München:Mehr Platz für Fahrräder

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Auch Radler finden inzwischen manchmal keine Abstellmöglichkeit mehr. Bis 2025 soll es deshalb in der Stadt 4000 zusätzliche Stellplätze für sie geben. Noch dieses Jahr will die Verwaltung mehr als ein Viertel realisieren

Von Stefan Mühleisen, München

Das Fahrrad gilt in der Stadt als das Verkehrsmittel der Stunde: Es ist vergleichsweise preiswert, umweltfreundlich - und schont den öffentlichen Raum, weil Velos eben nicht so viel Platz beanspruchen wie all die Autos. Allein, dieses Platzsparargument wird in München zunehmend unhaltbar: Radeln, ob mit Muskelkraft oder per Elektroantrieb, ist derart populär, dass Biker ähnliche Parkplatzprobleme haben wie Autofahrer. Das städtische Planungsreferat hat deshalb schon Ende vergangenen Jahres ein "Gesamtkonzept Fahrradparken München" vorgelegt - und es zeigt sich nun, dass die Stellplatz-Offensive für Radler gut vorankommt. Insgesamt sollen nach Behördenangaben im Laufe dieses Jahres münchenweit 1100 Fahrradstellplätze entstehen.

Damit würde die Verwaltung bereits nach einem Jahr mehr als ein Viertel der Zielvorgabe erreichen, die ihr der Stadtrat in dem Fahrradparken-Beschluss gesetzt hatte: Bis 2025 soll es demnach in der Stadt 4000 zusätzliche Stellplätze geben. Das Planungsreferat gibt sich selbstbewusst. "Der genannten Zielvorgabe kann entsprochen werden", sagt der Sprecher des Planungsreferats, Thorsten Vogel.

Das könnte daran liegen, dass der Wegfall von Parkplätzen, oft politisch hoch umstritten, im Ermessen der Verwaltung liegt. In dem Beschlusspapier heißt es zwar, primär seien Grundstückseigentümer gehalten, entsprechende Flächen bereitzustellen. Doch gerade dort, wo es eng zugeht, in den Quartierszentren und Geschäftsstraßen, klopfen die behördlichen Planer den öffentlichen Raum nun auf mögliche Radl-Parkplätze ab. Dabei wartet die Stadtverwaltung auf die Expertise der Bezirksausschüsse und deren Anträge. Sollten im jeweiligen Fall keine geeigneten Plätze zur Verfügung stehen, so steht es im Beschlusspapier, "wird jeweils die Umwandlung eines oder mehrerer Kfz-Stellplätze (...) empfohlen". Das ausführende Baureferat stimmt das direkt mit den Bezirksausschüssen ab, wie es jetzt beispielhaft für die Maxvorstadt geschieht.

Dort beschert eine Initiative der örtlichen Grünen im Lokalgremium den radelnden Bürgern nun 470 Fahrradstellplätze, wofür 39 Parkplätze weichen sollen. Der BA-Antrag drang auf die Untersuchung von besonders von Rädern zugestellten Abschnitten von Türken-, Augusten-, Theresien- und Schellingstraße. Die Behörde legte los - und lieferte sechs Monate später ein detailliertes Ergebnis in Form einer Liste, vor welcher Hausnummer diese oder jene Auto-Parkbucht bald zum Fahrradstellplatz umgewandelt werden kann. Die Zustimmung der BA-Politiker gilt, allenfalls mit kleinen Änderungen, als sicher. In der Türkenstraße müssen zum Beispiel vier Parkplätze weichen - sie schaffen Platz für 40 Fahrräder, ebenso in der Theresienstraße. Da und dort müssen die Autostellplätze aber gar nicht angetastet werden; es reicht, etwa an Knotenpunkten Ausbuchtungen einzubauen, sogenannte Gehwegnasen - fertig ist der Fahrradparkplatz im dichten Cityraum: So entsteht etwa Platz für 20 Radl an der Kreuzung Augusten-/Gabelsberger und für 24 an der Kreuzung Augusten-/Görresstraße.

Auch andere Stadtbezirke haben schon den Wunsch an die Verwaltung gesendet, ihr Gebiet nach möglichen Velo-Flächen zu durchforsten, etwa Schwabing-West oder Obergiesing-Fasangarten. "Hier wird nach Problemstellung und Bedarf unterschiedlich vorgegangen", teilt Referatssprecher Vogel mit. Die Fahrradparkplatz-Planer haben in Schwabing etwa schon am Hohenzollernplatz Potenzial für Radl-Parkplätze identifiziert, zudem am Laimer Platz, beim Michaelibad oder am Rindermarkt. Immer wieder werden aus den Bezirksausschüssen Anträge zu einzelnen Standorten eingereicht. Eine stadtweite Übersicht existiert nach Thorsten Vogels Worten aber nicht. Der Stadtbezirk Maxvorstadt war für die Planungsbehörde dabei das Pilotgebiet, um die Verfahrensschritte für die Realisierung von Fahrradstellplätzen vor allen in den dicht besiedelten Stadtvierteln zu eruieren. Die referatsübergreifende Arbeitsgruppe "Abstellplätze im Straßenraum" wollte zunächst primär Plätze für wettergeschützte Radlstellplätze erkunden - fand aber keine. So liegt der Fokus jetzt darauf, überhaupt Flecken und Winkel im öffentlichen Raum für Bikes freizuräumen. Eine eigene Studie soll "die Optimierung der Fahrradsituation im Umfeld der innerstädtischen Fußgängerzonen" aufzeigen, wie es in einem Behördenpapier heißt.

"Flexi-Parken" im Testbetrieb: Von 9 bis 23 Uhr stehen an der Gabelsberger-/Luisenstraße Räder, nachts Autos. (Foto: Catherina Hess)

Dazu lotet die Stadtverwaltung den Bedarf und die Möglichkeiten vor öffentlichen Gebäuden und Einrichtungen, etwa an Schulen und Kindertagesstätten, ebenso an Haltestellen von öffentlichen Bussen und von Bahnen aus. Auch die Münchner Unternehmen werden angehalten, ihren Beitrag zu leisten. Zuletzt hieß es vom Referat für Arbeit und Wirtschaft, dass die teilnehmenden Firmen im Zuge des Projekts "Betriebliches Mobilitätsmanagement" in den vergangenen Jahren 700 zusätzliche Fahrradständer auf ihren betriebseigenen Flächen etabliert haben. Und auch Fußballfans soll die Anreise per Velo zur Allianz-Arena bald schmackhaft gemacht werden: Der Stadionbetreiber will am Nordeingang 400 zusätzliche Fahrradstellplätze schaffen.

© SZ vom 12.09.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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