Konzert:Alleingang vom Mannschaftssportler

Lukas Häfner

Stilles Wasser: Gitarrist Lukas Häfner gibt ein ruhiges Soloalbum heraus.

(Foto: Christoph Bombart)

Gitarrist Lukas Häfner stellt in der Glockenbachwerkstatt sein erstes Soloalbum vor.

Von Oliver Hochkeppel, München

In der Dachauer Regionalausgabe der SZ vom Januar 2013 kann man unter dem Foto des Trompeters Maximilian Wittmann die kleine Ankündigung eines Auftritts seines Erstsemester-Sextetts Storycity in der Kulturschranne finden. Darin heißt es: "Die junge Band ist vielversprechend und besteht neben Wittmann (Trompete, Flügelhorn) aus Moritz Stahl (Saxofon), Lukas Häfner (Gitarre), Julia Hornung (Bass), Leo Betzl (Piano) und Sebastian Wolfgruber (Schlagzeug). Alle sind um die 20 Jahre alt, Studenten an der Musikhochschule München und brennen für das, was sie tun." Ein prophetischer Text, auch wenn die Band nur bis 2014 bestand und ausgerechnet ihr Leader Maximilian Wittmann als Musiker aufhörte - "er hat dann auf Umwelt-Ingenieur umgesattelt, glaube ich", sagt Lukas Häfner. Alle anderen inklusive Häfner darf man rückblickend als Exponenten des vielleicht stärksten Jahrgangs nennen, den das Jazzinstitut der Münchner Musikschule je hatte, und sie stehen heute, ob in der Jazzrausch Bigband, mit SiEA, LBT, Ark Noir oder anderen eigenen Formationen in der ersten Reihe der Münchner Jazzszene.

Wobei sich Häfner selbst eigentlich gar nicht als echten Jazzer sieht, auch wenn er Jazzgitarre studiert hat. "Ich liebe den Jazz leidenschaftlich, aber es ist nicht die Musik, in der ich Zuhause bin," sagt er. Was auch sein jetzt erscheinendes Soloalbum-Debüt "Fields" unterstreicht, das Häfner am Donnerstag, 15. Juli, in der Glockenbachwerkstatt vorstellt. Ruhige, mitunter fast meditative, sehr bildhafte Musik erklingt da, ganz auf die Ausdrucksmöglichkeiten der akustischen Gitarre jenseits aller Stil-Schubladen konzentriert. "Bei manchen Stücken hatte ich Gesangslinien im Kopf, die könnten auch einfach Begleitstücke sein. Bei meiner Joni-Mitchell-Hommage geht es mehr um ihre Tunings, die mich inspiriert haben." Viel Fingerstyle, klassische Untertöne, natürlich auch ein paar Jazz-Motive erklingen da auf den Stahlseiten der zwei Gitarren, die er aus seinem knapp 20 Instrumente umfassenden Materialpark dafür ausgewählt hat, darunter für drei Stücke eine Baritongitarre.

Natürlich spielt für dieses versammelte, ganz auf ihn konzentrierte Album Corona eine Rolle, aber nicht nur: "Die Ideen für die Stücke gab es alle schon vorher, und das Projekt spukte mir auch schon lange im Kopf herum. Es ging darum, das jetzt auszuarbeiten und tatsächlich zu machen. Dafür war es einfach mal Zeit, und klar, die hatte ich jetzt eben auch." Zu guter Letzt ging es wohl auch darum, diesen Teil seines Werdegangs abzurunden und zu dokumentieren. Hat Häfner doch nach seinem Münchner Studium noch in Dresden den Master in Akustikgitarre drauf gesetzt. "Das war technisch noch einmal ein richtiger Push, und hat auch meine Liebe zur Akustikgitarre wieder befeuert."

Häfners liebte anfangs Blues und Rock

Was freilich nur eine Seite seiner musikalischen Persönlichkeit ist. Viele Einflüsse kommen bei ihm zusammen, von Anfang an. "Als es los ging, waren es Bands wie Red Hot Chili Peppers oder die Foo Fighters, die mich begeisterten und deren Zeug ich versucht habe nachzuspielen. Deshalb war es anfangs auch die E-Gitarre, wo ich hin wollte. Und dann gab es zwei Blues-begeisterte Onkel, die mich immer mit Platten versorgt haben. Dazu habe ich dann gejammt. Johnny Lang war einer meiner ersten Helden. Und natürlich Robert Johnson." Heute geht es ihm um einen möglichst großen Ausschnitt dessen, was man mit der Gitarre machen kann: "Ich liebe es, ganz verschiedene Sachen zu spielen und mit unterschiedlichen Leuten zu arbeiten." Und so tummelt sich Häfner viel in der Funk- und Soul-Ecke, etwa bei Fluffy Ruffles oder Pho Queue, begleitet Singer/Songwriter wie den bluesigen Jamie Faulkner oder die großartige portugiesische Sängerin Maria Rui bei ihrer "atlantischen" Musik (wie sie es nennt), verschmäht auch Pop und Disco nicht wie bei Tom Gregory oder Lovemen, hält immer wieder dem genreübergreifenden Jazz von Sebastian Studnitzky und der Jazzrausch Bigband die Treue und spielt Film- und Fernsehmusik ein.

Nebenbei gibt er Unterricht, und einen Tag pro Woche arbeitet er in einem Gitarrenstore, bei der Munich Guitar Company. "Das macht mir großen Spaß, mal ganz anders mit Leuten zusammen zu kommen, die sich für Gitarre interessieren," sagt Häfner. "Abgesehen davon ist es natürlich hilfreich, an das Material zu kommen, das ich brauche. Und unser großartiger Gitarrenbauer Stefan Zirnbauer hat mir auch schon für mich absolut perfekte Gitarren gebaut." Sportlich ist sein Programm alles in allem, was ohnehin zum drahtigen Lukas Häfner passt. Fast nämlich wäre er an den Sport verloren gegangen: "Mein größtes Hobby war lange der Handball. Ich habe damals eher davon geträumt, Handball-Profi zu werden als Musiker." Glücklicherweise, zumindest für Gitarrenmusik-Fans und die Konzert-Besucher am Donnerstag, ist es anders gekommen. In der Glockenbachwerkstatt wird Häfner sein Soloprogramm auch ein bisschen erweitern, "das wäre sonst für dort ein bisschen zu ruhig", meint er. Soulsänger Adriano Prestel wird bei einigen Songs einsteigen, vermutlich gibt es weitere Gäste.

Lukas Häfner: Releasekonzert, Akustikgitarre, Donnerstag, 15. Juli, 17.30-23 Uhr, Glockenbachwerkstatt

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