Studium in München:Prüfungen müssen sein - nur wie?

Studium in München: In der Hochschule an der Lothstraße hat der Präsident verfügt, dass es in diesem Semester keine Präsenzprüfungen geben dürfe.

In der Hochschule an der Lothstraße hat der Präsident verfügt, dass es in diesem Semester keine Präsenzprüfungen geben dürfe.

(Foto: Catherina Hess)

Das Coronavirus zwingt die Universitäten, ihre Tests umzustellen. Mancherorts kommt neuartige Technik zum Einsatz.

Von Sabine Buchwald

Kein Hochschulsemester geht ohne Prüfung zu Ende. Auch das Coronavirus wird daran nichts ändern. Nur wie das Wissen abgefragt wird, das wird sich an den verschiedenen Hochschulen und dort je nach Fakultät von den bisherigen Gepflogenheiten unterscheiden. "Viele Studierende sind verunsichert, da teilweise weder die Termine noch die Form der Prüfungen bekannt sind. Planungssicherheit ist wichtig, um sich bei den schwierigen Rahmenbedingungen gut vorzubereiten", sagt Maximilian Frank, Sprecher der Landes-Asten-Konferenz Bayern.

An der Hochschule München (HM) hat eine Anweisung ihres Präsidenten Martin Leitner für Unmut gesorgt. Er verfügte, dass es in diesem Semester keine Präsenzprüfungen geben dürfe. Bei 20 000 Studierenden müssten etwa 90 000 Prüfungen abgelegt werden, rechnet Leitner vor. "Wir haben nicht die Ressourcen, um diese persönlich abzunehmen." Es sei doch eine der Stärken der Hochschule, Alternativen anzubieten. Er denke an Tests über Videokonferenzen oder an schriftliche Ausarbeitungen eines Themas, zu dem der Studierende dann online befragt werden könne.

Nicht alle Professoren sind mit dieser Vorgabe einverstanden. Manche fühlen sich bevormundet und befürchten eine Ungleichbehandlung der Studierenden, eine prinzipielle Chancenungleichheit und sogar möglichen Betrug. "Wie sollen wir sicherstellen, dass sich die Studenten während einer Online-Prüfung keine Hilfe holen? Dass nicht jemand mit im Raum ist?", fragt ein Professor der HM, der nicht genannt werden möchte. Wie er hielten viele Kollegen Online-Plattformen für zu unsicher, um sie für aussagekräftige Prüfungen zu benutzen. Für eine Eins-zu-Eins-Überwachung des Prüflings, ein sogenanntes Proctoring, gebe es keine Kapazitäten.

Leitner kann diese Bedenken verstehen, verlangt aber von seinen Dozenten eine möglichst "gute Fragestellung", die Unterschleif unmöglich mache. "Eine Prüfung wird umso gerechter, je individueller sie ist", sagt er. Deshalb sollen die Professoren entscheiden, wie sie prüfen - und ob sie überhaupt Noten oder gar nur ein "Bestanden" vergeben. "Wir sollten uns von Großzügigkeit leiten lassen und dafür sorgen, dass kein Studierender ein Semester verliert oder die Hochschule verlassen muss."

An der Technischen Universität (TU) versucht man die Prüfungszeit zu entzerren und so viel wie möglich online durchzuführen, erklärt ihr Sprecher Ulrich Marsch. Präsenzprüfungen aber seien mit den gebotenen Hygieneregeln wie etwa beim Abitur möglich. Man suche dafür derzeit nach Veranstaltungsräumen, wohin man ausweichen könne. Geprüft werde beispielsweise die Konzerthalle Freiheiz. In Planung sind aber auch Proctored-Exames mit Multiple-choice-Fragen, während denen die Studierenden zwar zu Hause vor ihrem Rechner sitzen, aber stichprobenartig über ihre Computerkamera überwacht wird, wohin sie schauen. Man arbeite dazu mit einem Unternehmen zusammen, so Marsch. Online-Prüfungen dieser Art seien aus Datenschutzgründen freiwillig. "Wer das nicht möchte, dem bieten wir eine Präsenzprüfung an, die aber womöglich erst im Wintersemester stattfinden kann."

An der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) wird sowohl persönlich als auch online geprüft werden. Noch seien nicht alle Fragen dazu geklärt, sagt Vizepräsident Oliver Jahraus. Die LMU habe sich eine Mantelprüfungsordnung gegeben und alle Prüfungsformen flexibilisiert. Fragen des Datenschutzes würden derzeit noch geklärt. Wie bei Präsenzprüfungen werde man online ein Augenmerk auf Transferwissen legen. Beispielsweise bei Sprachen könnten statt einer Übersetzung, die Studenten mit unerlaubten Hilfsmitteln bewältigen könnten, Erläuterungen zu einem vorgegebenen Text gefragt sein, etwa wo er gut oder schlecht gelungen sei. Prinzipiell müsse man über veränderte Abfragen nachdenken, sagt Jahraus.

Rechtliche Schwierigkeiten sieht er nicht auf die Uni zukommen. Es gebe aus der Vergangenheit keine rechtlichen Grundlagen, auf die man sich jetzt berufen könnte, sagt Jahraus. "Wir wollen grundsätzlich den Studierenden so weit wie möglich bei den Prüfungen dieses Semester entgegenkommen, etwa Wiederholungsmöglichkeiten schaffen, die bislang nicht vorgesehen waren."

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