An diesem Samstag wird es die Münchner wieder verstärkt an die Wertstoffhöfe ziehen. Und zum Beispiel an der Thalkirchner Straße, wo der kleinste Wertstoffhof des Abfallwirtschaftsbetriebs München (AWM) liegt, werden sich voraussichtlich wieder Autoschlangen bilden. Dies ist das inzwischen gewohnte Bild. Und den AWM stellt der Andrang der entsorgungsbewussten Münchner vor einige Probleme.
Das hat vor Kurzem dazu geführt, dass Mitarbeiter des Wertstoffhofs keine Radler und Fußgänger mehr auf das Gelände gelassen haben. Der Grund hierfür: die Corona-Pandemie. Weil die Leute sich nicht zu dicht auf dem Gelände drängeln sollen, muss der AWM - trotz Maskenpflicht - die Menschenmenge begrenzen. So wurden auf Plakaten und einer Online-Broschüre des AWM Fußgänger pauschal abgewiesen. "Um Fahrzeugwartezeiten zu verkürzen, sind Anlieferungen zu Fuß leider nicht möglich." Das sorgte in einer Zeit, in der die Stadt die Verkehrswende anstrebt, für Aufregung.
Die Broschüre ist im Netz inzwischen nicht mehr zu finden. Und der AWM hat nach einem Bericht der Abendzeitung inzwischen diese Regel abgeschafft - nicht ohne sich für sein Vorgehen zu rechtfertigen. Weil wegen der Einschränkungen die Autoschlangen noch länger sind als vor der Pandemie und weil es Radler und Fußgänger gewohnt sind, am Stau vorbei zu gehen oder zu fahren, seien die Autofahrer einerseits benachteiligt, andererseits genervt gewesen. Und so seien einige Beifahrerinnen und Beifahrer einfach ausgestiegen, um ihre alten Mikrowellen oder Radiowecker zu Fuß auf das Gelände zu tragen.
Allerdings müssten alle Arten der Anlieferung, sei es eben mit Auto, zu Fuß oder Rad gleich behandelt werden, sprich: Auch Fußgänger müssen sich in die Autoschlange einreihen. "Eine Anlieferung zu Fuß ist selbstverständlich gestattet", teilt eine AWM-Sprecherin mit. "Sie ist nur dann nicht erlaubt, wenn sie alleine darauf abzielt, die Wartezeit zu umgehen. Das führt zu Unmut bei allen anderen Wartenden. Deshalb sei es auch nicht gestattet, aus diesem Grund das Auto außerhalb des Wertstoffhofes abzustellen, um zu Fuß an der Warteschlange der Autos vorbeizugehen.
Das Personal auf den Wertstoffhöfen arbeite seit Beginn der Corona-Krise an der Grenze der Auslastung. Weil im Lockdown viele daheim ausmisten, werden laut AWM etwa 30 Prozent mehr Wertstoffe und Abfälle angeliefert, weshalb die Container auf den Wertstoffhöfen öfter geleert werden müssen und die Mitarbeiter zusätzlich dafür sorgen müssen, dass die Hygiene-Regeln eingehalten werden. Unnötige Fahrten zum Wertstoffhof sollten die Münchner möglichst vermeiden und nur wirklich dringliche Entsorgungen vornehmen, so die AWM-Sprecherin. Ihr Tipp: Man solle zu Hause alle zu entsorgenden Gegenstände sammeln, sortieren und erst dann zu einem Wertstoffhof fahren, also nach Möglichkeit keine einzelnen Gegenstände anliefern.
Ein weiteres Corona-Phänomen, mit dem der Abfallwirtschaftsbetrieb München zu kämpfen hat: Weil die Menschen immer mehr online bestellen, viele ihre Kartons beim Entsorgen aber nicht zerkleinern, sind die Papiercontainer in Wohnanlagen regelmäßig überfüllt. Viele stellten dann ihre Kartons einfach neben die Container - was für die Entsorgungsmannschaft einen zusätzlichen Aufwand bedeutet. Vom Gewicht her nimmt die Menge des Papiers allerdings ab. Das liegt an der Digitalisierung und dem Rückgang an Print-Medien.