Mittlerer Ring:Candidtunnel wird nicht verlängert

Mittlerer Ring: Eine Studie untersucht, ob zumindest der McGraw-Graben einen Deckel erhalten kann.

Eine Studie untersucht, ob zumindest der McGraw-Graben einen Deckel erhalten kann.

(Foto: Florian Peljak)

Die grün-rote Stadtratsmehrheit hat den Bau abgelehnt. Anwohner sollen stattdessen von mehreren kleinen Schutzmaßnahmen profitieren. Zudem könnte der McGraw-Graben geschlossen werden.

Von Andreas Schubert

Wie kann man die Anwohner des Mittleren Rings entlasten, angesichts der Verkehrsmassen, die sich tagtäglich an ihren Fenstern vorbeischieben? Die Grünen und die SPD im Rathaus sind schon in ihrem Koalitionsvertrag übereingekommen, dass Tunnel dabei nicht viel helfen. Den Tunnel an der Tegernseer Landstraße haben sie genauso beerdigt wie den an der Landshuter Allee. Nun ist auch die Verlängerung des Candidtunnels in Giesing vom Tisch. Der Mobilitätsausschuss hat sich am Mittwoch mehrheitlich dagegen ausgesprochen.

Zur Erinnerung: Hierzu gab es Überlegungen, die Röhre um 930 Meter bis zum McGraw-Graben zu verlängern. Denn die Tegernseer Landstraße ist eine der meistbefahrenen und folglich - was Lärm und Abgase angeht - eine der meistbelasteten Straßen der Stadt. 139 000 Fahrzeuge sind bis zum Jahr 2030 dort prognostiziert. Und für den Fall, dass ein Tunnel gebaut würde, sieht das Mobilitätsreferat sogar noch eine Zunahme des Autoverkehrs. Bis zu 164 000 Kraftfahrzeuge könnten dort dann binnen 24 Stunden entlangrollen, 136 000 davon im Tunnel, rund 28 000 an der Oberfläche.

Die Verwaltung lehnt den Tunnel aber ab. Bautechnisch zu aufwendig sei er und nach Einschätzung des Baureferats mit großen Risiken behaftet. Dazu käme, dass die erst 2020 installierten Aufzüge an der Fußgängerunterführung Otkerstraße beseitigt werden müssten. Die Investition von 2,8 Millionen Euro wäre nicht nur verloren, sondern müsste nach Einschätzung der Verwaltung wohl auch weitgehend an den Bund als Zuschussgeber zurückerstattet werden.

Der Bau wäre schwieriger als bei den anderen Tunneln am Mittleren Ring

Für die Anlieger würde es während der siebenjährigen Bauzeit unangenehm, da die Seitenwände des Tunnels viel näher an Hausfundamente heranrücken würden als bei den bestehenden Ringtunneln. Den Verkehr über Verschwenkungen und Brücken durch die Baustelle zu lotsen, wäre zwar möglich, würde aber in der kritischsten, mindestens 15-monatigen Schlussphase der Bauarbeiten die Aufnahmekapazität um 36 Prozent verringern.

Der verkehrliche Nutzen im Verhältnis zum bautechnischen Aufwand und den anfallenden Kosten (eine Summe wurde nicht genannt) ist laut Mobilitätsreferat "im Ergebnis deutlich zu gering". Man empfehle deshalb, die Verlängerung des Candidtunnels nicht weiter zu verfolgen "und sich stattdessen auf andere, kleinteiligere Maßnahmen zur Verbesserung des Fuß- und Radverkehrs sowie für den Lärmschutz für den Bereich der Tegernseer Landstraße zwischen St.-Quirin-Platz und dem Knoten mit der Grünwalder Straße zu konzentrieren".

Für Lärmschutzfenster gibt es sogar Zuschüsse

Hier kämen etwa Lärmschutzwände und schalldichte Fenster für die Anwohner in Betracht. Die Stadt gibt für den passiven Lärmschutz im Rahmen eines Förderprogramms sogar Zuschüsse, wie SPD-Verkehrsexperte Nikolaus Gradl anmerkte. Manche Anwohner wüssten vermutlich nicht mal davon.

Dazu kommt, dass die grün-rote Rathausmehrheit lieber den Verkehr generell reduzieren und Tunnel so überflüssig machen möchte. Das soll mit einem massiven Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs und des Radverkehrs geschehen. Dem Argument der CSU, der Freien Wähler und der FDP, die Hauptbelastung komme vom Durchgangsverkehr, den es auch in Zukunft geben werde, widersprach Mobilitätsreferent Georg Dunkel. Die meiste Belastung gehe laut Studien tatsächlich von den Pendlern aus.

Paul Bickelbacker (Grüne) schätzte die Baukosten auf 500 Millionen bis eine Milliarde Euro. "Dafür kann man 50 Kilometer Trambahn bauen." Für Fritz Roth (FDP) dagegen sind die vorgeschlagenen Maßnahmen nichts als ein "Feigenblatt". Er blieb wie auch Sabine Bär (CSU) bei der Forderung, einen Tunnel zu bauen. Entsprechend stimmten CSU, Freie Wähler, Bayernpartei und FDP gegen die Vorlage des Mobilitätsreferats. Letztlich setzte sich die grün-rote Mehrheit mit ihrer Ablehnung des Tunnels aber durch. Auf ihren Antrag hin soll der Stadtrat allerdings zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal darüber befinden, ob nicht doch wenigstens über den McGraw-Graben ein Deckel gebaut werden könnte. Dazu läuft gerade eine Studie der Universität Stuttgart, diese Ergebnisse wolle man abwarten.

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