Polizei:Massenschlägereien in München - Per Handy und Facebook zur Rauferei

Polizei mit neuem Stop-Signal

Ein Streifenwagen der Münchner Polizei (Symbolbild).

(Foto: dpa)

In Riem eskaliert eine Auseinandersetzung und am Harras haben sich 70 Jugendliche zur großen Abrechnung verabredet.

Von Christian Rost

Mit einem massiven Aufgebot an Sicherheitskräften ist die Münchner Polizei am Samstag zweimal gegen gewaltbereite Jugendliche vorgegangen. 18 Streifenwagenbesatzungen verhinderten am Harras, dass sich dort 70 Jugendliche eine Schlägerei lieferten. An den Riem-Arcaden mussten am Nachmittag 25 Streifenwagen vorfahren, um zwei Gruppen Jugendlicher zu trennen, die schließlich auf die Polizisten losgingen. Zwölf mutmaßliche Schläger wurden festgenommen und wegen Landfriedensbruchs angezeigt. Polizeisprecher Oliver Timper sagte: "So etwas haben wir in diesem Ausmaß noch nicht gehabt."

In dem Einkaufszentrum war es gegen 16.45 Uhr zunächst zu einer Auseinandersetzung zwischen einem 21-jährigen Verkäufer und einem bislang unbekannten jungen Mann gekommen. Die Polizei geht davon aus, dass die beiden wegen Drogengeschäften in Streit geraten waren, der sich schließlich auf den Vorplatz der Riem-Arcaden verlagerte. Im weiteren Verlauf der Auseinandersetzung soll der Unbekannte den 21-Jährigen auch gewürgt haben.

Zwei Streifenwagenbesatzungen, die dorthin beordert worden waren, gerieten kurz nach ihrer Ankunft in eine brenzlige Situation. Denn die Streitenden hatten per Handy Freunde und Bekannte zur Unterstützung herbeigerufen, so dass plötzlich von allen Seiten aufgebrachte Jugendliche auf den Vorplatz strömten und die Polizeifahrzeuge umringten.

Die Beamten wurden laut Polizeipräsidium auch körperlich attackiert - ein Jugendlicher versetzte einem 39-jährigen Polizeihauptmeister in Manier eines Kick-Boxers einen heftigen Tritt gegen die Brust. Ohne Schutzweste hätte der Beamte erhebliche Verletzungen davongetragen, wie ein Arzt später feststellte. Erst ein Großaufgebot der Polizei brachte die Situation unter Kontrolle, wobei zwölf mutmaßliche Schläger festgenommen wurden.

70 Jugendliche verabredeten sich am Harras - zur Abrechnung

Am Harras konnten die Sicherheitskräfte unterdessen eine Massenschlägerei von Jugendlichen verhindern. Die Polizei hatte erfahren, dass sich 70 Jugendliche bosnischer beziehungsweise griechischer Herkunft zu einer "Revanche" verabredet hatten. Kleinere Gruppen beider Fraktionen waren in der Vergangenheit schon aufeinander losgegangen.

Für Samstag hatten sie sich zu einer großen Abrechnung verabredet. Die Polizei sicherte den Harras deshalb vorsorglich ab. 18 Polizeifahrzeuge parkten von 16 bis 23 Uhr gut sichtbar rund um den Platz. Dennoch tauchten dort mehrere Jugendliche auf, die verwarnt wurden und Platzverweise erhielten. Erst vergangene Woche hatten sich am Harras Griechen und Mazedonier zu einer Schlägerei verabredet. Die Polizei hatte sie nur knapp daran hindern können.

Einen Zusammenhang zwischen den Vorfällen in Riem und am Harras gibt es laut Polizeisprecher Timper nicht. Es sei aber bemerkenswert, wie schnell sich Jugendliche über soziale Netzwerke zusammenrotten könnten: "Das schaukelt sich schnell hoch." Dass immer häufiger Jugendgruppen in München aneinandergeraten, kann Timper nicht bestätigen. Sobald sich aber etwas anbahne, "reagieren wir schnell", versichert er.

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