Immobilienpreise:Maria und Josef auf Wohnungssuche in München

Immobilienpreise: Auf Herbergssuche in München - ein schwieriges Unterfangen.

Auf Herbergssuche in München - ein schwieriges Unterfangen.

(Foto: Stephan Rumpf)
  • Die Mieten in München sind im vergangenen halben Jahr zwar nicht gesunken, aber immerhin nahezu konstant geblieben. Das berichtet der Immobilienverband Deutschland (IVD).
  • Betrachtet man einen längeren Zeitraum, sind die Mietsteigerungen in München freilich enorm.
  • Das Bündnis "Mietenstopp" will erreichen, dass Mieten in laufenden Verträgen sechs Jahre lang nicht erhöht werden dürfen - derzeit sammeln sie Unterschriften für ihr Volksbegehren.

Von Anna Hoben

Eine hochschwangere Frau namens Maria und ihr Mann Josef, ein Handwerker, auf der Suche nach einer Bleibe. Dumm, dass die beiden 2019 Jahre nach der Weihnachtsgeschichte in München gelandet sind, wo nur noch ein "Kellerloch" zu haben ist, fünf Quadratmeter für 1000 Euro. So jedenfalls preist es ein Schild von "Herodes Immobilien" an bei dieser Mini-Demonstration am Dienstagnachmittag vor der Zentrale der Immobilienfirma Dawonia in Neuhausen. Früher hieß sie GBW - damals, als der Freistaat beschloss, mehr als 30 000 bezahlbare Wohnungen aus der öffentlichen Hand zu geben und zu verkaufen. Ein Fenster nach dem anderen öffnet sich, neugierig schauen Dawonia-Mitarbeiter auf die Performance herab.

Zur fiktiven Herbergssuche eingeladen haben die Initiatoren des Volksbegehrens Mietenstopp. Neben Dawonia-Mietern, die mit Sanierung und drastisch steigenden Mieten zu kämpfen haben, ist auch die bayerische SPD-Chefin Natascha Kohnen gekommen, um auf das Anliegen aufmerksam zu machen. Das Musik-Kollektiv Express Brass Band spielt "Get up, stand up for your rights, don't give up the fight", "wir dachten, ein bisschen Blasmusik zur Weihnachtszeit sorgt vielleicht für Erleuchtung auf mancher Etage", sagt Matthias Weinzierl, Kampagnenleiter für das Volksbegehren.

Die Maria-Darstellerin sei in Wirklichkeit übrigens glückliche Genossenschaftsbewohnerin, Josef ist Mieter einer städtischen Wohnungsbaugesellschaft. Sein Haus wird bald abgerissen und er bekommt eine Ersatzwohnung - ob er sich die Miete dann noch leisten kann, weiß er nicht. Eine bezahlbare Wohnung in München zu finden, das gleicht bekanntlich mittlerweile fast einem Wunder.

Ein Weihnachtswunder ist es nicht, was am Vormittag Stephan Kippes verkündet hatte, Leiter des Marktforschungsinstituts beim Immobilienverband Deutschland (IVD Süd) - aber schon ein bisschen bemerkenswert: Die Mieten in München sind im vergangenen halben Jahr zwar nicht gesunken, aber immerhin nahezu konstant geblieben. Die Preisanstiege liegen zwischen 0,5 und 0,6 Prozent und damit deutlich geringer als in früheren Jahren. Trotzdem sind die Mieten in der Landeshauptstadt freilich so hoch wie nie zuvor.

Über einen ängeren Zeitraum sind die Mietsteigerungen freilich

Eine Bestandswohnung mit gutem Wohnwert ist demnach mittlerweile für 17,10 Euro pro Quadratmeter zu haben, vor einem halben Jahr waren es 17 Euro. Für eine Neubauwohnung werden 19,10 Euro fällig, vor einem halben Jahr waren es 19 Euro. Bei den Reihenmittelhäusern aus dem Bestand sind die Mieten konstant geblieben, ein Objekt kostet im Durchschnitt 2240 Euro Miete; Neubauten sind indes um 0,8 Prozent teurer geworden.

Betrachtet man einen längeren Zeitraum, sind die Mietsteigerungen in München freilich enorm. Altbauwohnungen sind in den vergangenen zehn Jahren um 38 Prozent teurer geworden, Bestandswohnungen um 41 Prozent und Neubauwohnungen um 46 Prozent. Seit 2000 sind die Mieten in München sogar um 77 Prozent gestiegen, wenn man die Inflation außer Acht lässt. Und die Zahl der Baugenehmigungen? Sie geht zurück, trotz Wohnungsnot und Zuzugsprognosen. 5838 Wohnungen wurden zwischen Januar und August dieses Jahres genehmigt - 30 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum.

Die Initiatoren des im Oktober gestarteten und von einem breiten Bündnis unterstützten Volksbegehrens wollen erreichen, dass die Mieten in laufenden Verträgen sechs Jahre lang nicht erhöht werden dürfen. Bei Wiedervermietungen und nach Modernisierungen darf maximal die ortsübliche Vergleichsmiete verlangt werden. Gelten soll der Mietenstopp in insgesamt 162 Städten und Gemeinden Bayerns, die unter einem angespanntem Wohnungsmarkt leiden.

"Momentan sind wir besser als die Bienen"

Wie viele Unterschriften schon beisammen sind, verrät Monika Schmid-Balzert, Bayern-Geschäftsführerin des Deutschen Mieterbundes, nicht. Nur so viel: "Momentan sind wir besser als die Bienen." Es hätten sich also schon mehr Menschen eingetragen als beim Volksbegehren Artenvielfalt in den ersten zwei Monaten. Auch durch prominente Unterstützung, etwa von den Kabarettisten Luise Kinseher und Maxi Schafroth oder dem Regisseur Marcus H. Rosenmüller, habe die Sache an Fahrt aufgenommen.

Eine halbe Million Unterschriftenlisten sind im Umlauf, gesammelt werden soll bis Januar. 25 000 Unterschriften sind nötig, damit das Volksbegehren in die nächste Phase geht und das Innenministerium über die Zulassung entscheidet. Dann müssen sich innerhalb von zwei Wochen zehn Prozent der bayerischen Wahlbevölkerung eintragen; es werden also rund eine Million Unterschriften benötigt. Auch Ausnahmen kommen im Gesetzentwurf vor. Vom Stopp ausgenommen sein sollen Neubauten - Investitionen sollen nicht gebremst werden. Für faire Vermieter soll es bei Erhöhungen zudem einen Spielraum geben.

Zur SZ-Startseite
7 Bilder

Nachverdichtung
:Die besten Lückenfüller in München

In einer immer enger werdenden Stadt ist Kreativität gefragt bei der Nachverdichtung. Das Bauministerium hat nun vorbildliche Projekte prämiert - viele davon in München. Ein Überblick.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: