Künstlerhaus am Lenbachplatz:Fälschungsverdacht bei Miró-Ausstellung in München

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Das Künstlerhaus am Lenbachplatz (Foto: Veronica Laber)
  • Einen Tag vor Eröffnung hat das Künstlerhaus am Münchner Lenbachplatz die Ausstellung "Charme und Poesie der Farben" mit Werken von Joan Miró abgesagt.
  • Die Erbengemeinschaft des Künstlers zweifelt an der Echtheit einiger der Werke. Ob und wie viele Stücke aus der geplanten Schau betroffen sind, soll nun geklärt werden.

Von Evelyn Vogel

Das Künstlerhaus am Lenbachplatz hat nur einen Tag vor Eröffnung die angekündigte Sommerausstellung "Charme und Poesie der Farben" mit Werken von Joan Miró abgesagt. Der Grund: Die Erbengemeinschaft Succesió Miró zweifelt an der Echtheit einiger Druckgrafiken. Wie viele Blätter betroffen sind, kann das Künstlerhaus im Moment selbst nicht sagen. Die Institution bedauert in einer Stellungnahme die Absage. Darin heißt es: "Mit der Ausstellung wollten wir originale, handsignierte Grafiken zeigen. Da jedoch seitens der Succesió Miró in Spanien Zweifel an der Echtheit der Werke mitgeteilt wurden, haben wir uns bis zur endgültigen Klärung des Sachverhalts dazu entschlossen, die Ausstellung nicht zu zeigen. Wir gehen diesen Schritt aus Respekt vor der Kunst und aus Verantwortung gegenüber all unseren Besuchern."

90 handsignierte Einzelblätter aus den Farblithografie-Serien Mirós, vor allem Illustrationen zu Gedichten, sowie 15 historische Plakate, sollten in der Miró-Ausstellung im Münchner Künstlerhaus gezeigt werden, die Vorbereitungen liefen seit Monaten. Die Blätter stammen aus dem Bestand des Bamberger Sammlers und Kunsthändlers Richard Mayer. Dieser versteht die Absage nicht, wie er am Telefon erklärt. "Es gibt keinen Grund, an der Echtheit der Blätter zu zweifeln." Seiner Ansicht nach wolle sich "ein Enkel aus Paris" mit "einem aggressiven Vorgehen" profilieren.

Mayer gilt als ein ausgewiesener Kenner der Werke von Miró, Dalí, Picasso und Goya. Er hat früh zu sammeln begonnen und oft direkt bei den Künstlern gekauft. Darüber hinaus hat Mayer in den vergangenen Jahren nicht nur Ausstellungen im Münchner Künstlerhaus, sondern zahlreiche Ausstellungen weltweit mit Leihgaben aus seiner Sammlung bestückt. Goya in Moskau und Berlin 2003 oder Dalí in Bamberg im selben Jahr sowie die "Totentanz"-Ausstellung 2011 im Diözesanmuseum in Bamberg - um nur einige zu nennen. 2017 wurde in der Stadtturmgalerie Gmünd im österreichischen Kärnten ebenfalls eine Miró-Ausstellung mit Werken aus der Sammlung von Richard Mayer gezeigt, ohne dass es zu Beanstandungen gekommen wäre. Auch wenn Goya, Picasso, Miró und Dalí Schwerpunkte der Sammlung sind - allein von Dalí soll Mayer 1500 druckgrafische Blätter besitzen - sein Interesse reicht noch viel weiter. Er soll Grafiken, Zeichnungen, Radierungen, Lithografien, Linolschnitte, Siebdrucke, Ölbilder und Skulpturen aus fünf Jahrhunderten in seiner Sammlung haben, von Dürer über Chagall und Warhol und Beuys bis hin zu jungen Künstlern.

Die Zweifel an der Echtheit der Blätter sind nach Angaben von Regina Kraus, zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit des Künstlerhauses am Lenbachplatz, Anfang Juli aufgekommen. Man habe versucht diese auszuräumen, das sei aber in der Kürze der Zeit nicht gelungen. Deshalb habe man die Konsequenz gezogen und die Ausstellung abgesagt. "Es war eine schwere Entscheidung", so Kraus, "aber wir halten das für glaubwürdiger und seriöser". Man hoffe, dass sich die Sache alsbald klären lasse und man die Ausstellung dann doch noch eröffnen könne. Die Miró-Schau sollte bis 8. September im Künstlerhaus am Lenbachplatz zu sehen sein.

© SZ vom 24.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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