Familientag auf der Bauma:Wo Papa auch mal spielen will

Familientag auf der Bauma: Auf der Bauma, der Welt der Bagger, Raupen, Walzen und Rüttler: Dieser Muldenkipper namens T247 ist hoch wie ein Haus.

Auf der Bauma, der Welt der Bagger, Raupen, Walzen und Rüttler: Dieser Muldenkipper namens T247 ist hoch wie ein Haus.

(Foto: Stephan Rumpf)

Die Bauma geht mit knapp einer halben Million Besuchern zu Ende. Am Wochenende bestaunen große Laien die Monstermaschinen nicht weniger als die kleinen.

Von Stephan Handel

Der Vinzenz ist ein kleines bisschen größer als der Valentin, aber immer noch müsste man fünf bis sechs Exemplare der beiden Münchner Zwillinge übereinanderstapeln, um auch nur auf die Höhe eines Reifens des T274 zu kommen. Denn während die beiden Zwillinge in die Kategorie "laufender Meter" fallen, ist der T274 die absurde Übertreibung eines Lastwagens: Hoch wie ein Haus, Nutzlast 300 Tonnen, der Fahrer erreicht seine Kabine über mehrere Leitern und Treppen.

Klar, dass der Monster-Truck der Firma Liebherr die Besucher anzieht - auch am vorletzten Tag der Bauma. Die Baumaschinen-Messe draußen in Riem ist jetzt, nach den ersten Tagen für das Fachpublikum, für jedermann geöffnet, und das bedeutet: Viele Eltern sind mit ihren Kindern gekommen, Bagger anschauen.

Familientag auf der Bauma: Man müsste gut fünf oder sechs Dreijährige aufeinander stapeln, um auf die Höhe dieses Reifens zu kommen.

Man müsste gut fünf oder sechs Dreijährige aufeinander stapeln, um auf die Höhe dieses Reifens zu kommen.

(Foto: Stephan Rumpf)

Gleich am Eingang zum Freigelände geht das gut - da hat die schwedische Firma Engcon ("Change the World of Digging") eine Art Mini-Baugrube auf einer Bühne aufgebaut; ein Mann führt virtuos vor, was sein Gerät alles kann: Ausgraben, auffüllen, planieren, feststampfen - der Mann muss dazu seine Kabine kein einziges Mal verlassen, sondern kann die benötigten Werkzeuge automatisch vorne an den Baggerarm einschnappen lassen. Auch hier stehen die Kinder mit großen Augen, während die Väter fast ein wenig sehnsüchtig auf den Traum jedes Heimwerkers schauen. Aber gleich gegenüber findet sich eine von zahlreichen "Driver's Bars", da kann bei einem Bier der Traum vom Gartenbagger noch einmal geträumt werden.

Die Bauma findet alle drei Jahre statt; 2019 wurde zuletzt ein Besucherrekord verzeichnet, es kamen 620 000 Interessierte. Mit einer solchen Zahl rechnete heuer niemand - am Ende waren es 495 000. Es kamen auch nur 3100 Aussteller statt 3800 - chinesische Firmen blieben wegen der dortigen Corona-Restriktionen fern, russische wegen des Ukraine-Kriegs. Der verbleibende Andrang reichte dennoch aus, das legendäre Bauma-Verkehrschaos zu erzeugen: zum Messeschluss täglich lange Autoschlangen von den Parkplätzen zur Autobahn, die U2 trotz Verstärker-Zügen mehr als gut gefüllt. Besonders schmerzlich bemerkt wurde der Ausfall der S2, mit ihr kommt der Bauma-Besucher bis nach Trudering, dann sind es nur noch zwei U-Bahn-Stationen bis zur Messestadt West. An der S-Bahnlinie wurden Schwellen ausgetauscht, sie fuhr teilweise nur im Stundentakt. Warum das ausgerechnet während der Bauma sein musste, erklärt ein S-Bahn-Sprecher damit, dass Baustellen sehr langfristig geplant werden und dass durch die jetzige Reparatur eine Langsamfahrstrecke beseitigt wurde, die vorher für Verspätungen verantwortlich war.

Lukas Geschwister schauen ein bisschen gelangweilt, denn sie sind schon zu groß für die Begeisterung, mit der ihr siebenjähriger Bruder auf einem Kipplaster herumturnt. Die Familie - Mutter, Vater, drei Kinder - kommt aus Österreich, war zu einem Besuch in München und nimmt die Bauma jetzt noch mit, bevor es wieder heim geht - kein billiges Vergnügen, das Tagesticket kostet 29 Euro, Kinder haben nur bis zum Alter von fünf Jahren freien Eintritt. Und das Catering, hauptsächlich von den beiden Wiesnwirten Michael Käfer und Siegfried Able, hat's auch in sich: acht Euro für eine Bratwurst, fünf Euro für einen halben Liter Wasser, das kann sich sehen lassen.

Familientag auf der Bauma: Satte Preise für einen Familienausflug: Das Tagesticket kostet 29 Euro, Kinder haben nur bis zum Alter von fünf freien Eintritt. Und wehe, wenn alle noch eine Bratwurst essen wollen.

Satte Preise für einen Familienausflug: Das Tagesticket kostet 29 Euro, Kinder haben nur bis zum Alter von fünf freien Eintritt. Und wehe, wenn alle noch eine Bratwurst essen wollen.

(Foto: Stephan Rumpf)

Im Freigelände finden momentan keine Vorführungen statt - Zeit also, durch die Hallen zu bummeln, wo die Maschinen kleiner sind, dafür gibt es mehr zum Mitmachen - etwa eine Miniatur-Baustelle, wo mit ferngesteuerten Baggern und anderen Geräten das Talent für die Bauwelt erprobt werden kann. Auch hier müssen Kinder ihre Fernbedienungen oft mit aller Kraft gegen ihre Väter verteidigen, die "auch mal wollen".

Familientag auf der Bauma: So manches Kind musste seinen Sitz oder die Fernbedienung verteidigen: Papa wollte auch mal ran.

So manches Kind musste seinen Sitz oder die Fernbedienung verteidigen: Papa wollte auch mal ran.

(Foto: Stephan Rumpf)

Eine Firma hat eine Pflaster- und eine Kiesstrecke aufgebaut, um ihre Rüttelmaschinen vorzuführen, die unten zwar rütteln, oben aber deutlich ruhiger sind als gewohnt, was laut Werbung zu deutlich verbesserter Armbequemlichkeit führt. Hier dürfen die Väter endlich mal ran, zwei Jungs im Kindergartenalter schauen bewundernd zu, wie ihr Papa ein schon perfekt glattes Pflasterstück noch mal kräftig durchrüttelt; die verbesserte Armbequemlichkeit ist deutlich zu sehen. Ein paar Meter weiter nutzen drei Halbwüchsige eine Art Riesenbohrer, der an einem Baggerarm angebracht ist, für ein paar Klimmzüge.

Bei Liebherr hat sich derweil eine größere Menschenmenge versammelt: Es sollen drei der Riesenmaschinen vorgeführt werden, der T274 natürlich und zwei Bagger, der eine in konventioneller Bauweise, allerdings mit einer Schaufel, die ohne weiteres einen Mittelklasse-Wagen aufnehmen könnte, der andere mit einem Auslegerarm.

Familientag auf der Bauma: Spielwiese Bauma: Klimmzüge an Riesenbohrern.

Spielwiese Bauma: Klimmzüge an Riesenbohrern.

(Foto: Stephan Rumpf)

Beim Lastwagen beschränkt sich die Vorführung darauf, zu zeigen, wie es aussieht, wenn sich die Lademulde hebt und senkt - sie können das Riesengefährt ja schlecht auf der Messe herumfahren lassen. Der Bagger tut, was ein Bagger tut: Hebt und senkt die Schaufel, dreht sich um die Achse. Sein Genosse mit dem Ausleger hat allerdings zwei besondere Features: Zum einen kann der Fahrer von der Kabine aus die Werkzeuge wechseln, was er zum Vergnügen des Publikums auch tut. Zum anderen sitzt die Kabine selbst auf einem beweglichen Arm, so dass der Fahrer sich selbst optimal an sein Arbeitsgebiet heranbringen kann. Die Zahl der offenen Münder rund um die Absperrung wächst, auch wenn dieses Trumm eindeutig zu groß ist, um damit zuhause die Gemüsebeete umzugraben.

Familientag auf der Bauma: Zum Umgraben von Gemüsebeeten ist manches Ausstellungsstück eindeutig zu groß.

Zum Umgraben von Gemüsebeeten ist manches Ausstellungsstück eindeutig zu groß.

(Foto: Stephan Rumpf)

Familientag auf der Bauma - das ist anstrengend, viele kleinere Kinder sind mittlerweile in ihren Kinderwagen eingeschlafen nach einem spannenden Tag mit Baggern, Raupen, Walzen und Rüttlern. Vinzenz bei den Riesenreifen, Vinzenz mit seinem Zwillingsbruder Valentin, dreieinhalb Jahre alt, hatte auf die Frage, was ihm denn am besten gefallen habe, eine eindeutige Antwort: "die Masinen."

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