Die Schellingstraße zieht sich durch das Herz der Maxvorstadt. Café neben Restaurant neben Weinbar - und zwischendrin Studenten, flanierend oder auf Fahrrädern und auf den Terrassen sitzend. Aber die Schellingstraße hat auch so etwas wie eine B-Seite, etwa ab der Augustenstraße, bis sie sich in der Lothstraße auflöst. Laufkundschaft ist hier rarer, aber lohnenswerte Lokale gibt es auch hier.
Vor ein paar Wochen hat zum Beispiel die stylish anmutende Ginkgo Bar mit Cocktails und asiatischen Tapas eröffnet. An einem dieser wolkenverhangenen Abenden, die daran erinnern, dass der Herbst bald kommt, ist es ruhiger. Die Chefin bietet auf der hübschen, holzverkleideten Terrasse Decken an. Der Gast blättert durch die Cocktailkarte? Dann werden ihm gleich noch die Kreationen des Tages angeboten. Die Tapas werden serviert, und dazu wird gefragt, ob man ein Problem mit den Stäbchen habe und erklärt, wie man das vietnamesische Crêpe original esse, nämlich als kleine Häppchen ins Salatblatt gewickelt.
Hinter der Ginkgo Bar stehen Phuong Anh Tu und Minh Nhut Tu. Die beiden sind Geschwister, 29 und 33 Jahre alt, und in der Gastronomie groß geworden. Genauer gesagt im Restaurant Mai an der Klenzestraße, das ihren Eltern gehörte. Das Mai schloss vor drei Jahren, die beiden bildeten sich weiter - Phuong eher serviceorientiert, ihr Bruder in namhaften Bars. Ginkgo haben sie ihr Lokal genannt, weil der Baum so hübsche, beinahe herzförmige Blätter hat und zum Beispiel die alten Ginkgobäume um die Technische Universität an der Theresienstraße, unweit ihrer Bar, ein bisschen sind wie sie selbst: aus Asien stammend, in München verwurzelt.
Die Ginkgo Bar soll in erster Linie eine, wie der Name schon sagt, Bar sein, in die der Durst hinein zieht, aber bei Bedarf auch der Hunger gestillt werden kann. Dazu gibt es eine Auswahl an Hauptgerichten vornehmlich vietnamesischer Art, vor allem aber viele kleine Tapas: Ein Oktopus-Mango-Avocado-Salat (9,90 Euro), in Kokoswasser karamellisierter Schweinebauch (6,90), Klebreisknödel gefüllt mit Mungobohnen und Garnelen (4,90) oder auch "Morning Glory", gebratener Wasserspinat mit Knoblauch und Austernsauce (7,90). Alles natürlich frisch und nach Möglichkeit bio zubereitet. Das Speisenangebot soll sich nach und nach erweitern, ein wenig südamerikanische Küche wollen die Geschwister etwa einfließen lassen.
Die Cocktailkarte setzt sich aus Klassikern und asiatisch inspirierten Eigenkreationen zusammen: Ein "Dark & Stormy" (9,50 Euro) neben dem "Bergamotte Fizz" (10,50) mit Gin, Zitrone und Bergamottelikör, und der "Burning Shiso" (11,50) aus mit Shiso eingelegtem, japanischen Wodka, Wermut und Tonic, mit feinem Mandelaroma, zeigt, wohin die Reise der Ginkgo Bar noch geht. In der maxvorstädter Nachbarschaft ist sie damit schon angekommen.