In Münchens öffentlichen Kindertagesstätten soll es schon bald mehr zweisprachige Angebote geben, die auch für Normalverdiener bezahlbar sind. Das Bildungsreferat kann sich gut vorstellen, in den stadteigenen Einrichtungen vermehrt Spanisch, Italienisch, Französisch, Englisch und Türkisch an Kinder zu vermitteln, wie es in privaten Einrichtungen oft schon der Fall ist.
Auch die SPD-Stadtratsfraktion setzt sich für solche Projekte ein und fordert einen weiteren Ausbau mehrsprachiger Angebote. Sie erhofft sich davon vor allem zwei Vorteile. Zum einen existiere in München ein hoher Bedarf, weil in der Stadt viele Familien lebten, in denen zwei Sprachen gesprochen würden und die sich wünschten, dass ihre Kinder die Kenntnisse vertieften.
Zum anderen eröffne sich für die Stadt die Möglichkeit, zusätzliches Erziehungspersonal aus dem Ausland zu gewinnen. Ein spezielles Programm gibt es bisher nur für Kindheitspädagogen der Universität Autònoma de Barcelona, die in städtischen Kitas arbeiten können, wenn sie ausreichend Deutsch gelernt haben. 25 Mitarbeiter konnten bisher akquiriert werden. Vorstellbar seien ähnliche Projekte auch bei anderen Muttersprachlern, sagt eine Sprecherin des Bildungsreferats.
Wird in einem Kindergarten nicht nur Deutsch, sondern auch eine weitere Sprache gesprochen, so darf sich diese Einrichtung bilingual nennen. In München hat dieses Angebot nach Angaben des Bildungsreferats eine lange Tradition. Es reicht bis in die Mitte des vergangenen Jahrhunderts zurück. Die Stadt warb gezielt griechisch-, türkisch- und jugoslawischsprechende Erzieherinnen an, um die Kinder der Gastarbeitergeneration gezielt zu fördern. Denn schon damals war klar: Nur wer seine Muttersprache gut beherrscht, kann sich auch sicher im Deutschen bewegen.
Seit den Sechzigerjahren beteiligt sich die Stadt zudem am deutsch-französischen Lehrer- und Erzieheraustausch. Pädagogen aus München unterrichten spielerisch in Frankreich, ihre Kollegen kommen zum Arbeiten auf Zeit in die bayerische Landeshauptstadt. An diesem Programm war etwa die Kindertagesstätte am Dietzfelbingerplatz von Anfang an beteiligt. Französisch spielt bis heute eine große Rolle in den städtischen Einrichtungen.
Lernen nach dem Immersionsprinzip
Seit Oktober 2014 kooperieren sieben Kitas eng mit dem Institut Français. Das Konzept richtet sich an deutschsprachige Kinder ebenso wie an Kinder, die bereits Französisch oder eine andere Sprache beherrschen. Eine Lehrerin führt Französisch spielerisch ein - mit Liedern, Handpuppen oder beim gemeinsamen Kochen. In jeder Gruppe arbeiten deutsche und französische Erzieher zusammen. Diese Methode nennt sich Immersionsprinzip: Die französische Erzieherin spricht mit den Kindern ausschließlich französisch, die deutsche Pädagogin nur deutsch.
Anders läuft es mit der Vermittlung von Englisch. Hier finden in einigen städtischen Einrichtungen meist ein- bis zweimal pro Woche auf Wunsch der Eltern extra Kurse statt. Die Fremdsprache wird also nicht nebenbei im Kita-Alltag gelernt. Diese müssen in der Regel von den Familien extra bezahlt werden, wobei auch die Kinder, die sich den Beitrag nicht leisten können, aufgenommen werden müssen.
Jedes Kind sollte die Chance haben, früh eine Sprache zu lernen
"Insbesondere vor Beginn der weiterführenden Schule können Kinder eine zusätzliche Sprache spielerisch und einfach erlernen", sagt SPD-Stadträtin Birgit Volk, bildungspolitische Sprecherin ihrer Fraktion. Die Mädchen und Jungen würden ihr Leben lang von den früh und sehr vertieft erworbenen Kenntnissen profitieren. "Daher sollten nicht nur Kinder in entsprechend teuren privaten Einrichtungen die Möglichkeit einer bilingualen Erziehung erhalten", sagt Volk.
Auf bilinguale Bildung setzt nicht nur die Stadt, die etwa 400 der 1400 Kitas in München betreibt. Etwa jede zehnte nichtstädtische Tagesstätte hat laut Bildungsreferat ebenfalls mehrere Sprachen im Programm. Unter ihnen finden sich durchaus auch ungewöhnlichere Angebote wie zum Beispiel Chinesisch. Die Regel sind aber Sprachen wie Englisch oder Französisch.