Es ist ein Blick in die Zukunft - in die von einigen Tausend künftigen Bewohnern im äußersten Osten der Stadt München, aber zugleich in die künftige Realität für noch mehr Ortsansässige. Im Kopfbau der ehemaligen Flughafen-Besuchertribüne lassen sich Anwohner über Details des fünften und letzten Bauabschnitts für das ehemalige Flughafen-Areal unterrichten. Rund 2500 weitere Wohnungen sollen dort entstehen. Bei der Vorstellung der Ergebnisse des städtebaulichen und landschaftsplanerischen Wettbewerbs wundern sich Besucherinnen und Besucher vor allem über die Verkehrsplanung.
Dass die Entwürfe im Kopfbau vorgestellt werden, ist eine Besonderheit. "Der Ort hat auch die Jury sehr inspiriert", sagt Architekt Georgios Rebouskos vom städtischen Planungsreferat. Hinter einigen Bäumen liegt das 25 Hektar große Planungsgebiet. Im Westen grenzt es an Kirchtrudering, im Osten an die Messestadt und den Buga-Park, das nördliche Ende bildet der Friedhof Riem, südlich sind es die Bahngleise. Wie dieses Areal in Zukunft aussehen könnte, zeigen nun die Wettbewerbsentwürfe. Vergeben wurden ein erster und zwei zweite Preise. Noch ist nicht gesagt, welcher am Ende Grundlage der Planung wird. Die ausgezeichneten Büros haben von der Jury "gezielte Hinweise" bekommen. Sie haben nun Zeit, ihre Konzepte zu überarbeiten.
Zwei Quartiere und zwei Hochpunkte
Die meisten Stimmen erhielt der gemeinsame Vorschlag des Münchner Büros 03 Architekten und von Studio Vulkan. Sie lassen zwei Quartiere entstehen, in deren Mitte ein großes Grünband verläuft. Das Preisgericht lobt besonders die "zwei verdichtenden Hochpunkte in den Baufeld-Mitten". Was man auf keinen Fall wolle, erklärt Rebouskos, sei ein "Hochhaus" direkt am Park.
Punkten mit einem Grünband in der Mitte: 03 Architekten und Studio Vulkan.
(Foto: 03 Architekten)Gut gelöst sei im Sieger-Entwurf die Verkehrsanbindung. Mit Stadtratsbeschluss von 2014 muss die Straße, die durch das Gebiet führt, nicht nur erschließen, sondern auch die Achse "Am Mitterfeld" entlasten. Man habe zwar die die "Hoffnung" auf "weniger Verkehr", erklärt der Stadtplaner. Doch die "Fachleute müssen auf den Status quo antworten". Das ergibt für die Planung einen "vordefinierten Korridor" aus zwei Fahrspuren pro Richtung: eine für Busse und eine für den Individualverkehr. Dazu kommen Rad- und Gehwege.
Es wird also eine breite Schneise, die vom Mitterfeld durch das Areal führt und an den Rappenweg anschließt. Rebouskos macht mit Begriffen wie "Bürde" recht deutlich, dass man von dieser "Zwangssituation" im Planungsreferat nicht übermäßig begeistert ist. Dem Sieger-Entwurf gelinge es immerhin, "aus der elend langen Straße klare Abschnitte" zu machen.
Der Verkehr weckt Sorgen
Die Verkehrsader schaffe zumindest eine wichtige Freiluftschneise, erklärt Rebouskos. Aber die meisten Anwesenden lassen sich nicht überzeugen. Da ist zum Beispiel ein Kirchtruderinger, der das Verkehrskonzept "im Moment nicht plausibel" findet. Viele nennen die Straße "problematisch".
Großes Interesse an den Entwürfen: In der Messestadt kann man sich die Arbeiten ansehen.
(Foto: Robert Haas)Das Berliner Studio Wessendorf hat ein Konzept mit klaren Blockstrukturen entwickelt.
(Foto: Studio Wessendorf)Den Park eingebunden: der Entwurf von De Zwarte Hond.
(Foto: DZH)Auch die beiden anderen Entwürfe haben mit der Wegeführung zu kämpfen. Was die Gebäude angeht, arbeiten sie mit anderen Ansätzen. Das Berliner Studio Wessendorf hat ein Konzept "mit ganz klaren Blockstrukturen" entwickelt. Es zeigt sich: Kleinteilige Anordnung kommt bei den Bürgern gut an. "Das hat Charme", findet zum Beispiel Peter Kracher. Der Salmdorfer wohnt zwar nicht in München, doch die nahe gelegene Messestadt ist für ihn "Lebensraum". Aktuell fehle es dem Viertel aber an Leben. Das liege an wenig bespielten Erdgeschosszonen. Flanieren könne man da genauso wenig wie sich in ein Café setzen. So sieht es auch Susanne Weiß, die für die Grünen im örtlichen Bezirksausschuss sitzt. Man müsse zusehen, dass man im fünften Abschnitt "urbanes Leben entstehen" lasse.
Die Fortsetzung der Sichtachse kommt an
Der dritte Entwurf punktet mit der Einbindung des Riemer Parks. Das niederländische Büro "De Zwarte Hond" setzt wie kein anderer Teilnehmer die Sichtachsen der Grünfläche im neuen Quartier fort. Das gefällt nicht nur der Jury. "Das ist der Hammer", lobt Caroline Gollwitzer-Klink, die nebenan in Kirchtrudering wohnt. Aber: "Die Straße geht halt gar nicht." Sie verläuft in diesem Entwurf direkt am Bestand.
Rebouskos gibt noch einen Ausblick, wie es weitergeht: Nach der Überarbeitung wird sich der Stadtrat mit den Entwürfen befassen. Außerdem wird es für Bürgerinnen und Bürger nochmal die Möglichkeit geben, sich einzubringen. "Wenn alles gut geht", stehe der Bebauungsplan 2025. Erste Häuser entstehen nach Einschätzung des Planungsreferats "frühestens 2027".
Interessierte können sich die Wettbewerbsentwürfe noch bis Samstag, 6. August, von 10 bis 16 und am Donnerstag bis 20 Uhr im Kopfbau, Werner-Eckert-Straße 1, ansehen.