München:Messerstecher soll in Psychiatrie

Polizeieinsatz nach Messerattacke eines psychisch Kranken in München, 2017

Mit 500 Einsatzkräften suchte die Polizei im Oktober 2017 nach dem Mann, der wahllos mehrere Passanten angegriffen hatte.

(Foto: Johannes Simon)

Attacken in Haidhausen: Staatsanwaltschaft hält mutmaßlichen Täter für schuldunfähig

Von Günther Knoll

Der Mann, der im Oktober vergangenen Jahres in Haidhausen und in der Au unvermittelt mehrere Menschen mit dem Messer angegriffen und damit einen Großalarm ausgelöst hat, soll dauerhaft in der Psychiatrie untergebracht werden. Das bestätigte jetzt die Staatsanwaltschaft München I. Dort geht man davon aus, dass der 33-jährige Patrick H. für dauerhaft schuldunfähig erklärt wird. Der Prozess gegen ihn soll Ende August beginnen, die Anklage lautet auf versuchten Totschlag.

Es ist der 21. Oktober 2017, ein Samstagmorgen in München: Die Polizei erhält Anrufe, nach denen ein Mann an acht verschiedenen Orten im Münchner Südosten wahllos Passanten mit einem Messer attackiert. Daraufhin rufen die Beamten die Anwohner über Twitter auf, in ihren Häusern zu bleiben und die Umgebung zu meiden. Die Polizei rückt mit 500 Einsatzkräften aus, überall sind Streifenwagen und zivile Einsatzfahrzeuge zu sehen, auch Polizeihubschrauber fliegen über der Gegend um Ostbahnhof und Rosenheimer Platz und den Stadtteil Au. Anfänglich befürchtete man einem Terroranschlag oder einen Amoklauf. Es kommt aber zu keinen Panikreaktionen.

Genaue Augenzeugenbeschreibungen erleichtern der Polizei die Fahndung nach dem Täter, der seine blutige Spur durch München zieht: Ein etwa 40 Jahre alter Mann soll es sein, mit schwarzer Hose, grüner Trainingsjacke, einem Rucksack samt Isomatte unterwegs auf einem schwarzem Fahrrad. Beamte eines Spezialeinsatzkommandos können den Gesuchten schließlich etwa drei Stunden nach dem ersten Angriff in der Ottobrunner Straße festnehmen. Er hat bis dahin vollkommen unvermittelt acht Menschen attackiert, ihnen ins Gesicht geschlagen und vier von ihnen auch mit einem Messer verletzt, zum Glück nicht gefährlich.

Nach eigenen Angaben lebte der Mann, der aus Norddeutschland kommt, seit drei Monaten in München. Er hat laut Polizei keinen festen Wohnsitz, sondern übernachtete an der Isar im Freien. Straffällig geworden war er bereits wegen gefährlicher Körperverletzung, Diebstahl und Drogendelikten. Der 33-Jährige behauptet, Chemie studiert zu haben. Bei der Vernehmung konnte er laut Polizei keine schlüssigen Angaben machen. Er gab an, sich von einer Familie verfolgt und bedroht gefühlt zu haben. Wegen seiner offensichtlichen geistigen Verwirrtheit wurde Patrick H. nach der Tat in die forensische Psychiatrie eingewiesen. Dort befindet er sich vorerst weiterhin bis zum Prozess, der Ende August beginnen soll. Auch wenn seine Opfer die Attacken wohl ohne größere Schäden überstanden haben, lautet der Vorwurf gegen Patrick H. auf versuchten Totschlag. Nach Meinung der Staatsanwaltschaft ist seine dauerhafte Unterbringung in einer psychiatrischen Einrichtung notwendig, weil von ihm jederzeit unvermittelt eine Gefahr ausgehen könne.

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