Vor Gericht:Das unschöne Ende einer Institution

Vor Gericht: Das waren noch gute Zeiten: die Max-Emanuel Brauerei in Schwabing im Sommer 2016.

Das waren noch gute Zeiten: die Max-Emanuel Brauerei in Schwabing im Sommer 2016.

(Foto: Robert Haas)

Die Max-Emanuel-Brauerei war beliebt in der Maxvorstadt, doch nach dem Tod des Wirts ging es steil bergab. Nun wird gestritten um die Frage, wer auf den Schulden sitzen bleibt.

Von Stephan Handel

Als Christian Karpfinger nach gut einer Stunde Verhandlung das Gerichtsgebäude verlässt, sieht er aus wie ein Mann, der gerade aus einem Traum erwacht ist und noch nicht weiß, ob der Traum auch wirklich zu Ende ist. Es war nicht unbedingt ein Albtraum, in dem er sich befand, fast fünf Jahre lang - aber schön war er jedenfalls auch nicht.

Christian Karpfinger ist 51 Jahre alt und im Hauptberuf Dozent an der TU, Mathematiker. Ende des Jahres 2014 herum kam ein Freund zu ihm und bat um einen Gefallen. Oder anders gesagt: Er machte ihm ein Angebot. Der Freund war Sepp Mittermeier, der Wirt der Max-Emanuel-Brauerei in der Adalbertstraße, die sich entgegen ihres Namens mit dem Verkauf von Bier, nicht aber mit seiner Herstellung beschäftigt: ein legendäres Schwabinger Lokal, berühmt für seine "Weißen Feste", für Tanzveranstaltungen und seinen Biergarten.

Sepp Mittermeier war zu dieser Zeit gerade sein Kompagnon abhanden gekommen, und weil er und Karpfinger seit Jahrzehnten befreundet sind, trug er ihm an, doch einzusteigen. Das tat Karpfinger im Januar 2015, er wurde Gesellschafter der "Max Emanuel Gastronomie Veranstaltungs- und Betriebs-GmbH" und setzte seine Unterschrift auch unter den Pachtvertrag für das Lokal mit der Löwenbrauerei - somit gab es drei Pächter, Karpfinger, Mittermeier und die GmbH.

Ein gutes halbes Jahr ging alles gut, Karpfinger kümmerte sich neben seinem Dozentenjob um Verwaltungs- und Organisations-Sachen im "MaxE". Im August 2015 aber starb Sepp Mittermeier völlig überraschend. Seine Erbin - und damit auch die neue Geschäftspartnerin von Christian Karpfinger - wurde dessen Frau. Er sagt heute, dass sie ihn von Anfang an nicht als Kompagnon haben wollte, und so willigte er einen Monat nach Mittermeiers Tod ein, aus der GmbH auszuscheiden.

In der Vereinbarung dazu ließ Karpfinger sich bescheinigen, dass er für keine Forderungen an die GmbH mehr hafte, auch nicht aus dem Pachtvertrag. "Freistellung" nennen Juristen das. Die Löwenbrauerei allerdings dachte sich, dass drei Pächter ja immer besser seien als zwei, und weigerte sich, Karpfinger aus dem Pachtvertrag zu entlassen.

Das wäre alles noch kein großes Problem gewesen - wenn es unter der neuen Führung nicht schnell und steil bergab gegangen wäre mit der Max-Emanuel-Brauerei. Gäste beschwerten sich online und im richtigen Leben über schlechtes Essen und unfreundliche Bedienungen, und dass zur Landtagswahl 2017 die AfD dort ihre Wahlparty veranstalten konnte, hat das liberale Schwabinger Publikum gewiss auch nicht überzeugt, dass das "MaxE" eine unterstützenswerte Institution sei.

Das alles kulminierte schließlich im Frühling des vergangenen Jahres: Als zwei Monate hintereinander die Pacht nicht bezahlt wurde, kündigte die Brauerei den Mietvertrag fristlos. Christian Karpfinger hatte nun, völlig ungewollt, zwei Probleme: Er war ja immer noch Mit-Pächter, deshalb traf ihn die Räumungsklage der Brauerei. Und zu befürchten stand, dass er auch für die aufgelaufenen Schulden haftbar gemacht werden würde, immerhin rund 800 000 Euro. Und deshalb verbrachte der Mathematiker zwei Tage dieser Woche nicht an seinem Schreibtisch - sondern in Gerichtssälen.

Zur Räumungsklage vor dem Landgericht am Dienstag war seine ehemalige Geschäftspartnerin nicht erschienen - das bedeutete: ein Versäumnisurteil, das der Brauerei nun das Recht gibt, das seit einem guten halben Jahr geschlossene Lokal zu räumen. Am Oberlandesgericht ging es dann einen Tag später um die Freistellung, also ums Geld. In dem Fall war Karpfinger der Kläger, und er kann Zuversicht aus dem Moment ziehen, als einer der Richter zum Anwalt der Beklagten sagte, für seine Mandantin sehe es "zappenduster" aus.

Eine Entscheidung soll es Mitte April geben. Ob Karpfingers (Alb-)Traum dann vorbei ist? Die GmbH wurde mittlerweile verkauft, unklar ist, wer der neue Besitzer ist, ebenso die Frage, ob die Witwe Mittermeier zahlungsfähig und -willig ist. Ob er noch mal Gastronom werden würde? "Das würde ich mir sehr genau überlegen", sagt Karpfinger.

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