Missbrauch und synodaler Prozess:Kardinal Marx mahnt weitere Schritte an

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Kardinal Marx, als er vor einer Woche das Ludwigskolleg einweihte. (Foto: Florian Peljak)

Der Erzbischof von München und Freising sagte bei der Vollversammlung des Diözesanrats der Katholiken, das Missbrauchsgutachten sei "ein unverzichtbarer Baustein, aber es ist nicht die Aufarbeitung". Es müsse weiter gehen.

Der Münchner Kardinal Reinhard Marx hat weitere Schritte zur Missbrauchsaufarbeitung angemahnt. Der Erzbischof von München und Freising sagte bei der Vollversammlung des Diözesanrats der Katholiken am Wochenende in der bayerischen Landeshauptstadt, das von seiner Erzdiözese beauftragte und für Herbst erwartete Missbrauchsgutachten sei "ein unverzichtbarer Baustein, aber es ist nicht die Aufarbeitung. Es muss weiter gehen." Auch die ansteigende Diskussion um geistlichen Missbrauch wolle er mit den Betroffenen vertiefen.

Vor dem obersten Laiengremium in seinem Erzbistum warnte Marx zudem davor, die aktuellen Krise von der Reformdebatte zu trennen: "Viele denken, dass wir natürlich administrativ alles tun müssten, um bessere Wege zu finden, aber das habe nichts mit der Reform der Kirche zu tun. Da bin ich dezidiert anderer Meinung." Marx sagte, der Begriff "synodal" solle als "Adjektiv für die gesamte Kirche" verstanden werden. "Kirche kann nur synodal sein, wenn dies auf Priester, Seelsorger und Gremien zutrifft. Das haben wir noch nicht gefüllt."

Für Hans Tremmel, den Vorsitzenden des Diözesanrats der Katholiken im Erzbistum München und Freising, hat der vom Papst angestoßene Synodale Prozess für die Weltkirche einen "Webfehler". Laien seien in das Reformvorhaben zwar eingebunden, "aber doch eher als Balljungen, die zwar ganz nah dran sind am Spielfeldrand und die gelegentlich auch mal den Spielball zurückwerfen dürfen, wenn er ins Aus gekickt wird. Aber richtig mitspielen dürfen sie nicht."

Tremmel schlug für den Prozess eine "katholische Drei-G-Regel" vor: "getauft, gefirmt, geweiht". So sollten "alle mitreden und mitentscheiden dürfen, was alle betrifft. Denn wir sind gemeinsam als Volk Gottes unterwegs - geweihte Kleriker und mündige Laien."

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In Richtung von Erzbischof Reinhard Marx äußerte Tremmel "höchsten Respekt" für dessen Rücktrittsangebot vom Sommer. Als Diözesanratsvorsitzender habe er den Papst gebeten, das Angebot nicht anzunehmen. Dass Marx jedoch später abermals von einem möglichen Amtsverzicht gesprochen habe, habe "erneut Irritationen ausgelöst". Tremmel sagte, er sei gefragt worden: "Was ist denn los mit unserem Erzbischof? Hat der Kardinal keinen Bock mehr auf uns und seine Erzdiözese?" Tremmel weiter: "Wir jedenfalls würden gerne mit Ihnen weitermachen."

Marx äußerte sich bei der Vollversammlung ebenfalls zu seinem vom Papst abgelehnten Rücktrittsangebot. Nach diesem hätten ihn Hunderte meist positive und bestärkende Zuschriften erreicht. Zu seinem weiteren Wirken als Erzbischof sagte Marx: "Ich möchte mit großer Freude, mit Zuversicht mit Ihnen zusammen weiterarbeiten an einer Kirche, die Zukunft hat."

© SZ vom 18.10.2021 / kna - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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