabiles Mobilfunknetz.
Für alle Anbieter gilt: Wenn eine Funkzelle doch einmal an ihre Kapazitätsgrenze kommt, weil zu viele Nutzer gleichzeitig auf diese Zelle zugreifen, wird versucht, die Aufträge nacheinander abzuarbeiten. Dann kann es sein, dass die Wiesngrüße erst mit einiger Verspätung beim Adressaten eintreffen. Notrufe gehen allerdings immer sofort durch. Wer die „112“ per Smartphone ruft, hat auch bei hohem Datenaufkommen Vorrang und erreicht innerhalb weniger Sekunden die Einsatzstelle.
Die 5G-Straßenlaternen werden auch von Vodafone Deutschland eingesetzt. Der Mobilfunkanbieter habe europaweit die ersten in Betrieb genommen, sagt ein Sprecher; diese sind seit 2022 in Köln im Dienst. Dazu kommen funkende 5G-Litfaßsäulen mit Mini-Antennen, wie sie etwa in Düsseldorf genutzt werden. Konkrete Ausbaupläne für München nannte das Unternehmen auf Anfrage nicht.
Die Deutsche Telekom will die Kapazität ihres Netzes in Deutschland bis 2027 verdoppeln. 90 Prozent der Standorte würden dann Downloads mit einem Gigabit pro Sekunde ermöglichen. An vielen Stellen werde die Frequenz 3,6 GHz eingesetzt, insbesondere an stark frequentierten Plätzen in Innenstädten oder an Verkehrsknotenpunkten. All dies gelte „natürlich auch in München und im Umland“, sagt eine Sprecherin. Schon heute habe die Telekom in München 600 Mobilfunkstandorte, davon seien 539 mit 5G ausgestattet - genug, um nahezu die gesamte Bevölkerung zu versorgen. München zähle im Mobilfunknetz des Unternehmens zu den am besten versorgten Städten in Deutschland.