Umgestaltung der Maximilianstraße:Wo heute teure Autos parken, sollen Bäume wachsen

Umgestaltung der Maximilianstraße: Mehr Platz zum Flanieren für Fußgänger sieht dieser Entwurf vor.

Mehr Platz zum Flanieren für Fußgänger sieht dieser Entwurf vor.

(Foto: Baureferat)

Die Tiefgaragen-Abfahrt am Max-Joseph-Platz gilt als Bausünde ersten Grades. Das soll sich ändern, und auch die Maximilianstraße soll schöner werden. Was die Pläne für den Bereich rund um die Staatsoper vorsehen.

Von Andreas Schubert

Ludwig I. soll gar nicht gefallen haben, was sein Sohn und Nachfolger als König, Max II. Joseph, mit dem Stadtbild angestellt hat. Der von der Neugotik geprägte Baustil in der Maximilianstraße war Ludwig , der es lieber klassizistisch mochte, ein Gräuel. Er soll später nur noch mit zugezogenen Vorhängen durch die Straße gefahren sein, heißt es.

Freilich war die Straße so scheußlich nicht, wie es der Ex-König weiland empfand, zumindest, wenn man sie mit heute vergleicht. Damals parkten keine überdimensionierten Autos die Straßenränder zu, stattdessen gab es Bäume und Platz zum Flanieren. Zu seinem Glück blieb Ludwig I. erspart, was in den Sechzigerjahren des 20. Jahrhundert aus dem während der Regentschaft gestalteten Max-Joseph-Platz geworden ist. Die dortige Tiefgaragen-Abfahrt gilt als Bausünde ersten Grades. Und schon lange wird überlegt, wie man diese rückgängig machen kann.

Umgestaltung der Maximilianstraße: Mehr Grün: Der Platz vor der Bayerischen Staatsoper soll wieder attraktiver und ansehnlicher werden.

Mehr Grün: Der Platz vor der Bayerischen Staatsoper soll wieder attraktiver und ansehnlicher werden.

(Foto: Baureferat)

Kommenden Mittwoch soll der Stadtrat darüber entscheiden, wie die Prachtmeile und der Platz wieder ansehnlicher und lebenswerter werden könnten. Während die Straße mit weniger Autos und neuen Bäumen zur Allee umgebaut werden soll, könnte die Tiefgarage mit zwei neuen Rampen in der Maximilianstraße erschlossen werden.

Am Max-Joseph-Platz vor dem Nationaltheater entstünde dann Platz für Fußgänger und die Möglichkeit, diesen auch ansprechend zu gestalten. Die einst angedachte Erschließung über eine 130 Meter lange unterirdische Zufahrt von der Alfons-Goppel-Straße her wurde wieder verworfen, zu groß wäre der Eingriff in den Verkehr. Unter anderem würde die Alfons-Goppel-Straße zur Sackgasse, und für regulär breite Fußwege wäre zu wenig Platz.

Umgestaltung der Maximilianstraße: Eine neue Abfahrt soll in die Tiefgarage führen.

Eine neue Abfahrt soll in die Tiefgarage führen.

(Foto: Baureferat)

Ebenso wenig Zukunft hat der Vorschlag der Parkhausbetreiberin Mühoga, die Garage über eine Rampe an der Westseite des Platzes zu erschließen. Diese Variante wäre aus Sicht der Verwaltung nicht nur schlecht für Radler und Fußgänger, sondern auch für die Nutzer der Trambahnhaltestelle und - nicht zuletzt - für die Gastronomie. Das Spatenhaus an der Oper hat dort seine Freisitze.

Zwei relevante Varianten gibt es noch. Eine sieht beide Rampen östlich des Hofgrabens vor, die andere eine Rampe östlich, eine westlich. Sie würden sich einigermaßen ins Stadtbild einfügen. Doch unabhängig von deren Lage ist die Umsetzung nicht nur aufwendig sondern auch kurzfristig wohl nicht realisierbar.

Bis die zweite Stammstrecke fertig ist, kann die Maximilianstraße nicht umgebaut werden

Die Tiefgarage müsste umfangreich umgebaut werden, unter anderem wären neue innere Rampen zwischen den Geschossen erforderlich. Die Rampenanlage an der heutigen Stelle müsste komplett, auch in den Untergeschossen, zurückgebaut werden.

Mit dem Umbau gingen etwa 70 bis 100 Stellplätze von insgesamt derzeit 570 verloren. Aufgrund der massiven Eingriffe in die tragende Konstruktion und die Betriebstechnik, des Alters der Tiefgarage sowie der erforderlichen und umfangreichen Verlegung von unterirdischen Leitungen und Kanälen wäre ein Umbau fast so aufwendig wie ein Neubau. Was das Ganze kosten soll, darüber liegen noch keine Schätzungen vor. Billig, davon ist auszugehen, wird's nicht. Auch die Betreiberfirma, die die Garage auf Erbpacht betreibt, müsste für die verloren gegangenen Parkplätze entschädigt werden.

Ein weiteres Problem sind die Bauarbeiten zur zweiten S-Bahn-Stammstrecke am Marienhof. Der Baustellenverkehr findet teilweise über die Maximilianstraße statt. Ein Umbau der Straße ist so lange nicht möglich. Die Stammstrecke selbst wird wohl nicht vor 2035 oder 2037 fertig sein. Die Bauarbeiten für den künftigen Bahnhof hinter dem Rathaus könnten früher abgeschlossen sein, wann genau, ist aber offen.

Die Stadt will die Zeit, in der sie nicht bauen kann, für Verhandlungen mit der Garagenbetreiberin nutzen sowie für Abstimmungen mit der Öffentlichkeit und dem Denkmalschutz. Der Max-Joseph-Platz selbst soll aber schon früher mehr Aufenthaltsqualität bekommen: Die Pläne für eine vorübergehende Begrünung hat das Baureferat vergangenen Herbst vorgestellt.

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DEU, Deutschland, Bayern, München, 12.10.2019 - Exklusive Einkaufsstraße Maximilianstraße im Stadtteil Lehel in München, Autos

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