Die Stickstoffdioxid-Konzentration an der viel befahrenen Landshuter Allee in München ist im vorigen Jahr erstmals unter den gesetzlich vorgegebenen Grenzwert von 40 Mikrogramm pro Kubikmeter (µg/m³) gesunken. Das teilte das Bayerische Landesamt für Umwelt am Freitag mit. Der vorläufigen Analyse zufolge seien 2024 „erstmalig an allen Messstationen in Bayern die Grenzwerte eingehalten“ worden, sagte Monika Kratzer, die Präsidentin des Amtes. Die endgültige Auswertung soll im zweiten Quartal vorliegen.
Für die Landshuter Allee, einen Teilabschnitt des Mittleren Rings, sei vorläufig ein Jahresmittelwert von 39 µg/m³ errechnet worden, 2023 waren es noch 45 gewesen. Dennoch wurde dort erneut der mit Abstand höchste Wert in Bayern notiert: Platz zwei hält die Angerstraße in Passau mit 27 µg/m³ Stickstoffdioxid.
Wegen der Maßnahmen gegen die Schadstoffwerte an der Landshuter Allee hatte die Stadt München jahrelang mit Umweltschützern gestritten. Das Bundesverwaltungsgericht bestätigte im Oktober vergangenen Jahres eine Entscheidung des Bayerischen Verwaltungsgerichtshofs vom März, das die Stadt München zur Einhaltung des Grenzwerts für Stickstoffdioxid verpflichtete.

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Um schärfere Maßnahmen zu verhindern, hatte eine Stadtratskoalition aus SPD/Volt und CSU/Freien Wählern im Juni 2024 eine Tempo-30-Zone zwischen Olympiapark und Donnersbergerbrücke eingerichtet. Seitdem war dort der Grenzwert im Monatsmittel nicht mehr überschritten worden. Dennoch war die Stadt dazu verurteilt worden, das bereits geltende Fahrverbot für Dieselfahrzeuge der Schadstoffklasse Euro 4 auf Euro-5-Modelle auszuweiten.
Ein entsprechender Beschluss sollte in diesem Frühjahr in Kraft treten und für die Strecke zwischen Georg-Brauchle-Ring und der Auffahrt zur A96 gelten. Ob er tatsächlich umgesetzt wird, ist nun aber fraglich. Das federführende Referat für Klima und Umwelt (RKU) hatte eine Ausstiegsoption in den Beschluss eingebaut. „Falls einerseits der Stickstoffdioxid-Grenzwert 2024 eingehalten und andererseits auch gutachterlich prognostiziert wird, dass die Jahresmittelwerte für 2025 und 2026 an der Landshuter Allee bei höchstens 38 µg/m³ liegen, könnte auf die Anordnung der Zufahrtsbeschränkung verzichtet werden“, teilte das RKU am Freitag mit. Die Ergebnisse der Immissionsprognose müssten allerdings abgewartet werden.

Mittlerer Ring:München beschließt Verschärfung des Dieselfahrverbots
Der Stadtrat reagiert auf ein Gerichtsurteil und stimmt für ein Fahrverbot für Euro-5-Diesel auf der Landshuter Allee. Ob das aber wirklich eingeführt wird, hängt von den Messwerten ab.
Über weitere Maßnahmen entscheidet der Stadtrat im Frühjahr
Als „gute Nachricht“ empfanden die großen Parteien im Stadtrat die Messergebnisse. SPD und CSU sehen sich in ihrer Haltung bestätigt. „Die Gesundheitsgrenzwerte werden endlich eingehalten, und das, ohne das Fahrverbot für 50 000 Münchner Autos umzusetzen, das vom Umweltreferat empfohlen wurde“, fand Christian König, der Vorsitzende von SPD/Volt.
Sebastian Schall, der umweltpolitische Sprecher der CSU/FW-Fraktion sagte: „Wir haben von Anfang an gefordert, dass vor einem drastischen Schritt wie weiteren Fahrverboten erst alle milderen Mittel ausgeschöpft werden müssen.“ Die nun veröffentlichten Messwerte bestätigten, dass die bisherigen Maßnahmen ausreichten, so Schall weiter: „Sollte sich die Luftqualität weiter verbessern, muss auch über eine Aufhebung der aktuell geltenden Maßnahmen diskutiert werden.“
Florian Schönemann, sein Pendant bei den Grünen, sagte: „Wir gehen davon aus, dass bei einer gleichbleibenden Entwicklung keine weiteren Verbote notwendig sein werden.“ Seine Partei vertraue dabei auf die Fachkenntnis im RKU. Das will noch im ersten Quartal das Tempo-30-Limit auf der Landshuter Allee sowie eine Öffentlichkeitsbeteiligung auswerten; beides soll in die Entscheidung über weitere Maßnahmen einfließen. Mit einem neuen Beschluss des Stadtrats sei dann „voraussichtlich Ende März 2025“ zu rechnen.

