Ob es nun ein Hochhaus oder ein Hochhäuschen, ein etwas höheres oder sogar nur ein stinknormales Haus wird, darüber gehen die Meinungen auseinander. Aber dass in einigen Jahren an prominent gelegener Stelle im Münchner Osten ein 45 Meter hohes Gebäude als besonderer Akzent eines neuen Komplexes stehen wird, das ist nach der Sitzung des Planungsausschusses im Stadtrat am Mittwoch sehr wahrscheinlich.
Die Stadtwerke München (SWM) planen auf dem Gelände des Park-and-ride-Platzes (P+R) am Michaelibad einen Neubau mit 140 Wohnungen, davon 40 Prozent gefördert oder preisgedämpft und 60 Prozent Werkswohnungen für städtische Angestellte. Zudem sind etwa 4000 Quadratmeter Büroflächen für SWM-Mitarbeiter vorgesehen, eine Kita und ein Supermarkt. Mit einem einstimmig verabschiedeten Aufstellungs- und Eckdatenbeschluss startete der Ausschuss die Änderung des Bebauungsplans. Die Schaffung des Baurechts, damit das einen Hektar große Areal an der Kreuzung Heinrich-Wieland-/St.-Michael-Straße eine sinnvolle Nutzung bekommt, peilt das Planungsreferat für 2021 an. Wann das Gebäude fertig werden soll, könne man noch nicht sagen, erklärt eine SWM-Sprecherin.
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Nächster Schritt ist nun ein Architektenwettbewerb. Den Büros bleibt freigestellt, ob sie einen Entwurf mit oder ohne Hochpunkt schaffen. Allerdings wies Eva Regensburger vom Planungsreferat darauf hin, dass mit Hochpunkt mehr Platz für Grünflächen bleibe, die sich in Richtung des benachbarten Grünzugs öffnen könne. Dort solle perspektivisch auch der Hachinger Bach freigelegt werden. Der Bezirksausschuss Berg am Laim hatte sich einhellig gegen einen Hochpunkt mit 15 Stockwerken, kombiniert mit fünf- bis sechsgeschossiger Bebauung, ausgesprochen und eine Begrenzung auf 30 Meter gefordert, also Erdgeschoss plus acht Stockwerke. Dem schloss sich aber keine Stadtratsfraktion an. Brigitte Wolf (Linke) merkte nur an: "Wenn der Hochpunkt möglich ist, werden alle Büros damit planen." Deshalb wollte sie von den Architekten Entwürfe für beide Varianten einfordern.
Das unterstützte aber nur Johann Sauerer (ÖDP). "Für den Städtebau ist es richtig, wenn auf dieser Fläche eine Dominante entsteht", sagte Heide Rieke (SPD). Walter Zöller (CSU) fand die Debatte "kleinkrämerisch". "Was wir immer als Hochhaus bezeichnen, ist im internationalen Maßstab ein normales Haus. Ein richtiges Hochhaus geht mal los bei 100 Metern", sagte er. Dafür allerdings fing Zöller sich eine Spitze von Stadtbaurätin Elisabeth Merk ein. Baurechtlich nämlich ist alles ab 22 Metern Höhe ein Hochhaus - und damit deutlich aufwendiger zu planen. "Diese kleinkrämerische Vorgabe", sagte Merk, "ist aus der Bayerischen Bauordnung, Artikel 2, Absatz 4, Nummer 1. Und für die ist der Bauminister verantwortlich." Dass der Hans Reichhart heißt und aus derselben Partei kommt wie Zöller, musste Merk nicht ausführen.
Eine weitere Diskussion gab es um die Dimension der Tiefgarage, die den Wegfall der 240 oberirdischen Park-and-ride-Plätze kompensieren soll. Der Bedarf liegt der Vorlage zufolge bei 100 Plätzen, die SWM hätten sich bereit erklärt, 45 weitere öffentliche Parkplätze zu schaffen. Hinzu kommen die Stellplätze für die Nutzer des Gebäudes. Die Grünen wollten per Änderungsantrag festschreiben, dass maximal 0,3 bis 0,5 Stellplätze pro Wohnung geschaffen werden. Ausgangswert ist laut Stellplatzsatzung ein Faktor von 1, der aber durch Mobilitätskonzepte gesenkt werden kann.
Zudem plädierte Grünen-Stadtrat Herbert Danner dafür, die Zahl der P+R-Plätze klein zu halten, weil in Neuperlach eine Anlage mit 750 Plätzen entstehe, "wir sollten den Verkehr dort abfangen und nicht in die Stadt reinführen". Er verwies darauf, dass laut den städtischen Wohnungsbaugesellschaften GWG und Gewofag das größte Einsparpotenzial bei Baukosten in kleineren Tiefgaragen liege. SPD-Stadträtin Rieke hielt Danner entgegen, die SWM würden "schon ein anständiges Mobilitätskonzept aufstellen". Da brauche es keine Festschreibung auf einen Maximalwert. Der Grünen-Antrag fand keine Mehrheit.
Einen Teilerfolg erreichten die Grünen aber: Ihre Forderung, möglichst viele der derzeit etwa 100 teils jungen Bäume auf dem Grundstück für die Zeit der Bauarbeiten umzupflanzen und später zurückzubringen, gibt Stadtbaurätin Merk als "Prüfauftrag" an das Baureferat weiter.