Wenn es hüpfender-Körper-an-hüpfender-Körper-voll ist, passt ins Corleone gerade mal eine Schulklasse. Der kleine Raum mit den hohen Wänden, direkt beim Sendlinger-Tor-Platz, war mal ein Feinkostgeschäft auf 40 Quadratmetern. Heute - oder besser, in einem heute abseits der Pandemie - ist das Corleone ein abendliches Feinkostgeschäft für Liebhaber guter Musik und guter Videokunst. Die Musik kommt meist vom DJ hinter dem Tresen, mal spielt eine Band live, und immer ist da die Frage, wie all das in den kleinen Laden überhaupt hineingepasst hat. Ein paar Sitzmöglichkeiten am Rand gibt es in dem Sardinenschachtel-Raumwunder, hauptsächlich aber wird gestanden oder gleich getanzt, zumindest am Wochenende. Und zwischendurch mal am Tresen gelehnt. Von dort aus lässt sich zum Beispiel beobachten, was für eine Kunstinstallation gerade von der Decke baumelt, körperlose Beine vielleicht; oder was der Projektor auf die Betonwände wirft, etwa Giraffen, die im Takt der Musik elegant ins Schwimmbad springen. Oder es lässt sich, leichte Drehung in die andere Richtung, ein Drink bestellen, zu äußerst fairen Preisen. Mutige Connaisseure ordern zwischendurch einen Agwa. Ein grün schimmernder Likör aus Bolivien, hergestellt aus der Kokapflanze nach einem Rezept, das schon die Inkas berauscht haben soll.
Im Corleone sind die Leute hinter der Bar und auch die meisten, die davor anzutreffen sind, sehr nett. Die Betreiber haben einige Kulturzwischennutzungen organisiert und verfügen so über ein Netzwerk von DJs und Künstlern, das die Bar gerne bespielt und gerne besucht. Ohne elitäres Gehabe und Dress to Impress herrscht hier noch das Gefühl, die Leute kämen tatsächlich vor allem, um Spaß zu haben. Und weil die Bar so klein ist, entsteht in euphorisierten Momenten schnell das Gefühl einer eingeschworenen Gemeinschaft, die gemeinsam in die Nacht hineintanzt.
Das Corleone hat auch im Lockdown einiges auf die Beine gestellt und veranstaltet beispielsweise DJ-Livestreams gegen eine kleine Spende. Bis ein solcher Laden wieder öffnen darf, wird aber noch Zeit vergehen. Halte durch, kleine Perle. München braucht Refugien wie dich.
Corleone Bar, Sendlinger-Tor-Platz 7, 80336 München