Süddeutsche Zeitung

Partypläne am Maximiliansplatz:In München soll gefeiert werden wie noch nie

Mitten in der Innenstadt soll in Kooperation mit zahlreichen Clubbetreibern auf die Schnelle eine Outdoor-Location entstehen. Für Jugendliche will die Stadt zehn neue Treffpunkte schaffen und dafür Container aufstellen.

Von Anna Hoben

Ein Teil des Maximiliansplatzes könnte in den kommenden Wochen zum Outdoor-Club werden. Es ist ein weiterer Vorstoß der Stadt, um trotz der Corona-Pandemie Feiermöglichkeiten zu schaffen. Die Nähe zu den benachbarten Clubs ermögliche "eine Bestuhlung und das Angebot von Musik", heißt es in einer Vorlage des Sozialreferats, über die der Feriensenat des Stadtrats am Mittwoch abstimmen soll. Gedacht ist das Ganze als Pilotprojekt in Kooperation mit den Clubs Pacha, 089 Bar, Rote Sonne, Sweet Club und Call Me Drella. Es soll für vier Wochen angesetzt werden und wohl von Donnerstag bis Samstag stattfinden.

Wenn es gut läuft, könnte es verlängert werden.

Das Feiergeschehen im öffentlichen Raum hatte in den vergangenen Wochen vor allem in der Türkenstraße zu Problemen geführt. Die Stadt hatte das Geschehen entzerren wollen, indem sie die Ludwigstraße an den Wochenenden für den Autoverkehr sperren und zur Feiermeile machen wollte. Damit war sie allerdings gescheitert - die Idee ließ sich aus rechtlichen Gründen nicht umsetzen. Nun also der Maximiliansplatz.

"Super spannend", findet Stadtrat David Süß (Grüne) den Vorschlag. Er sei "total gespannt, wie die Clubs sich entscheiden". Denn sie müssten das Projekt letztlich verantworten und sagen, ob das Pilotprojekt für sie wirtschaftlich machbar sei. Außerdem sei die Zeit knapp. In der Vorlage heißt es, die Rahmenbedingungen würden an die Clubbetreiber kommuniziert mit der Bitte, "sehr schnell ein Konzept einzureichen", so dass das Projekt noch Mitte August anlaufen könne - das wäre bereits in wenigen Tagen.

Ob das Projekt tatsächlich umgesetzt wird, liegt also an den Clubs, deren Betreiber die Verwaltung schon in die Überlegungen eingebunden hat. "Wir freuen uns darüber, dass die Stadt so etwas ermöglichen möchte", sagt Tom Hilner, einer der Betreiber des Pacha. "Aber wir müssen abwägen, unter welchen Bedingungen wir es machen können und wollen." Die Sache sei nicht ganz einfach, vor allem weil sie sich rechnen müsse. Deshalb sind sie nun am Rechnen, am Recherchieren und Überlegen. Am Montag haben sie sich getroffen, um sich noch einmal zu besprechen.

Die Clubbetreiber haben auch Bedenken: Wenn die Leute bei illegalen Feiern an der Isar ohne Maske Spaß haben können, sei die Schwelle, zu einem durchregulierten Event in der Stadt zu gehen, vielleicht zu hoch. Auch die mögliche Dauer und die Lautstärke spielten eine Rolle. "Die Dinge, die eine gute Party ausmachen", so Hilner. Und: Der angedachte Platz ist nicht groß, 250 bis 400 Leute könnten dort feiern. "Wir haben die Stadt auch gefragt: Wie viele Plätze wollt ihr machen?" Nun, erst einmal nur den einen. Zudem schlägt die Verwaltung noch im August zwei Veranstaltungen mit Elektro-Musik im Theatron und am Ostufer des Lerchenauer Sees vor. Geprüft wird, ob weitere Events vor der Fröttmaninger Arena, in Freibädern, vor der Messe, an Park-and-Ride-Anlagen oder an der Südlichen Auffahrtsallee vor dem Nymphenburger Schloss stattfinden können.

Doch nicht nur das Feierpublikum wird in der Vorlage bedacht. Es geht auch um andere Zielgruppen, Kinder und Jugendliche unter 18 etwa, für die mehr Freiräume geschaffen werden sollen. Die Verwaltung schlägt vor, an zehn Standorten umgerüstete Container und mobile Toiletten aufzustellen, die das Treffen am Abend, bei schlechtem Wetter und in der kalten Jahreszeit attraktiver machen. Bisher gibt es an 60 Orten in der Stadt sogenannte Jugendunterstände - die Container, 250 000 Euro sollen sie insgesamt kosten, sind nun eine geschütztere Variante davon.

Bei den Regeln des Freistaats kennt sich teils niemand mehr aus

Bei der grün-roten Koalition stoßen die Vorschläge auf Wohlwollen. "Wir freuen uns, dass die Vorlage so differenziert ist", sagt Lena Odell (SPD). Lange seien "die Feiernden" über einen Kamm geschoren worden; die Vorlage drösele nun behutsam auf, welche Gruppen was brauchten. Das sei auch über die Pandemie hinaus wichtig. Er hätte sich zwar mehr als ein Pilotprojekt gewünscht, sagt David Süß (Grüne), "aber es muss eben auch zu verantworten sein". Er verweist auf die zum Teil inkonsistenten Regeln, die der Freistaat vorgebe.

Das Problem spricht auch Peter Fleming an, der den Club Harry Klein in der Sonnenstraße betreibt und an den sogenannten Kollektivgärten beteiligt ist, temporären Kultur-Biergärten. Die Gäste verstünden nicht mehr, dass dort im Freien nicht getanzt werden darf, es gebe auch keine sinnvolle Begründung dafür. "Da muss die Politik einlenken, sonst gibt es Aufstände." Er werde deshalb beim Kreisverwaltungsreferat nochmals eine Anfrage starten.

Auch die größte Oppositionsfraktion im Stadtrat freut sich über die Vorschläge und lobt das Sozialreferat. "Endlich gibt es Lösungen für die verschiedenen Bedürfnisse, sagt Alexandra Gaßmann (CSU).

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SZ vom 10.08.2021/infu
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