SZenario:Brabbeln und Schnattern

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Eine Filmpremiere wie eine Pool-Party: Bei der Präsentation von "Beckenrand Sheriff", dem neuen Streifen von Marcus H. Rosenmüller, liegen Schwimmreifen und Wasserbälle herum. Aber der Hauptdarsteller wirkt ein bisschen grantig

Von Veronika Kügle, München

Der Eingangsbereich beim Arri-Kino ist in tiefblaues Licht getaucht, im Innenhof liegen Schwimmreifen und Wasserbälle, selbst Dackel Kneissl trägt eine Schwimmweste. Fast schüchtern hält sich Milan Peschel auf dem ausnahmsweise blauen Teppich im Hintergrund und zupft an Hemd und Anzughose, die etwas weit geschnitten sind. Durch das Stimmengewirr hindurch wird gebusselt und umarmt, dem Hauptdarsteller vom "Beckenrand Sheriff", dem neuen Film von Marcus H. Rosenmüller, ist der Pressetrubel sichtlich unangenehm. Neben ihm steht Sarah Mahita, stilvoll gekleidet, mit einer mintfarbenen Schiebermütze, die lässig und verkehrt herum auf ihrem Kopf sitzt und die jetzt kurzen Haare nur erahnen lässt. An ihrer Seite Dimitri Abold. Er ist gerade im Begriff, seiner Schauspiel-Kollegin einen Fussel von der Hose zu zupfen. Vertraut und entspannt wirken die beiden, während zahlreiche Fotografen diverse Posen von ihnen fordern. Viele der Promis sind sommerlich gekleidet, Sebastian Bezzel etwa zeigt sich mit gestreiftem Oberteil und weißem Anzug. Wie bei einem Ausflug zu einer Pool-Party.

Peschel spielt in der Zwischenzeit mit einem Megaphon, das am Boden liegt. Als er es umkickt, ruft einer der Fotografen: "Heb's mal auf". Darauf erwidert Peschel etwas grantig: "Heb's doch selber auf". Das ist das Stichwort für Marcus H. Rosenmüller. "Jetzt wisst ihr mal, wie das ist - Regie führen", sagt der Filmemacher belustigt, als er sich mit einem Lächeln zu den Fotografen umdreht. Das Lächeln wird auch später nicht aus dem Gesicht des Regisseurs verschwinden. Endlich wieder in einem Kino Premiere feiern zu können, das freut Rosenmüller. "Das ist natürlich total schön. Wir haben da so viel Herzblut reingesteckt und ich hoffe, dass der Film ein Publikum findet", sagt er. Ein Film, der von den ganz großen Themen wie Freundschaft, Liebe und Heimat handelt, und "das verpackt in einer Komödie".

Wie gemacht für Milan Peschel scheint darin die Hauptrolle des insgeheim herzensguten Stinkstiefels Karl zu sein, dem Schwimmmeister alias "Beckenrand Sheriff". Der will sein Freibad unbedingt vor dem Abriss retten, damit Bauherr Albert Dengler - gespielt von Kaiserschmarrndrama-Star Bezzel - die freie Fläche nicht an sich reißt. Einen der wenigen verbliebenen Badegäste verkörpert Rick Kavanian als Dr. Rieger, ein etwas abgedrehter Ornithologe, der im Film mit wüsten Haaren und hessischem Dialekt kaum wiederzuerkennen ist. Parallel dazu verlieben sich Bademeister-Azubi Sali (Dimitri Abold) und die Profi-Schwimmerin Lisa (Sarah Mahita), die sich wiederum als Tochter des Bauherrn entpuppt. Die losen Fäden des Films fügen sich zusammen, alle sind auf eine Weise verbandelt mit dem Freibad.

Ein Ort, der auch bei Rosenmüller Erinnerungen weckt: "Dieses Brabbeln und dieses Schnattern, Kreischen dort, Kinder, die vor Freude glucksen, einfach diese Lebendigkeit, im Jetzt sein. Das ist so ein Grundgefühl von mir, das wahrhaftig ist und das ich geliebt habe." Trubel und lebhaftes Geschnatter hört man auch hier in der Türkenstraße, Boden und Masken strahlen in knalligem Türkis - die Farbe der schlumpffarbenen Eiscreme "Blauer Engel", die es an Freibad-Tagen manchmal gab.

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