Nach mehr als 100 Jahren ist ein einzigartiges Fahrzeug aus dem Fuhrpark der Wittelsbacher in das Marstallmuseum im Schloss Nymphenburg zurückgekehrt. Dabei handelt es sich um einen Gartenwagen mit Tretantrieb von Kurfürst Karl Theodor aus dem 18. Jahrhundert, wie die Bayerische Schlösserverwaltung mitteilte. Er sei so bedeutend gewesen, dass die Nachfolger des Herrschers ihn zusammen mit den Prunkkutschen und -schlitten vergangener Zeiten aufbewahrten.
Der Mitteilung zufolge wurde das Fahrzeug 1920 an das neu gegründete und noch im Bau befindliche Deutsche Museum zur Ausstellung entliehen und dort lange gezeigt. Der Wagen wurde demnach einst nicht mit Pferden kutschiert, sondern ein Lakai fuhr ihn mit eigener Muskelkraft. Dafür musste er kräftig in die Pedale beziehungsweise in die sogenannten Trethebel treten.
Der Kurfürst konnte in dem leichten Sessel aus Peddigrohr vor ihm Platz nehmen und mit einem Metallbügel selbst lenken. Die „Rikscha“ mit vier Rädern wurde um 1775 in London als Parkfahrzeug gebaut und vom technikinteressierten Kurfürsten gekauft. Damals residierte der pfälzische Kurfürst noch in Mannheim.
Als Karl Theodor durch Erbvertrag auch Kurfürst von Bayern wurde, gelangte das Fahrzeug in den Münchner Marstall, wie es heißt. In dieser Zeit sei viel an Fortbewegungsmitteln ohne Pferdekraft geforscht worden. Karl Drais erfand damals die „Draisine“, ein Laufrad und Vorläufer des Fahrrads.
So erinnere der historische Gartenwagen an heutige Rikschas und Lastenräder. Äußerlich sehe der Tretwagen einem zweiten Gartenwagen im Marstallmuseum, dem sogenannten Park-Phaeton, sehr ähnlich, so die Ankündigung. Beide Fahrzeuge stammen demnach aus England, damals führend im Wagenbau. Von April 2025 an werde das bemerkenswerte Fahrzeug im Marstallmuseum restauriert. Besucherinnen und Besucher hätten dann auch die Chance, den Restauratoren bei der Arbeit über die Schulter zu blicken.