Katholische Kirche:Münchner Missbrauchsgutachten kostete fast 1,5 Millionen Euro

Barbara Leyendecker, Ulrich Wastl, Marion Westpfahl und Martin Pusch (von links) von der Münchner Anwaltskanzlei Westpfahl Spilker Wastl bei der Vorstellung des Gutachtens im Januar. (Foto: Sven Hoppe/dpa)

Anwälte, die in Abgründe blicken: Die Kanzlei Westpfahl Spilker Wastl hat die Missstände in der Erzdiözese München und Freising untersucht. Nun ist die Rechnung eingetroffen.

Für ihr Missbrauchsgutachten im Auftrag der Erzdiözese München und Freising hat die Anwaltskanzlei Westpfahl Spilker Wastl (WSW) rund 1,45 Millionen Euro in Rechnung gestellt. Das teilte ein Bistumssprecher am Donnerstag auf Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur mit. Von der Summe umfasst sei die Erstellung des Gutachtens über einen Zeitraum von zwei Jahren. "Hinzu kommen Auslagenkosten für die Veröffentlichung, insbesondere die Vorbereitung und Durchführung der Pressekonferenz und die Einbeziehung weiterer Experten durch die Kanzlei", so der Sprecher.

Zu den Kosten des ersten WSW-Gutachtens für die Erzdiözese von 2010 konnte der Sprecher keine Angaben machen. Diese seien "uns nicht bekannt und nach über zehn Jahren auch kaum mehr nachvollziehbar". Der Sprecher verwies auf die Aufbewahrungspflicht von zehn Jahren für solche Rechnungen.

Newsletter abonnieren
:München heute

Neues aus München, Freizeit-Tipps und alles, was die Stadt bewegt im kostenlosen Newsletter - von Sonntag bis Freitag. Kostenlos anmelden.

Das zweite Gutachten war am 20. Januar dieses Jahres veröffentlicht worden. Auf insgesamt etwa 1900 Seiten listet es Versäumnisse führender Kirchenverantwortlicher bei der Bekämpfung von Missbrauch Minderjähriger durch Geistliche seit 1945 auf.

Noch lebende Persönlichkeiten wie der frühere Münchner Erzbischof und Papst Benedikt XVI. wiesen die Vorwürfe zurück, räumten aber auch in unterschiedlichem Umfang eigenes Versagen ein.

Der Münchner Domdekan Lorenz Wolf, 66, war der Einzige, der persönliche Konsequenzen zog und seine zwei wichtigsten Ämter aufgab, die Leitung des Katholischen Büros und den Posten des obersten Kirchenrichters der Erzdiözese.

© SZ/KNA - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusKardinal Reinhard Marx
:"Bei manchen Priestern wäre es besser, sie wären verheiratet"

Kardinal Reinhard Marx spricht sich für die Abschaffung des Pflichtzölibats aus. Und wenn dann alle Priester heiraten? Erst recht ein Zeichen dafür, dass es so nicht gut funktioniert. Ein Gespräch über Männerbünde, Priesterinnen und katholische Sexualmoral.

Interview von Bernd Kastner, Nicolas Richter und Annette Zoch

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: