Tram-BaustelleWie es mit dem Loch in der Fürstenrieder Straße weitergeht

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„Sicherheit geht vor“, sagt Projekt-Mitarbeiter Dieter Johann  Bücherl vor der Grube auf der Baustelle der Tram-Westtangente, unter der sich ein Hohlraum gebildet hat.
„Sicherheit geht vor“, sagt Projekt-Mitarbeiter Dieter Johann  Bücherl vor der Grube auf der Baustelle der Tram-Westtangente, unter der sich ein Hohlraum gebildet hat. (Foto: Martin Mühlfenzl)
  • Bei Bauarbeiten für die Tram-Westtangente wurde ein Hohlraum unter der Fürstenrieder Straße entdeckt, woraufhin die Arbeiten sofort gestoppt wurden und die Straße gesperrt wurde.
  • Ein Geologe soll den Hohlraum analysieren, bevor entschieden wird, ob eine einwöchige Betonverpressung oder eine bis zu sechswöchige Komplettsanierung nötig ist.
  • Die MVG hatte zu Wochenbeginn mitgeteilt, dass der erste Abschnitt der Westtangente erst Ende Februar 2026 statt Ende 2024 in Betrieb geht.
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Am Tag nach dem Stopp der Bauarbeiten und der Sperrung der Straße ist unklar, welche Folgen der Hohlraum für den Bau der Tram-Westtangente hat – und ob es weitere Gefahrenstellen in der Stadt geben könnte. Ein Geologe soll Antworten liefern.

Von Martin Mühlfenzl

Immer wieder bleiben Passanten vor den Absperrungen der Baustelle an der Kreuzung der Fürstenrieder Straße mit der Gotthardstraße stehen. Zwei Polizisten und mehrere Männer in gelben Jacken und orangefarbenen Westen beantworten an diesem Dienstag geduldig Fragen. „Ist das da das Loch, das alles noch einmal verzögert?“, will eine Frau mit Kinderwagen wissen und deutet auf die etwa einen Meter tiefe Grube. Und einer der in Gelb gekleideten Männer vor Ort, Dieter Johann Bücherl vom Projekt Tram-Westtangente, kennt die Antwort auf die Frage. „Ja.“

Am Dienstag hatte die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) bekannt gegeben, dass ein Hohlraum unter der Baustelle der Westtangente entdeckt worden war. Und dies hat enorme Auswirkungen: Die Bauarbeiten an der Straßenbahn-Trasse wurden sofort eingestellt, der Verkehr auf der Fürstenrieder Straße in nördlicher Fahrtrichtung sowie auf der angrenzenden Gotthardstraße musste gesperrt werden. „Sicherheit geht vor. Wir wollen nicht wieder einen Fall wie in Trudering haben“, sagt Bücherl beim Rundgang über die Baustelle mit Verweis auf das Busunglück vom 20. September 1994.

Damals kam es bei den Bauarbeiten an der U2 zu einem Wassereinbruch im Tunnel, die darüber liegende Fahrbahndecke brach ein, und ein Bus stürzte in das entstandene Loch. Drei Menschen verloren ihr Leben.

„Wir haben hier bei den Verdichtungsarbeiten eine Stelle gefunden, die sich nicht hat verdichten lassen“, sagt Projekt-Mitarbeiter Bücherl vor der Grube, in der ein kleines Loch zu sehen ist. Dahinter verbirgt sich der Hohlraum. Direkt unter der Kreuzung liegt der U-Bahnhof Laimer Platz. Und Bücherl vermutet, dass sich zwischen Fahrbahndecke und dem U-Bahn-Bauwerk aus den Achtzigerjahren eine alte Holzkonstruktion befunden haben muss, die sich im Laufe der Zeit zersetzt hat. Zudem hätten die Bauarbeiter bei den Bodenerkundungen auch mehrere alte Stahlträger gefunden, so Bücherl. Wie groß der Hohlraum mittlerweile sei, müsse letztlich aber ein Geologe erfassen, sagt er, erst dann könne entschieden werden, wie und wann es auf der Baustelle weitergeht.

Warum aber wurde der Schaden nicht vorher bei den obligatorischen Bodensondierungen erkannt – und droht an anderen Stellen im Münchner Untergrund, die ähnliche Gegebenheiten wie der U-Bahnhof Laimer Platz aufweisen, auch Gefahr?

Diese Fragen stellt auch die Fraktion aus CSU und Freien Wählern im Rathaus in einer Anfrage an Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD). Zudem kritisiert die verkehrspolitische Sprecherin der Fraktion, Veronika Mirlach (CSU), die anhaltende „Pannen-Serie“ beim Bau der Tram-Westtangente, die seit Beginn der Arbeiten „Stau, Umleitungen und Frust“ hervorrufe. Mirlach fordert Aufklärung darüber, welche Auswirkungen die nun entdeckten Hohlräume auf die Fertigstellung und Inbetriebnahme der Westtangente hätten. Schließlich habe die MVG erst zu Wochenbeginn bekanntgegeben, dass der erste Abschnitt zwischen der Agnes-Bernauer-Straße und der Ammerseestraße erst Ende Februar 2026 in Betrieb gehen wird – und nicht wie eigentlich geplant Ende dieses Jahres. An der kompletten Fertigstellung der Westtangente Ende 2028 aber beabsichtigt die Verkehrsgesellschaft bislang festzuhalten.

Die Arbeiten auf der Baustelle der Westtangente südlich des Laimer Bahnhofs ruhen derzeit.
Die Arbeiten auf der Baustelle der Westtangente südlich des Laimer Bahnhofs ruhen derzeit. (Foto: Martin Mühlfenzl)

Dass Hohlräume bei Bauarbeiten entdeckt würden, sei indes nicht ungewöhnlich, sagt Projekt-Mitarbeiter Bücherl auf der Baustelle. „Das kommt auch auf anderen Baustellen immer wieder vor, und das bringt ja die Natur mit sich. Ich habe das schon oft erlebt.“ Im Vorfeld hätten natürlich Bodensondierungen im gesamten Baustellenbereich stattgefunden, und im entsprechenden Bodengutachten seien alle Ergebnisse einwandfrei gewesen, berichtet er. „Es ist nichts festgestellt worden.“ Bis zu den Verdichtungsarbeiten mit schwerem Gerät.

Erst nach der Analyse und der Empfehlung des Geologen werde entschieden, wie es auf der Baustelle weitergeht, sagt Bücherl – das könne eine Woche lang dauern. Danach gibt es zwei Möglichkeiten, wie der Schaden behoben werden kann: Erstens mit sogenannter Injektionstechnik, mit der sukzessive von unten nach oben Beton in den Raum verpresst wird. Dies würde, je nachdem wie schnell die MVG eine Firma mit entsprechenden Fähigkeiten findet, voraussichtlich eine Woche dauern. Deutlich länger – bis zu sechs Wochen – könnte es dauern, wenn der gesamte Bereich auf der Fürstenrieder und Gotthardstraße aufgerissen und komplett saniert werden müsste.

Ob auch andere U-Bahnhöfe und die darüber liegenden Straßen in München bei Bauarbeiten gefährdet seien, könne derzeit nicht eingeschätzt werden, teilt ein Sprecher der Münchner Verkehrsgesellschaft noch mit. „Bisher sind uns keine bekannt.“ Das Baureferat bestätigt auf Anfrage, dass es sich bei dem Vorfall in Laim um kein neues Phänomen handelt. „Vorwiegend ist uns dieses aus ehemaligen Baugruben der U-Bahn-Aufgänge bekannt“, teilt das Referat mit. Zudem werde seit Bekanntwerden der „grundsätzlichen Thematik der Einsenkungen vor etlichen Jahren“ darauf geachtet, das komplette Verbauholz aus dem Boden zu entfernen und betroffene Bereiche entsprechend zu verdichten. Der Straßenraum werde „regelmäßig im Rahmen der Verkehrssicherheit“ auf Gefährdungen geprüft, teilt das Referat weiter mit.

Anmerkung der Redaktion: In der ursprünglichen Fassung hieß es, beim Busunglück von Trudering im Jahr 1994 sei eine Frau ums Leben gekommen. Tatsächlich starben drei Menschen.

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