Süddeutsche Zeitung

Arbeiten in Bildern:Faszination Schlaf

Wo arbeiten Münchens junge kreative Köpfe? Wir haben sie an ihren Arbeitsplätzen besucht und ihnen über die Schulter geschaut. Heute: Moritz Moll

Von Max Fluder, München

Als Moritz Moll den erlösenden Anruf bekam, war er gerade auf dem Rad unterwegs von München nach Wien. Moritz ist Maler, hat vor nicht allzu langer Zeit sein Studium an der Akademie der Bildenden Künste abgeschlossen - und stand vor der Frage, ob es für ihn überhaupt weitergehen kann. Denn ein Maler, erst recht jemand wie Moritz, der mit Öl arbeitet, ist ohne Atelier aufgeschmissen. Der Anruf, das war die Zusage, dass Moritz einen Atelierraum im "streitfeld" in Berg am Laim bekommen würde.

In den wenigen Wochen seither hat er es sich dort eingerichtet - mit einem Lounge-Sessel, in den sich Moritz gerne zurücklehnt und dann seine Bilder anschaut, und einem kleinen Bücherregal voller Bildbände. Von ganz abstrakter Kunst bis zu filigranen Pflanzenzeichnungen ist alles dabei. Dass er diesen Raum bekommen hat, ist ein großes Glück für ihn. Räume für Kunst sind knapp. "Es gibt einen großen Bedarf und der wird nicht gedeckt", sagt Moritz. "Andere müssen schauen, wo sie bleiben."

Für seinen Abschluss an der Akademie hat Moritz sich ein ganz bestimmtes Motiv ausgesucht: Schlaf. Ein paar gemalte schlafende Menschen hängen noch an den Wänden des Ateliers, er steht auf, zeigt auf sie. "Schlaf", sagt Moritz, "ist ein großes Thema für mich". Und: "Ich hatte auch Phasen, wo Schlaf bei mir nicht gottgegeben war, wo es mir richtig schwergefallen ist."

Was ihn an einem schlafenden Menschen reize, sei die dezente Abwesenheit und Losgelöstheit des Gegenübers. "Niemand hat das Gesicht unter Kontrolle", sagt Moritz. Das ist vielleicht ein wenig voyeuristisch, wie er selbst sagt, aber es gefällt ihm. Ähnlich ist es bei seinem nächsten Motiv: Sport. Wenn man turnt, allgemein Sport macht, dann achten die wenigsten darauf, ob sie in die Kamera starren.

Moritz ist in München aufgewachsen, hat zuerst Design studiert und sich dann an der Akademie beworben. Anfangs fremdelte er ein wenig mit der Malerei, war sich unsicher. Doch mittlerweile ist er darin aufgegangen, spricht lange und gerne über Leinwände, seine Technik und Farbkombinationen. Mit Ölmalerei knüpft er natürlich an jahrhundertealte Traditionen an, es hat aber auch ganz praktische Gründe: "Öl verzeiht schon sehr viel."

Auf jedem seiner Bilder, die gerade im Atelier hängen, ist eine Person zu sehen. Was reizt ihn daran, den Menschen auf die Leinwand zu bringen? "Vielleicht ist es der Wunsch, die Menschen zu verstehen. Sie sind mir das größte Rätsel", sagt Moritz. Was als nächstes kommt, kann Moritz noch nicht sagen. Das ergibt sich, wie so vieles, im Prozess.

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