Mahlerhaus in Berg am Laim:Warten auf die Kita

Mahlerhaus in Berg am Laim: Das Haus stammt aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Ein Bauernhof ist an der Stelle bereits 1593 verbürgt.

Das Haus stammt aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Ein Bauernhof ist an der Stelle bereits 1593 verbürgt.

(Foto: Catherina Hess)

Die Stadt hat das denkmalgeschützte Mahlerhaus schon vor Jahren geerbt - mit der Auflage, eine Kita darin einzurichten. Nun hat sie sich dazu durchgerungen, doch eine Einigung mit einem Nachkommen steht noch immer aus.

Von Lea Kramer

Das Internet vergisst nichts, heißt es. Auch nicht die Trattoria San Michele, deren Speisekarte noch immer online zu finden ist. Fusilli mit Artischocken und Risotto mit Spargel werden dort angepriesen, obwohl die Gaststätte in Berg am Laim längst geschlossen ist. Allenthalben vermooste Schilder sind von der Trattoria an der Baumkirchner Straße noch übrig. Vor mehr als fünf Jahren ist sie aus dem alten Mahlerhaus ausgezogen, genauso lange steht das denkmalgeschützte Gebäude leer. Der Stadtrat hat nun beschlossen, dass er das geerbte Haus behalten will.

Diese Entscheidung klingt einfacher, als sie gewesen ist. Ihr ist eine komplizierte Erbschaftsangelegenheit vorangegangen, die sich über Jahre hinzog. Das Bauernhaus ist der Stadt nämlich von der früheren Eigentümerin Luise Mahler vermacht worden. Mahler ist 2007 gestorben und hatte in ihrem Testament verfügt, dass Gebäude und Grund zehn Jahre nach ihrem Tod in den Besitz der Stadt übergehen. Außerdem legte sie fest, dass im Mahlerhaus eine Kindertagesstätte untergebracht werden soll. Eine großzügige Spende, die am Lauf des Lebens und den städtischen Vorgaben für solche Betreuungseinrichtungen zu scheitern drohte.

2017 hätte die Stadt das Haus also schon in ihr Eigentum überführen können. Bereits die dritte Testamentsvollstreckerin ist mit der Aufteilung von Mahlers Nachlass befasst, denn zwei Notare waren zwischenzeitlich gestorben - was die Verhandlungen zusätzlich verlangsamte. 2019 hat die Stadt das Erbe grundsätzlich angenommen, seither aber an Details getüftelt, damit das Gebäude rechtsfest in den Bestand übergehen kann.

Mahlerhaus in Berg am Laim: Das Mahlerhaus steht seit mehr als fünf Jahren leer - damals war auch die Trattoria San Michele ausgezogen.

Das Mahlerhaus steht seit mehr als fünf Jahren leer - damals war auch die Trattoria San Michele ausgezogen.

(Foto: Catherina Hess)

Das Haus stammt aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, einer Zeit, in der Berg am Laim zwar durch Bahnstrecke und Ziegeleien an die Großstadt angeschlossen, im Kern aber noch immer ein Bauerndorf war. Wo später das Café Mahlerhaus gebaut wurde, befand sich schon vorher ein Bauernhof - der sogenannte Gerblhof, der bereits 1593 verbürgt ist. Kleine Fenster, niedrige Räume, steile Treppen und nachträglich eingebaute Toiletten: Das Haus entspricht weder den Bauverordnungen noch den Hygienerichtlinien für moderne Kindertageseinrichtungen.

Die Stadt als Trägerin der Kita scheidet daher aus, das Referat für Bildung und Sport könne sich aber vorstellen, dass im Mahlerhaus eine Eltern-Kind-Initiative unterkommt. Das geht aus einer Beschlussvorlage hervor, mit der der Stadtrat in nicht-öffentlicher Sitzung befasst war. Über so eine Initiative heißt es: "Die Mindestgröße einer Kindergruppe beträgt zwölf Plätze. Die hierfür notwendige Innenspielfläche ist vorhanden. Zusätzlich zu den Gruppen-Nebenräumen ist ausreichend Fläche vorhanden für einen Flur- und Garderobenbereich, einen Sanitärbereich und eine Küche. Die nötige Freifläche ist direkt am Haus vorhanden."

Der Adoptivsohn von Luise Mahler hat das angrenzende Grundstück geerbt

Zunächst muss allerdings saniert werden, denn die mehr als fünf Jahre Leerstand haben dem Gebäude zugesetzt. Neben dem Umbau kann es sein, dass noch weitere Kosten auf die Stadt zukommen. Mit einem Nachkommen, dem Adoptivsohn von Luise Mahler, hat sich die Stadt bislang nämlich nicht einigen können. Dieser hat das Grundstück geerbt, das direkt an das alte Bauernhaus angrenzt. Kann die Stadt das Testament nicht erfüllen, fällt auch das Mahlerhaus an ihn.

Eine Einigung verzögern wolle sein Mandant nicht, er sei an einer Lösung interessiert, sagte Nils Dreier, Anwalt des Adoptivsohns bei einer Besichtigung im März. Die beinhaltete offenbar auch eine Kostenrechnung, die der Erbe an die Stadt sandte. Etwas mehr als 120 000 Euro will er seit 2017 in die Instandhaltung des Hauses gesteckt haben. "Diese Forderung hält das Sozialreferat in dieser Höhe nicht für gerechtfertigt", heißt es in der Beschlussvorlage. Das Sozialreferat sieht die Verhandlungen daher als gescheitert an und hat dem Stadtrat nahegelegt, das Vermächtniserfüllung auch ohne Einigung voranzutreiben - gegebenenfalls sei eine gerichtliche Klärung notwendig. Ob der Adoptivsohn vor Gericht zieht, bleibt abzuwarten, auf eine Anfrage der SZ hat sein Anwalt nicht reagiert.

Das Sozialreferat will mit der Testamentsvollstreckerin nun die letzten Punkte klären, sagt ein Sprecher. Die "Vermächtniserfüllung" sei kurzfristig geplant. Und damit wird dann auch der Name Mahler eng mit Berg am Laim verknüpft bleiben, so wie es sich die Stifterin der Immobilie einst gewünscht hat.

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