Die Entscheidung von Kardinal Reinhard Marx, Papst Franziskus seinen Rücktritt anzubieten, ist in München auf große Überraschung gestoßen. Für die Stadtverwaltung kommentiert Dritte Bürgermeisterin Verena Dietl den Schritt von Marx als "Alarmsignal für die katholische Kirche".
Es sei außergewöhnlich, weil Marx damit die Verantwortung für den Gesamtzustand der Kirche im Hinblick auf den bisherigen Umgang mit den Missbrauchsfällen übernehme und seine Amtsbrüder kritisiere, die sich hinter juristischen Spitzfindigkeiten versteckten. Bei allem Verständnis bedauert Dietl aber die Entscheidung, denn Marx sei ein ausgesprochen beliebter Erzbischof und Kardinal, der gut zu München gepasst habe.
Auch Ministerpräsident Markus Söder bekundete sein Bedauern: "Im Namen der Bayerischen Staatsregierung und auch ganz persönlich danke ich Kardinal Reinhard Marx für seinen Dienst", erklärte Söder. Als Erzbischof von München und Freising habe Marx viel auf den Weg gebracht und Gutes bewirkt. "Seine Entscheidung und sein Bekenntnis verdienen Respekt." Söder erkennt darüber hinaus an, dass ein großer Veränderungsbedarf in den Kirchen bestehe, "das spürt jeder". Als Christ sei er jedoch überzeugt, dass Glaube und Kirche sehr lebendig seien und den Menschen auch in Zukunft noch viel geben könnten.
Kirche:Am toten Punkt
Nach dem Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche bietet der Münchener Kardinal Marx dem Papst seinen Rücktritt an. Die Reaktionen schwanken zwischen Respekt und Entsetzen.
Der bayerische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm zeigte sich betroffen von der Entscheidung. Er habe das Rücktrittsgesuch mit "großem Respekt, aber auch großem Bedauern" aufgenommen. Sollte der Papst das Angebot annehmen, würde die "starke Stimme" von Bischof Marx in seinem jetzigen Amt fehlen, sagte Bedford-Strohm, der auch Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) ist.
Dass Marx seinen Amtsverzicht angeboten hat, bezeichnet der Vorsitzende des Diözesanrats der Katholiken der Erzdiözese München und Freising, Hans Tremmel, als "ein sehr starkes, ein ehrliches, ein konsequentes und glaubwürdiges Zeichen". Zugleich hofft Tremmel, dass der Papst den Erzbischof nicht aus der Verantwortung entlasse. "Gerade jetzt brauchen wir Kardinal Marx für den Synodalen Weg, weshalb ich das Angebot schon auch kritisch und ambivalent sehe", betont der Diözesanratsvorsitzende.
Hiltrud Schönheit, Vorsitzende des Münchner Katholikenrats, sagte: "Wirklich überrascht war ich nicht." Dass die Entscheidung von Marx Einfluss auf den Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki und dessen viel kritisierten Umgang mit den Missbrauchsfällen in der Kirche habe, bezweifelt Schönheit allerdings.