Nach dem mörderischen Anschlag auf den Magdeburger Weihnachtsmarkt mit fünf Toten und mehr als 200 Verletzten hat die Münchner Polizei ihre Sicherheitsvorkehrungen am Wochenende noch einmal erhöht. Das heißt vor allem: Sie zeigt Präsenz auf und rund um die größeren Märkte im Stadtgebiet, vor allem in der Münchner Innenstadt. „Beamte mit Maschinenpistolen werden Sie auf den Christkindlmärkten aber eher nicht sehen“, sagte ein Sprecher des Präsidiums.
Uniformierte Polizistinnen und Polizisten gehen verstärkt Streife auf den Märkten. Die Zahl der Einsatzkräfte des Präsidiums wurde aufgestockt. Daneben sind auch Beamte der Bereitschaftspolizei, der Einsatzhundertschaften und der Taschendiebfahndung unterwegs. Unter Marktbetreibern heißt es, der Schutz sei verdoppelt worden. Die Polizei möchte so signalisieren: Wir sind da.
Rund um den Marienplatz ist das am frühen Sonntagnachmittag nicht zu übersehen. Die Zugänge über die Dienerstraße, neben dem Spielzeugmuseum, in der Rosenstraße und in der Weinstraße sind durch quer stehende Polizeibusse gesichert. Einen kann Sebastian Wimmer direkt durch das Fenster des Standls sehen, aus dem heraus er Biowürstl verkauft. Es hat sich etwas verändert nach dem Anschlag in Magdeburg. „Du denkst ganz anders, du schaust ganz anders“, sagt er und blickt über den Polizeibus hinaus in die Dienerstraße zu den grauen Beton-Blumenbeeten, die den Markt vor Angriffen mit Fahrzeugen schützen sollen. „Die stehen schon weit auseinander“, sagt er.
„Wir fühlen uns sicher. München ist eine sichere Stadt.“
Als nach Dauerregen gegen 14 Uhr die Sonne kurz aus den Wolken durchbricht, füllt sich der Christkindlmarkt zusehends. Nicht so stark wie sonst am letzten Sonntag vor Weihnachten, sagt Würstlverkäufer Wimmer. Doch am Samstag sei der Markt gut gefüllt gewesen, erklären seine Kollegen. Auch Marco Rolli ist da gewesen, er ist mit Freunden das Wochenende über aus der Schweiz zu Besuch und jeden Tag auf dem Marienplatz. „Scheiße“, sagen spontan zwei oder drei am Sonntag am Stehtisch eines Glühweinstands in die Runde hinein, als sie auf den Anschlag in Magdeburg angesprochen werden.
Am Samstag hat Rolli viele Besucher, aber noch nicht so viel Polizei wie am Sonntagmittag wahrgenommen. „Die ist ja heute überall“, sagt er. Bedenken, auf den Marienplatz zu kommen, hatten und haben die Freunde nicht. „Wir fühlen uns sicher. München ist eine sichere Stadt.“ Vielen Touristen geht es offensichtlich genauso, an den Ständen sind unterschiedlichste Sprachen zu hören. Einige Besucher machen Selfies mit Christbaum und Rathaus als Kulisse, andere stehen in der schon recht ordentlichen Schlange vor einem Stand mit Käsespatzen. Zwischen den Gästen sind immer wieder leuchtende Westen oder Uniformen von Sicherheitskräften zu sehen. Am Weihnachtsmarkt in Haidhausen blockieren am Sonntagmittag zusätzlich zu den technischen Sperren Polizeibusse zwei mögliche Zufahrten, die bisher nicht gesichert waren.
Die erhöhte Präsenz ist aber ausschließlich eine Reaktion auf den Anschlag vom Freitagabend. Es gebe auch nach Magdeburg keine Hinweise auf eine konkret erhöhte Gefährdungssituation in München, sagte der Polizeisprecher. Das hat noch in der Nacht auch Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) in den sozialen Medien hervorgehoben. In München finden dieses Jahr insgesamt 27 öffentliche Weihnachtsmärkte statt, elf davon in der Innenstadt. Auf dem Marienplatz ist Heiligabend um 14 Uhr Schluss, andere schließen schon früher.
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Das städtische Kreisverwaltungsreferat hatte an besonders neuralgischen Punkten Annäherungshindernisse aufstellen lassen – Betonelemente, Pflanztröge und technische Sicherungen. Derartige Sperren gibt es in München seit sieben Jahren – sie wurden den Lkw-Anschlägen in Nizza und auf dem Berliner Breitscheidplatz eingeführt. In die aktuellen Planungen wurden das Polizeipräsidium München und die Branddirektion einbezogen. Zusätzliche mobile Sperren wurden in diesem Jahr platziert. Außerdem beauftragte die Stadt, die den zentralen Christkindlmarkt auf dem Marienplatz mit insgesamt 138 Ständen veranstaltet, einen privaten Sicherheitsdienst.

„Die Videoüberwachung am Marienplatz und in der Fußgängerzone während des Christkindlmarktes hat sich in den letzten Jahren sehr bewährt“, hieß es bereits im Vorfeld aus dem Präsidium. Deshalb sind in diesem Jahr an verschiedenen Standorten insgesamt 17 Kameras angebracht.
Die größte Änderung gegenüber den Vorjahren war die Einführung eines Verbots von Messern und anderen gefährlichen Gegenständen. Die Polizei überwacht die Einhaltung durch Taschen- und Personenkontrollen. Für die Adventszeit gilt auch an einigen S-Bahn-Stationen ein Messerverbot: am Ostbahnhof, in Pasing sowie am Hauptbahnhof, Marienplatz und Karlsplatz.
Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) ordnete am Samstag im Gedenken an die Opfer von Magdeburg die Beflaggung des Rathauses mit Trauerflor an. Bereits seit Freitagnacht habe er sich eng mit dem Münchner Polizeipräsidenten Thomas Hampel abgestimmt, erklärte Reiter. Auch das Kreisverwaltungsreferat, zuständig für öffentliche Sicherheit und Ordnung, habe in Absprache mit der Polizei „die Schutzmaßnahmen insgesamt nochmals überprüft und angepasst, um eine möglichst hohe Sicherheit Aller zu gewährleisten“.
Kritisiert wurde im Netz, dass der Instagram-Auftritt des städtischen Wirtschaftsreferats nach dem Magdeburger Anschlag nicht geändert worden war. „Jetzt noch die letzten Tage nutzen, um in die einzigartige Atmosphäre einzutauchen, die bunten Stände zu bestaunen und die letzten Weihnachtsvorbereitungen zu treffen“, war da zu lesen. Ein Nutzer kommentierte das mit dem Satz: „Sorry, aber echt sehr unpassend gerade.“
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