Im Herbst leuchteten die Blätter der drei Bäume ganz besonders: gelb, rot und braun. Inzwischen liegt das Laub unter dem Ahorn, an der Eiche baumeln noch ein paar Blätter. Wer am Maria-Nindl-Platz vorbeigeht, der hat abgesehen von den Bäumen nicht viel Natur, auf die er schauen kann. Das liegt am kiesigen und matschigen Wesen, die Baustellen in der Regel mit sich bringen - nach Meinung einiger Anwohner aber auch an der Planung rund um das Neubaugebiet Prinz-Eugen-Park selbst. Nun entzündet sich der Streit an den drei großen Bäumen, die für das neue Kulturbürgerhaus gefällt werden müssen.
Die "Initiative zur Rettung von Altbaumbeständen in der Grünen Mitte" sieht in den Planungen rund um das Bauvorhaben eines Kulturbürgerhauses mit diversen sozialen Einrichtungen wie Alten- und Servicezentrum, Familienzentrum und Nachbarschaftstreff am Maria-Nindl-Platz den Natur- und Klimaschutz nicht ausreichend berücksichtigt. "Die unterschiedlichen Interessen von Natur und Mensch decken sich nicht immer", sagte eine Vertreterin der Initiative während der Bürgerversammlung Ende Oktober. Dort hatten bereits zwei andere Viertelbewohner zum Schutz der drei Bäume die Versetzung des Baukörpers oder wenigstens die Umsetzung der Gehölze gefordert.
Einer der Fürsprecher ist Nikolaus Gradl (SPD), Sprecher im Mobilitätsausschuss des Stadtrats und selbst Anwohner des Prinz-Eugen-Parks. Er findet: "Da könnten viele Bäume erhalten werden." Zwar sei geplant, dass dort nach Abschluss der Bauarbeiten wieder neue Bäume gesetzt werden. Diese würden aber vielleicht erst in Jahrzehnten den Stammumfang erreichen, den die drei bestehenden Bäume heute hätten.
Lokalpolitiker halten an den Bauplänen fest
Dieser Protest kommt im Bezirksausschuss Bogenhausen (BA), eigentlich durchaus um das tief verwurzelte Grün im neuen Stadtteil bemüht, nicht besonders gut an. So hat die Fraktion der Grünen einen Antrag gestellt, in dem sie fordert, den Bau am Maria-Nindl-Platz "in seiner jetzigen Planung umzusetzen", welcher vom Rest des Stadtteilgremiums unterstützt wird. Die Lokalpolitiker fürchten, dass Überlegungen zum Schutz der Bäume dazu führen könnten, dass sich die Fertigstellung des Kulturbürgerhauses damit noch weiter verzögern könnte - und vielleicht auch noch teurer wird.
Im September hatte das Referat für Gartenbau dem BA mitgeteilt, dass die Bäume zu groß für eine Verpflanzung mittels der üblichen Methoden seien und deshalb gefällt werden müssten. Es gebe andere Möglichkeiten, die Bäume umzusetzen, die würden bei den 13 bis 16 Meter hohen Gewächsen allerdings mehrere Hunderttausend Euro kosten, schrieb ein Mitarbeitender des Gartenbaureferats. Das Kommunalreferat, unter dessen Federführung der Bau ausgeführt wird, teilt indes mit: "Der Bebauungsplan gibt das Baufeld für den Bürger- und Kulturtreff vor, eine Veränderung der Lage ist daher nicht möglich."
Eigentlich hätte das Kulturbürgerhaus bereits 2020 fertig sein sollen, dann hieß es 2022. Eine Baumgenehmigung ist bereits erteilt worden, dem Stadtrat sollen die Unterlagen für den Bau im Herbst 2022 noch einmal vorgelegt werden. Somit wird das Gebäude wohl erst 2025 fertig sein. Das bedeutet, dass das Wohnquartier, in dem schon heute fast alle Wohnungen bezogen sind, frühestens in vier Jahren adäquat mit sozialen Einrichtungen und kulturellen Angeboten versorgt sein wird.
"Im Interesse des gesamten Stadtbezirks sind weitere Verzögerungen bei der Errichtung des Gebäudes dringendst zu vermeiden", schreiben die Grünen in ihrem Antrag gegen die Umplanung. Damit der Platz allerdings schon jetzt aufgewertet wird, soll das Mobilitätsreferat wenigstens Poller aufstellen, dass dort nicht geparkt werden kann. Zudem wünscht sich der BA, dass Sitzmöglichkeiten aufgestellt werden - auch wenn diese nur temporär genutzt werden könnten.