Verkehrswende in München:Die Maximilianstraße soll weitgehend autofrei werden

Grünen-Antrag zur autofreien Innenstadt

Mehr Platz für Fußgänger und Radler: So könnte die Maximilianstraße nach den Vorstellungen der Grünen aussehen. Visualisierung Andreas Gregor/oh

Noch dieses Jahr will das grün-rote Rathausbündnis ein Drittel der Parkplätze streichen. An einer neuen Gestaltung der Straße sollen dann auch Anwohner und Gewerbetreibende beteiligt werden.

Von Andreas Schubert

Dem Philhellenisten Ludwig I. hat ja so gar nicht gefallen, was sein Sohnemann und Nachfolger als König, Max II. Joseph, da mit dem Stadtbild angestellt hat. Der in der "neuen Königsstraße" - ab 1858 die Maximilianstraße - dominierende und von der Neugotik geprägte "Maximiliansstil" war dem Ex-König, der es lieber klassizistisch mochte, ein Dorn im Auge. Einer Anekdote zufolge hat er sich später nur noch mit zugezogenen Vorhängen durch die Straße kutschieren lassen. Und Ludwigs Lieblingsarchitekt Leo von Klenze soll die nach dem Gesamtplan des Architekten Friedrich Bürklein entworfene Meile als "architektonisches Ragout" geschmäht haben.

Ob die Geschichten so nun stimmen oder nicht, fest steht: Die Maximilianstraße ist heute ein belebtes Aushängeschild der Stadt, viele Menschen fahren extra mit der Tram 19 durch, um sie sich anzuschauen. Und natürlich säumen all die betuchten Käufer die Straße, auf ihrer Shoppingtour durch die zahlreichen teuren Läden. Es soll auch Menschen geben, die extra in die Maximilianstraße fahren, um sich all die vor den Geschäften geparkten Ferraris, Bentleys oder Maseratis anzuschauen, die sie sich selbst nie werden leisten können. Diese Fans gehobener Karossen werden sich in Zukunft anderswo umschauen müssen. Die grün-rote Rathauskoalition will nun die Autos weitgehend von der Prachtmeile verschwinden lassen, die ja nicht nur ein Tummelplatz für Geldige ist, sondern auch ein Ort für Besucher der Oper und der Kammerspiele.

In einem ersten Schritt soll, so wünscht es sich die Rathausmehrheit, in der Maximilianstraße etwa ein Drittel der Stellplätze noch dieses Jahr entfallen, um mehr Raum mit Aufenthaltsqualität zu schaffen. An einer neuen Gestaltung der Straße sollen dann auch Anwohner, Gewerbetreibende und der Bezirksausschuss Altstadt-Lehel beteiligt werden. Ziel ist es, den bisher dem Parken gewidmeten öffentlichen Raum etwa für den Fuß- und Radverkehr und neue Mobilitätsformen zu nutzen sowie für Freischankflächen, Anlieferung oder andere Angebote.

Das Mobilitätsreferat soll zudem ein Konzept erstellen, wie bis 2022 der Abschnitt zwischen Residenzstraße und Marstallstraße weitgehend von Durchgangsverkehr befreit und dann, in einem zweiten Schritt, der gesamte Bereich bis zum Karl-Scharnagl-Ring neu gestaltet werden kann - komplett ohne Stellplätze. Dazu soll ein Realisierungswettbewerb ausgelobt werden, der auch die Neugestaltung des Max-Joseph-Platzes einschließt.

Auch wenn der sogenannte Park-Such-Verkehr oberirdisch wegfallen würde, bleibt noch das Problem mit den Autofahrern, die die 500 Stellplätze fassende Operngarage ansteuern. Eine unterirdische Zufahrt von der Alfons-Goppel-Straße aus hat die Verwaltung wieder verworfen. Und eine Rampe an der Maximilianstraße wäre sowohl gestalterisch als auch aus Denkmalschutzgründen problematisch.

Auch hier gibt es bereits seit ein paar Jahren Vorschläge der Verwaltung, wie das Problem zu lösen wäre, etwa indem die Garage teilweise oder ganz aufgelassen und stattdessen andernorts Ersatz geschaffen wird. Als mögliche Standorte waren der Karl-Scharnagl-Ring oder der Marstallplatz im Gespräch - Alternativen, die sich Grünen-Fraktionschef Florian Roth durchaus vorstellen kann. CSU-Fraktionschef Manuel Pretzl meint, ein Wegfall der öffentlichen Parkplätze sei nur machbar, wenn es dafür unterirdische Kompensation gebe. Die neue Parkgarage am Thomas-Wimmer-Ring reiche nicht dafür aus. Pretzl schlägt vor, bei der Neugestaltung des Max-Joseph-Platzes auch eine Erweiterung der dortigen Tiefgarage zu prüfen.

Die Gestaltung des Platzes erfolgte übrigens hauptsächlich noch unter Ludwig I. Im 20. Jahrhundert wurde der Platz lange als Parkplatz genutzt, 1963 entstand die Tiefgarage mit ihrer schneckenförmigen Abfahrt - die längst als Bausünde mitten im Zentrum gilt.

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