Folgen der Auto-Messe:Der Königsplatz gleicht nach der IAA einem Acker

Folgen der Auto-Messe: Nicht nur die Lokalpolitiker sind entsetzt: Auch eine Theatergruppe, die ihr Stück eigens für diese Kulisse konzipiert hat, kann nun nicht auftreten.

Nicht nur die Lokalpolitiker sind entsetzt: Auch eine Theatergruppe, die ihr Stück eigens für diese Kulisse konzipiert hat, kann nun nicht auftreten.

(Foto: imago)

Die Internationale Automobil-Ausstellung hinterlässt in München tiefe Spuren - nicht nur auf dem Boden. Auch ein Theaterstück muss ausfallen. Lokalpolitiker sind verärgert.

Von Ilona Gerdom

Furchen ziehen sich durch die Wiesen am Königsplatz. "Da sieht's aus wie auf einem Acker", findet Florina Vilgertshofer, die für die Grünen im Bezirksausschuss (BA) Maxvorstadt sitzt. Entstanden sind die Vertiefungen durch Aufbauten der Internationalen Automobil-Ausstellung (IAA). Weil das Areal zu uneben ist, fällt nun sogar ein Theaterstück aus, das von BA und Stadt mitfinanziert wurde.

Nicht nur Vilgertshofer vergleicht den Königsplatz mit einer landwirtschaftlichen Fläche. Parteikollegin und Baumschutzbeauftragte Ruth Gehling spricht von 50 bis 60 Zentimeter tiefen "Ackerfurchen". "Mit die schlimmst zugerichtete Fläche" sei die hinter der Glyptothek. Besonders ärgerlich sei, dass man die dort "gerade erst hergerichtet" hatte, um einen barrierefreien Zugang zu schaffen. Danach sei alles neu eingesät worden. "Jetzt ist es wieder kaputt", so Gehling. Künftige Veranstaltungen wie die European Championships, bei denen auch Wettkämpfe am Königsplatz ausgetragen werden sollen, sieht die Lokalpolitikerin "sehr, sehr kritisch". Aber diese Events - IAA und European Championships - seien von der Stadt entschieden worden. "Ober sticht Unter", sagt Gehling. "Die Stadt kann das einfach machen."

Zu IAA in München wird die ganze Stadt zur Ausstellungsfläche Hier: Königsplatz Foto: Michael Westermann *** At the IAA

Wo sich noch bis vor Kurzem zur Internationalen Automobil-Ausstellung die schöne neue Autowelt auf dem Königsplatz präsentiert hat, durchziehen jetzt tiefe Furchen das historisch wertvolle Areal.

(Foto: Michael Westermann)

Während der Unmut im Stadtteilgremium, aber auch bei Bürgerinnen und Bürgern über den derzeitigen Zustand groß ist, zeigt sich das Kreisverwaltungsreferat gelassen. Laut Pressestelle enthält der Veranstaltungsbescheid für "Open Spaces" wie den Königsplatz der IAA Auflagen "zur Wiederherstellung von Grünflächen". Die Kosten muss der Veranstalter - also der Verband der Automobilindustrie (VDA) - tragen. Vom Geschäftsführer Jürgen Mindel heißt es dazu: "Das ist nicht nur eine Selbstverständlichkeit, sondern auch so vertraglich zwischen der IAA Mobility und der Stadt München bereits eindeutig festgelegt."

Die Arbeiten sollen, so teilt das Baureferat mit, am 21. September begonnen haben. Dauern werde der Prozess wohl bis Ende Oktober. Bei stark beschädigten Flächen müssten "umfangreiche Sanierungsmaßnahmen" vorgenommen werden. Insgesamt sollen circa 8000 Quadratmeter Rollrasen verlegt werden. Von strengeren Auflagen bei künftigen Veranstaltungen geht man in den zuständigen Referaten nicht aus. Wenn das Wetter mitspielt, sollte laut Mindel in vier Wochen "alles wieder so sein wie vorher".

Die Lokalpolitiker sind trotzdem unzufrieden: Diese Woche hätte das interdisziplinäre Theaterstück "Ku:bik" von "Raumkollektiv 3" hinter der Glyptothek aufgeführt werden sollen. "Eigentlich wäre am Montag Aufbau gewesen", erklärt Nicola Elze, eine der Macherinnen des Spiels. Aber "am Wochenende hat sich die Wiese in einen Acker verwandelt". Das vier Meter hohe Gestell, in dem die Schauspieler und Artisten herumgeklettert wären, hätte gerade stehen müssen. Außerdem wäre es im Dunklen für das Publikum wegen der Gräben, die sich durch das Areal ziehen, gefährlich gewesen. Daher finden die an drei Tagen geplanten Vorführungen nicht statt. Ob sie im kommenden Jahr nachgeholt werden können, ist noch unklar.

An einen anderen Ort könne die Inszenierung nicht verlegt werden, denn sie sei auf den Königsplatz "hinkonzipiert", so die Künstlerin. Nach rund sechs Monaten Proben und Planung stehe man unter Schock. Es bleibe "als Gefühl eine große Leere". Frustriert stellt sie fest: "Der Name und das Thema wurden leider zum Programm". Gegenstand des Stücks ist nämlich Lebensraum. Und die Frage: Wie geht man damit in München um?

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Die Münchner Stadtspitze könnte sich viel Ärger ersparen, wenn sie die Folgen von Großveranstaltungen wie der Automobilmesse vorher ehrlicher benennen würde. Und auch, zu welchem Preis sie bereit ist, diese zu akzeptieren.

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