Es ist ein Protest, der nicht zu übersehen ist: Fast 100 Familien mit mehrfachbehinderten Angehörigen sind am Sonntagmorgen, am Europäischen Protesttag für die Gleichstellung von Menschen mit Behinderung, dem Aufruf des Fotografen Florian Jaenicke gefolgt. Sie wollten durch ein Gruppenfoto auf der Theresienwiese auf die vielfältigen Probleme aufmerksam machen, vor denen schwerstbehinderte Menschen samt ihren Familien stehen.
Mit der Demonstration, zu der auch ein offener Brief mit der Überschrift "Wir sind viele" veröffentlicht wurde, wollen Jaenicke und seine Mitstreiter auf "Missstände in der Versorgung und Betreuung unserer Angehörigen aufmerksam machen", verbunden mit der Forderung nach "mehr Sichtbarkeit, Gehör und gleichberechtigter Teilhabe".
Menschen mit Mehrfachbehinderungen benötigten eine umfassende Unterstützung. Das Problem verschärfe sich nach dem Ende der Schulpflicht noch, da das Angebot an Förderstätten für Erwachsene mit komplexer Behinderung unzureichend sei. Florian Jaenicke und seine Familie kennen dies aus eigener Erfahrung. Ihr 2005 geborener Sohn ist schwerstbehindert, sein Vater hat in einer Kolumne der Zeit das Leben mit seinem Kind beschrieben und mit Fotos dokumentiert. Die Texte und Fotos sind unter dem Titel "Wer bist du? - Unser Leben mit Friedrich" 2020 als Buch erschienen.