München Marathon:21 000 Menschen rennen gegen den Wind und Wetter

München Marathon: Und los geht's: 21 000 Menschen haben beim München Marathon teilgenommen.

Und los geht's: 21 000 Menschen haben beim München Marathon teilgenommen.

(Foto: Claus Schunk)

Der München Marathon ist ein Erlebnis der speziellen Art. Schnellster ist ein Polizist aus Bamberg.

Von Raphael Weiss

Mit blauen Lippen, vor Kälte zitternd und auf wackeligen Beinen wartete Mario Wernsdörfer darauf, dass sein Name endlich genannt werden würde. Er wollte den Siegerpokal in Empfang nehmen. 147 Minuten und 50 Sekunden hatte der Bamberger Polizist benötigt, um den München Marathon zu laufen. Etwa eine Stunde dauerte es vom Zieleinlauf bis zur Siegerehrung, und während Wernsdörfer wartete, bogen ununterbrochen Läufer auf die Zielgerade im Olympiastadion, rissen die Arme nach oben, sofern sie noch die Kraft dazu hatten, und feierten, als würden sie gleich als Sieger ausgerufen werden.

"Mittlerweile geht's mir besser", sagte Wernsdörfer bei der anschließenden Pressekonferenz, gut gelaunt und wieder mit Farbe im Gesicht. "Ich hab den Norweger, der Dritter geworden ist, gesehen, der sah noch schlechter aus als ich." Für ihn sei der München Marathon ein "Sieg dahoam" gewesen, da er regelmäßig in München Einsätze habe. "Wenn man ins Olympiastadion einläuft, wo man als Kind bei den Bayern gesessen war, ist das etwas sehr Spezielles", sagte Wernsdörfer.

"Die letzten fünf, sechs Kilometer waren extrem hart", sagt Sieger Mario Wernsdörfer

Vor dem Start, auf dem Coubertin-Platz im Olympiapark, war die Stimmung im gesamten Teilnehmerfeld trotz nasskalten Wetters euphorisch. Selbst in der Spitzengruppe redeten die Läufer wenige Minuten vor dem Start entspannt miteinander, posierten für Fotos und klatschten auf Geheiß des Moderators rhythmisch in die Hände. Doch kurz nach dem Startschuss erkannte man schnell, wem es um eine gute Zeit ging und wer einfach nur hoffte, den Marathon zu beenden.

Während einige Teilnehmer auf dem Spiridon-Louis-Ring, noch vor Verlassen des Olympiaparks, die erste Pinkelpause einlegten, attackierte Eivind Flugstad Østberg, der drittplatzierte Norweger, und versuchte sich von der Konkurrenz abzusetzen. Wernsdörfer und Florian Stelzle von der LG Passau ließen ihn zunächst ziehen, blieben aber stets in Schlagdistanz und schlossen nach 13 Kilometern im Englischen Garten zum Führenden auf.

Auf halber Strecke zog Wernsdörfer an und setzte sich von seinen Verfolgern ab. Den Rest des Rennens hielt der Bamberger konstant seine Geschwindigkeit und ließ sich nicht mehr einholen. Am Ende kam er anderthalb Minuten vor Stelzle ins Ziel. "Ich musste unglaublich kämpfen", sagte Wernsdörfer später. "Ich habe mich super gefühlt, aber dann kam irgendwann der Gegenwind. Die letzten fünf, sechs Kilometer waren extrem hart."

"Bei uns geht es auch um die Menschen, die nicht immer auf der Sonnenseite des Lebens sind."

Für die große Mehrheit der 21 000 Teilnehmer ging es am Sonntag zwar nicht um den Sieg, dennoch war auch der 32. München Marathon ihr Rennen. Die Veranstaltung richtet sich vor allem an Breitensportler. Daher gab es neben dem Halbmarathon und dem Zehn-Kilometer-Lauf auch einen Integrationslauf für Flüchtlinge und den Inklusionslauf für Menschen mit Behinderung. "Wir sehen uns als eine Veranstaltung, die zwar natürlich Sieger hat, bei der es aber auch um die Menschen geht, die nicht immer auf der Sonnenseite des Lebens sind", sagte Organisator Gernot Weigl.

Julia Keller vom Laufclub 21 hatte das wohl breiteste Grinsen im Gesicht, als sie mit Begleitläuferin Christel Lise die Ziellinie im Olympiastadion überquerte. Obwohl es den Inklusionslauf erst seit diesem Jahr gibt, läuft sie seit Jahren in München mit. "Alles am Laufen ist schön, aber das Ziel war am coolsten", sagte Keller nach dem Rennen. Lise ergänzte: "Das Gemeinschaftgefühl und die Atmosphäre im Stadion sind einfach toll." Einzig das Wetter und die geringe Zuschauerzahl hätten dieses Jahr ein wenig die Stimmung getrübt. Einen Unterschied zwischen dem Inklusionslauf und der Teilnahme in den vergangenen Jahren haben beide nicht bemerkt.

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